Rhythmische Sportgymnastik: Sport für besondere Mädchen

Lea Sophie Höfer zeigt ihr Können der internationalen Konkurrenz beim großen „City Cup“ des SSV Knittkuhl.

Düsseldorf. "Eigentlich bin ich gar nicht so mädchenhaft", meint Lea Sophie Höfer mit einem Blick auf ihr mit roten Pailletten besetztes Outfit. Alles an der zehnjährigen Rhythmischen Sportgymnastin glitzert und blinkt. Für jemanden, der diesen Sport nicht kennt, erscheinen die zierlichen Akteurinnen kaum wie Leistungssportlerinnen.

Doch das widerlegt Lea sofort: "Für diesen Wettkampf habe ich monatelang sechs mal pro Woche drei bis vier Stunden lang hart trainiert!" Und auch ihre Trainerin Teodora Dimitrova pflichtet ihr bei: "Rhythmische Sportgymnastik ist kein Sport für jedes Mädchen. Hier ist nicht nur Talent sondern von klein auf unerbittliche Disziplin gefordert."

Und sie wird es wissen, denn die gebürtige Bulgarin war selbst 20Jahre lang Weltspitzenathletin und betreut nach ihrem durch einen tragischen Unfall jäh verursachten Karriereende den Nachwuchs des SSV Düsseldorf-Knittkuhl.

An diesem Wochenende beobachtet sie die Leistungen ihrer Schützlinge beim vom SSV ausgerichteten "City Cup", zu dem Athletinnen aus Belgien, den Niederlanden, Finnland, sowie die osteuropäische Prominenz aus Estland, Lettland, der Slowakei und Russland angereist sind.

"Es sind zwar keine Akteurinnen aus der Weltspitze vertreten, aber besonders die Russinnen bieten Vorstellungen auf höchstem Niveau - Rhythmische Sportgymnastik ist dort einfach eine Volkssportart", erklärt Dimitrova.

Davon können die Veranstalter hier in Düsseldorf nur träumen. Trotz des Engagements der vielen Freiwilligen bleibt die "große Familie der Rhythmischen Sportgymnastik" weitgehend unter sich. "Die Stadt unterstützt uns als Verein und auch den hier ansässigen Landesleistungsstützpunkt vorbildlich, aber Sportgymnastik wird einfach eine Randsportart bleiben", sagt Walter Friedhoff, der 1. Vorsitzende des SSV Knittkuhl.

Organisatorin Susanne Babka ist vollauf zufrieden: "Es ist ein Riesenaufwand, ein solches Event zu organisieren. Alle Akteurinnen konnten erfolgreich in Gastfamilien untergebracht werden und fühlen sich wohl." Für den Verein, dessen Abteilung Rhythmische Sport Gymnastik seit 2001 Landesleistungsstützpunkt ist, steht vor allem das Knüpfen internationaler Kontakte im Vordergrund, sowie den eigenen Athletinnen einen Heimwettkampf zu bieten.

"Wir möchten, dass die etwa Zehnjährigen ihre ersten internationalen Erfahrungen sammeln und sich für die NRW-Förderung im Hinblick auf Olympia 2016 empfehlen", sagt Friedhoff, dessen Verein inzwischen 60 Akteurinnen, von denen 20 aktiv Wettkämpfe bestreiten, zählt. Für die Mädchen geht es um mehr als puren Ehrgeiz: "Meine Familie ist hier, und ich bin etwas aufgeregt, aber ich mag Musik und Tanzen und finde die Veranstaltung super", sagt Lea Höfer, die als einzige Düsseldorferin beim City-Cup antritt.

Jana Babka ist seit fast einem Jahr an der Hüfte verletzt und fehlt beim großen Turnier. Doch insbesondere in Lea Höfer ruhen die Hoffnungen des SSV, denn die Schülerin wird in diesem Jahr erstmals an den Deutschen Meisterschaften teilnehmen.

Auch für weiteren Nachwuchs ist gesorgt: "Die Eltern müssen ihre Kinder auf Wartelisten eintragen, weil unsere Kapazitäten im Moment erschöpft sind", berichtet die Nachwuchstrainerin Dimitrova mit einem lachenden und einem weinenden Auge, denn sie erklärt: "Früh anfangen und früh aufhören: das ist bei uns die Devise. Mit 20 bist du in dieser Sportart schon fast zu alt."

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