Fortunas auffälligster Spieler: Benito Raman

Die Fans lieben den kleinen Belgier, der so unbeschwert an die Sache rangeht. In Braunschweig spielte er mit Rückenschmerzen, bereitete trotzdem das entscheidende Tor vor.

Fortunas auffälligster Spieler: Benito Raman
Foto: Christof Wolff

Wenn ein Weihnachtslied umgedichtet wird, um einem Fußball-Profi zu huldigen, ist das schon eine besondere Auszeichnung und Ehre. Dies ist Benito Raman zuteilgeworden. „Feliz Navidad“, unter anderem vom großen José Feliciano gesungen, war die Vorlage. Der Sänger Ötte dichtete sie um, und jetzt geht das Lied vielen Anhängern nicht mehr aus dem Kopf — besonders die Zeile „Benito Raman, Benito Raman — wir wünschen ihm noch viele Tore“. . .

Beim 1:0-Sieg in Braunschweig hat der schnelle Fortuna-Stürmer den entscheidenden Treffer mit einem energischen Antritt und einem Abspiel in letzter Sekunde auf Torschütze Davor Lovren vorbereitet. Dabei wollte der Belgier eigentlich gar nicht spielen. „Der Einsatz war mehr als fraglich. Er hatte Rückenschmerzen und mich gebeten, ihn beim letzten Spiel vor der Winterpause nicht zu berücksichtigen. Er wollte zuhause bleiben“, erklärte Friedhelm Funkel. Der Trainer verordnete eine Spritze, ließ Raman bis zum Morgen vor dem Spiel in Ruhe und fragte ihn dann erneut, wie es ihm geht.

Die Schmerzen seien zwar nicht ganz weg gewesen. „Aber ich habe ihm gesagt, Benito, Du spielst heute. Es geht doch alles. Er durfte auch selber sagen, ab wann er ausgewechselt werden wollte“, erklärte Funkel. Und Raman machte seine Sache gut, hatte zwar nicht wie sonst ein Dutzend gute Szenen, aber im entscheidenden Moment war er zur Stelle.

Raman sorgt für den Unterschied. Der kleine Belgier, der in der Gunst der Fortuna-Fans inzwischen zu mehr als einem Publikumsliebling aufgestiegen ist, hat so große individuelle Klasse, dass sein Trainer ihn auch bringt, wenn er nicht 100-prozentig fit ist. Aber das Risiko war in Braunschweig kalkulierbar, da Fortunas Cheftrainer natürlich auch keine größere Verletzung riskieren wollte. In Ingolstadt hatte sich der Belgier noch selbst aufgestellt, obwohl er nicht fit war. „Da hätte ich nicht auf ihn hören sollen“, hatte Funkel erklärt.

Durch seine enorme Schnelligkeit und seinen Blick für die Situation ist Benito Raman ein großer Gewinn für die Fortuna. Er hat es sogar geschafft, die Trauer um den Weggang von Ihlas Bebou (fast) vergessen zu machen. Fünf Tore und zwei direkte Torvorlagen sprechen eine klare Sprache. Zudem sorgt er immer wieder mit seinen Aktionen für ein Raunen auf der Tribüne. Raman hat die Hinrunde der Fortuna in großem Maße mitgeprägt.

Seine besondere Stärke ist die (Antritts-)Schnelligkeit. Aber die hatte ein Mathis Bolly in Fortunas Vergangenheit auch, ohne dass dieser davon in dem Maße profitieren konnte. Raman ist aber dribbelstark, überrascht durch unerwartete Wendungen und ist sich für keinen Weg zu schade. Es macht einfach Riesenspaß, diesem Fußballer zuzuschauen. Von dieser Art tummeln sich nur noch wenige in den deutschen Stadien.

Noch gibt es keine Garantie, dass der 23-Jährige auch nächstes Jahr bei der Fortuna unter Vertrag stehen wird. Zwar glaubt der Verein daran, die Situation im Griff zu haben, aber schnelles Handeln wäre hilfreich — selbst wenn klar ist, dass automatisch nach 15 Ligaspielen, in denen Raman länger als eine Hälfte auf dem Platz gestanden hat, ein Dreijahres-Vertrag in Kraft tritt. Eine Kaufoption mit allen Transferrechten soll vorliegen. Es ist aber zu befürchten, dass längst Topclubs auf Raman aufmerksam geworden sind. Und das liegt bestimmt nicht nur an einem schönen Weihnachtslied.

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