Rudern: Weltmeister aus Leidenschaft

Der Düsseldorfer Ruderer Robby Gerhardt trainiert gerne, um bei Olympia 2012 in London dabei zu sein.

Düsseldorf. Ideal ist die Ruderstrecke im Düsseldorfer Hafen sicherlich nicht. Im Training muss Robby Gerhardt nach der Hälfte der Strecke eine 90Grad-Kurve fahren, um dann den zweiten Kilometer zurückzulegen. Den Ruderer des RC Germania Düsseldorf stört dies allerdings nicht. Denn er wurde Ende Juli U23-Weltmeister im Leichtgewichts-Vierer.

Inzwischen kann Gerhardt über diesen Erfolg schon wieder etwas entspannter erzählen. Denn eng mit dem Erfolg war auch ein Schicksalsschlag für ihn verbunden: Am WM-Wochenende verstarb sein Großvater.

" Zum einen ist es mein größter Erfolg, zum anderen bringe ich natürlich die Tage in Racice (Tschechien) mit Tod meines Opas in Verbindung", erklärt Gerhardt. "Auf jeden Fall widme ich ihm diesen Titel , denn er hatte schon Eintrittskarten für den Final-Lauf gekauft." Die Freude des Großvaters an der Leidenschaft des Enkels ist eine weitere Motivation, mit diesem Sport noch größere Erfolge zu feiern.

Gerhardt, der im "Team London 2012" von der Stadt Düsseldorf gefördert wird, hat sich natürlich die Olympischen Spiele in drei Jahren als größtes Ziel ausgesucht. Doch bis dahin ist noch ein weiter Weg, die Konkurrenz im Seniorenbereich ist hart. Mit Daniel Wisgott (Etuf Essen), seinem festen Partner im "Zweier" möchte er aber erneut zwei gute Leute zum Einstieg in den Leichtgewichts-Vierer der neuen Saison finden. Denn die Crews bleiben nicht automatisch zusammen. Erfolge bei den nächsten Wettkämpfen und hartes Training bleiben die Voraussetzung für eine erfolgversprechende Perspektive.

Gerhardt hat das Glück, nicht nur großes Talent zu besitzen, sondern auch mit großer Leidenschaft zu trainieren. "Ich steige immer wieder gerne ins Boot. Oft genug muss ich gebremst werden", sagt der 22-jährige Sportler. 1000 bis 1300 Minuten Training in der Woche werden in Protokollen festgehalten, um auf Leistungs-Schwankungen mit Änderungen im Übungsplan reagieren zu können. Trotz des aufwändigen Trainingsprogramms bleibt genug Zeit für die "verständnisvolle Freundin" Kathrin, mit der Robby seit fünf Jahren zusammen ist. "Wir schaffen es gut, Sport, Uni und gemeinsame Aktionen miteinander zu verbinden", sagt Gerhardt, der in Düsseldorf gerade das dritte Semester in Medien- und Kulturwissenschaften angeht.

Auch deshalb sieht der Germania-Ruderer keinen Grund, sich anderweitig zu orientieren. Auf die Frage, ob er sich beispielsweise ein Studium in Oxford und einen Einsatz im berühmten Achter dort vorstellen könnte, winkt er ab. "Ob die so einen wie mich haben wollen, glaube ich nicht", sagt der 22-Jährige. "Ich bin so zufrieden, wie es im Augenblick für mich läuft."

Träumen darf er trotzdem - etwa vom Lake Ruataniwha in Neuseeland, einer der schönsten Gewässer für Ruderer. Die sieben Monate nach dem Abi hat Gerhardt in dieser Ecke der Erde verlebt. Auch der See in Ratzeburg und die Strecken in Kroatien haben es Gerhardt angetan. Dennoch freut er sich immer wieder, wenn er im Düsseldorfer Hafen den Rheinturm fest im Blick hat.

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