Fortuna Düsseldorf Wolf Werner: "Fortuna ist momentan ein Scherbenhaufen"

Herr Werner, Fortuna entlässt wieder den Trainer, acht Spiele bleiben noch. Was halten Sie als ehemaliger Fortuna-Sportvorstand von dieser Maßnahme?

Wolf Werner, ehemaliger Fortunavorstand: "Ich wäre besser nicht gegangen."

Wolf Werner, ehemaliger Fortunavorstand: "Ich wäre besser nicht gegangen."

Foto: dpa

Wolf Werner: Es ist die einzige Möglichkeit überhaupt, die der Verein noch hat. Marco Kurz kann für die Situation nichts. Aber es gilt: Den Trainer rettet nur der Erfolg. Kurz’ Punktausbeute ist nicht so, dass man sagt: Das wird besser.

Der Weg von Fortuna dürfte Sie belasten.

Werner: Schon der Abstieg aus der ersten Liga war unnötig wie ein Kropf. Da müssen wir uns alle sagen lassen: warum haben wir damals nicht entsprechend reagiert? Fast alle haben gesagt: Ach, das wird schon gut gehen.

Glauben Sie jetzt noch an den Ligaerhalt?

Werner: Der Kader gibt es her. Aber jetzt müssen Leute auflaufen, die Herzblut haben. Die Trainer Kurz und Kramer haben immer nur nach Spielsystemen aufgestellt. Und wenn einer im System ausfiel, wurde einer gebacken, der da hinpasst. Das ist keine Struktur, mit der man Erfolg hat. Nicht ich als Trainer bestimme das System, sondern die Spieler, die ich habe. Das fehlte bei Kramer und Kurz.

Was ist passiert bei Fortuna?

Werner: Wenn man innerhalb kürzester Zeit einen solchen Aderlass in der Führungsspitze hat, müssen sich auch mal die Leute fragen, die andere ins Amt setzen, um sie ein Jahr später wieder zu entlassen. Stimmt deren Personalpolitik? Es ist ein Problem, wenn Laien-Fußballkenner alles in der Hand haben wollen.

Kann Friedhelm Funkel Fortuna retten?

Werner: Ich hatte damals schon vorgeschlagen, Friedhelm Funkel zu nehmen. Ihn aber auch nur mit einem Vertrag auszustatten, der bis Saisonende läuft — mit der Zusicherung, dass er der erste ist, mit dem wir sprechen, wenn wir in der Liga bleiben. Denn diese Wahnsinns-Abfindungsspirale muss der Verein mal durchbrechen. Peter Frymuth und ich weinen heimlich in der Kammer, wenn wir sehen, welche finanziellen Möglichkeiten wir hinterlassen haben und wie damit umgegangen wird.

Sie wollen nicht nochmal Verantwortung ?

Werner: Es ist Schnee von gestern. Aber mein Abschied lief nicht so, wie ich es verdient gehabt hätte. Was Aufsichtsratsvorsitzender und sein Stellvertreter mit mir veranstaltet haben, das war unter der Gürtellinie hoch zehn. Ich habe gesagt: Wenn ihr meint, ich soll früher gehen, dann gehe ich zu meinen Bedingungen früher. Wenn ich sehe, was geworden ist, sage ich: Ich wäre besser nicht gegangen. Fortuna ist im Moment ein Scherbenhaufen.

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