Hochseilgarten: Augen auf und gut festhalten

Mit ein wenig Mut, Balance-Gefühl und Geschicklichkeit verliert die Höhenangst ihre Schrecken. Wir waren beim ersten Test dabei.

Düsseldorf. Nora bläst die Wangen auf. Den Kopf in den Nacken gelegt, schaut sie mit großen Augen zur Hallendecke der "Mensch Sport- und Erlebniswelt" in Düsseldorf-Flingern. Dort befindet sich der neue Indoor-Hochseil-Klettergarten. Und Nora gehört zu den Ersten, die diese neue Attraktion ausprobieren. Die 23-Jährige klettert regelmäßig in der Halle und darf heute mit ihrer Freundin Silke (33) an der Einführungs-Schulung der Betreuer teilnehmen, bevor der Seilgarten für die Kundschaft eröffnet wird. Im Gegensatz zu Klettergärten im Freien können Mutige hier das ganze Jahr ihre Grenzen überwinden. Nach voriger Anmeldung wohlgemerkt, denn: "Der Hochseilgarten ist wegen der Sicherheitsmaßnahmen sehr betreuungsintensiv", so Geschäftsführer Swen Dahlhaus.

Aus der Ferne betrachtet mutet die Konstruktion mit den Baumstämmen über der Boulder-Wand im hinteren Bereich der Halle wie ein Schiff mit vier Masten an - kein Zufall, wie Dahlhaus erklärt: "Wir nennen die Anlage gerne unser Piratenschiff." Wackelige Beine wie bei starkem Seegang bekommen auch Silke und Nora, als ihnen Sven Vollmer die Bestandteile des Seilgartens in luftiger Höhe erklärt. "Beim Klettern macht mir die Höhe nichts aus, da konzentriere ich mich auf die Wand. Aber hier muss ich ja nach unten gucken", sagt Silke, atmet tief durch und erklimmt mutig als Erste die Hängeleiter nach oben.

Vom Podest in zehn Metern Höhe aus geht’s zunächst auf den Wackelbalken. Doch halt - dieses Element erfordert Teamarbeit. "Nur wenn auf der Zwischenebene vier Personen den Balken mit Seilen in der Waagerechten halten, kann man über den Balken balancieren", erläutert Sven den Trick. Er muss es wissen, denn keiner kennt die neue Anlage so gut wie er. Schließlich hat der 33-Jährige dieses Kunstwerk gemeinsam mit dem Schlosser Andi Krämer gebaut. Während unten kräftig gezogen wird, benötigt Silke oben eine große Portion Vertrauen - auch wenn jeder Schritt auf der Anlage natürlich unter doppelter Sicherung erfolgt. Zwei Bänder, vorne am Klettergurt befestigt, sind die ganze Zeit an einem Führungsseil eingehakt.

An der zweiten Station müssen die Kletterer ein dickes Seil ergreifen, das von der Hallendecke baumelt. Dann heißt es gut festhalten, abspringen und zum nächsten Podest schwingen. Überwindung für den Absprung und Timing für die Landung sind gefragt. Nora und Silke zögern zunächst und betrachten skeptisch das Seil. Mehrfach werden die schweißnassen Hände an der Hose trocken gerieben. Doch dann bewältigen beide auch dieses Element mit Bravour.

Die Balkenbrücke, die aus vier an Seilen hängenden Holzbrettern besteht, erfordert Konzentration und Gleichgewicht. Doch sichtlich am meisten Respekt haben Silke und Nora vor dem letzten Teil des Parcours. Hier sind zwei Feuerwehrschläuche aufgespannt, die es zu überqueren gilt. Der Clou: Die Schläuche sind sehr dehnfähig und geben unter dem Gewicht der Kletterer nach. Wer hier parallel oder hintereinander balanciert, kommt leichter ans Ziel. Mit jeder Menge Adrenalin im Blut meistern Nora und Silke Schritt für Schritt auch diese Herausforderung. Erleichtert und stolz erreichen sie die Endstation.

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