Wonnemond: Jetzt bin ich mal dran

Das Vollblut muss sich selbst vorstellen, weil es zur Wahl von Düsseldorfs Sportler des Jahres nicht zugelassen wurde.

Wonnemond: Jetzt bin ich mal dran
Foto: Horstmüller

Mein Name ist Wonnemond, ich bin ein vierjähriges englisches Vollblut und hätte gute Chancen, Düsseldorfs Sportler des Jahres 2017 zu werden, sagen die, die mich kennen. Wenn die Menschen mich nur nominiert hätten. Okay, ich habe zwei Beine mehr als meine menschlichen Konkurrenten und meine Sportart wird seit Jahren nicht mehr im Fernsehen gezeigt. Ihr wollt ja immer nur Fußball sehen.

Nein, ich hab keine Starallüren, sagt mein megaerfolgreicher Trainer Sascha Smrczek. Pflegeleicht, ein tolles Phlegma, bis auf die „Störenfriede“, die mich am Schnelllaufen hinderten. Also hat man mich gelegt — das ist so ein Fachausdruck fürs Kastrieren. Jetzt kann ich zwar kein Deckhengst mehr werden, dafür laufe ich um so schneller.

Das Rennen meines Lebens bin ich auf der Istanbuler Galopprennbahn Vieliefendi gelaufen, am 3. September 2017 genauer gesagt und nachzuschauen auf youtube, wenn ihr Wonnemond 2017 eingebt. Ihr braucht dafür kein türkisch verstehen zu können. Ich bin unterwegs immer Letzter, mein Jockey Daniele Porcu trägt eine blau-gelbe Rennfarbe. Ach ja, im Ziel bin ich Erster, weil ich alle auf der Zielgeraden überhole. Dem Kommentator verschlägt es die Stimme. Alle waren sehr gastfreundschaftlich, auch wenn die deutsche Hymne nicht gespielt worden ist bei der Siegerehrung.

Dabei hab ich doch mit Politik gar nichts am Hut. Und mein Besitzer Klaus Wilhelm vom Stall Frohnbach aus Bruchmühlbach-Miesau hat für die international renommierte Topkapy Trophy stolze 300 000 Euro Preisgeld erhalten. Nicht schlecht für einen Düsseldorfer Galopper, der einst als Jährling nur 9000 Euro auf der Baden-Badener Auktion gekostet hat. Ich stamme nämlich aus einer kleinen Zucht in Sachsen-Anhalt, Klaus-Henning Schmoock aus Klüden hat nämlich meine Mama Windaja zum mehrfachen Champion-Deckhengst Areion geschickt.

In unserer Sportart wird nämlich seit mehr als 300 Jahren im Natursprung gedeckt. Nix da mit Samen versenden. Jedenfalls konnte damals noch keiner ahnen, dass ich so ein schneller Bursche werde. Weil mein Papa auch nie die Unterstützung der großen deutschen Gestüte hatte. Deshalb ist Areion auch so ein besonderer Top-Vererber, so nennt man die Deckhengste mit besonderer Vererbungskraft. Jedenfalls habe ich mittlerweile sieben Rennen bei einer Gewinnsumme von über 426 000 Euro gewonnen. Aktuell genieße ich die Winterpause im Grafenberger Wald, die langen Spaziergänge mit meinem Kumpel Ronny Lüdtke.

Mein Besitzer Klaus Wilhelm sagt, dass ich unverkäuflich sei, obwohl das Telefon lange nicht mehr stillgestanden hat. Nach der Rennkarriere werde ich als Familienmitglied Pfälzer und die Ausritte zuhause genießen.

Wenn ihr mich einmal live und in Farbe auf der Galopprennbahn am Grafenberg sehen wollt, dann empfehle ich Euch den 8. April, da soll ich laut meinem Trainer in der Düsseldorfer Frühjahrs-Meile laufen, die ich vergangenen Jahr bereits gewonnen habe. Ach so, die neue Galoppsaison auf Deutschland schönster Pferderennbahn beginnt schon am 25. März mit einem Leckerbissen, dem Fortuna Düsseldorf-Renntag. Nicht vergessen.

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