Tischtennis-WM Tischtennis WM: Jörg Roßkopf für mehr TV-Übertragungen

Bundestrainer Jörg Roßkopf ist wenig begeistert davon, dass die WM quasi unter Ausschluss der Öffentlichkeit stattfindet.

Bundestrainer Jörg Roßkopf (l) steht mit dem deutschen Spieler Dimitrij Ovtcharov an der Platte.

Bundestrainer Jörg Roßkopf (l) steht mit dem deutschen Spieler Dimitrij Ovtcharov an der Platte.

Foto: Rolf Vennenbernd

Düsseldorf. Sieben Kameras, vier Fotografen: Wenn Japaner wie Jun Mizutani oder Koki Niwa bei der Tischtennis-WM in Düsseldorf an der Platte stehen, ist ihnen in der Heimat eine breite Öffentlichkeit gewiss. Der Fernsehsender TVRH überträgt alles live. Alles. Egal zu welcher Uhrzeit. Davon kann Jörg Roßkopf nur träumen. Der Herren-Bundestrainer hat schon viel erlebt. Als er 1989 an der Seite von Steffen Fetzner überraschend in Dortmund Weltmeister im Doppel wurde, überschlugen sich die Medien. 28 Jahre später und nur 70 Kilometer entfernt übertragen ARD und ZDF rund um Pfingsten pro Tag eine Stunde live. Mehr nicht. „Erschreckend wenig im Gegensatz zu anderen Sportarten“, sagt Roßkopf. „Das ist doch ein absoluter Wahnsinn. Wir haben Top-Leute wie Dimitrij Ovtcharov und Timo Boll, trotzdem wollen die Sender erst einmal abwarten, ob die ins Halbfinale kommen und dann erst live berichten. Das verstehe, wer will, das ist für unserem Sport enttäuschend."

Der 48-Jährige verweist auf andere Beispiele: „Zuletzt wurde das Finale der Eishockey-WM zwischen Schweden und Kanada auch ohne die deutsche Mannschaft übertragen und von Sport1 richtig gut präsentiert. Tischtennis kann genauso gut aufbereitet werden. Wie so etwas läuft, hat uns RTL jahrelang mit Skispringen vorgemacht. Wenn sich ein Sender bemüht, ein Studio aufbaut, Interviews führt und drum herum noch etwas macht, dann sind auch Übertragungen vom Tischtennis möglich. Man muss nur wollen."

Roßkopf lässt stete Diskussionen um Regeländerungen für mehr TV-Präsenz nicht gelten: Natürlich könne man überlegen, künftig auf Zeit zu spielen, das Netz höher zu machen oder nur noch Rückhand-Aufschläge zu erlauben. „Aber grundsätzlich geht es doch darum, dass in einer Sportart, die weltweit übertragen wird, bei einer WM im eigenen Land auch einmal ein Zweitrundenspiel eines unserer Stars nachmittags oder abends um 22 Uhr live gezeigt werden muss. Das ginge jetzt schon und hat mit Regeländerungen überhaupt nichts zu tun", sagt Roßkopf.

Deutschland bestehe nicht nur aus Fußball. Wenn in der TV-Übertragung keine Vielfalt herrsche, dann könnten Vereine Kinder und Jugendliche nur schwer für den Tischtennissport begeistern. „Da sollten sich die Politiker vielleicht einmal Gedanken machen, warum die Talentsuche im deutschen Sport so schwer geworden ist und warum die Kinder nicht einmal mehr wissen, welche überragenden Akteure Deutschland eigentlich hat.“ Der Bundestrainer verweist darauf, dass „wir hinter China und Japan die drittbeste Nation sind“. Man sei im Verband gut aufgestellt, dopingfrei und habe eine WM im eigenen Land. Roßkopf: „Was wollen unsere Fernsehschaffenden, die stets sauberen Sport fordern, eigentlich noch mehr?"

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