Kampfsport: Boxen gegen die Aggressionen

Der Weg zu einem besseres Leben: Schlagartiger Wechsel von der schiefen Bahn zum Sport.

Düsseldorf. Kevin ist schon mehrmals mit dem Gesetz in Konflikt geraten. "Ich hatte mich nie unter Kontrolle", sagt er. "Ich war total aggressiv und habe mich oft mit anderen Schülern geschlagen."

Hier trainieren Kinder und Jugendliche bis zu fünf Mal pro Woche Boxen, Kickboxen und Muay Thai. Am Wochenende veranstaltete die Sportarena Boxkämpfe unter dem Motto "Champions der Zukunft".

Rund 60 Nachwuchsboxer konnten sich im Ring beweisen. Auch Kevin wollte gerne boxen. "Leider hat sich kein Gegner in der gleichen Gewichtsklasse gefunden. Das ist echt schade. Ich hätte gerne geboxt", sagt er enttäuscht.

Der ehemalige Boxmeister und Kriminalkommissar Kurt Burchardt sitzt in der ersten Reihe. Er beobachtet seine Schützlinge genau im Ring. Seit rund drei Jahren kümmert er sich schon ehrenamtlich um die Jugendlichen in der Düsseldorfer Sportarena.

"Unser Ziel ist es, die Heranwachsenden von der Straße zu holen und ihnen das Gefühl von Gemeinschaft zu vermitteln", sagt Burchardt. "Wir gehen gezielt in Heime und sprechen die Jugendlichen an. Wir bieten ihnen die Chance, sich bei uns körperlich zu verausgaben und neue Freunde kennen zu lernen. Und wir haben natürlich immer ein offenes Ohr für jeden von ihnen."

Zweifel, ob man gewalttätige Jugendliche durch Boxtraining auf die rechte Bahn zurückbringen kann, anstatt dass sie die gelernten Techniken auf der Straße anwenden, wischt Burchardt beiseite. "Keiner der Jungs hier ist noch kriminell. Sie wissen genau, dass wir sie dann fallen lassen würden wie eine heiße Kartoffel. Das wollen sie auf keinen Fall riskieren."

Kevin ist sich sicher, dass auch ihm das Training geholfen hat. "Seitdem ich hier trainiere, bin ich ein ganz ruhiger Typ. In der Schule habe ich mich kein einziges Mal mehr geschlagen." Kevins Traum ist Amateurboxer zu werden.

Jeden Tag trainiert er hart mit Trainer "Junior" Tschibaba. Auch Tschibaba kennt den Sumpf der Kriminalität. "Ich habe früher auch Mist gebaut, aber Kurt Burchardt hat mich da herausgeholt. Ich habe mit ihm zusammen in Gerresheim trainiert. Was ich von ihm gelernt habe, möchte ich jetzt an meine Schützlinge weitergeben."

Und es scheint zu klappen. "Junior ist wie ein großer Bruder für mich. Er und Lennox Lewis sind meine Vorbilder", sagt Kevin. Aber nicht nur das Training soll dem Nachwuchs helfen. Zusätzlich bieten Burchardt und die Trainer Gesprächsrunden für die Jugendlichen und ihre Eltern an.

Ein weiterer Schritt zurück in die Gesellschaft. "Die Heranwachsenden sollen lernen, wie sie mit ihren Problemen umgehen können und vor allem, dass es jemanden gibt, der sich für sie interessiert und hilft", sagt Burchardt.

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