Warum Fortuna einen starken Trainer braucht

Das 0:4 in St. Pauli hat wieder gezeigt, wie wichtig eine klare und gute Entscheidung für Düsseldorf ist. Und eine bessere Kommunikation.

Die Fortuna verlor am Montag 0:4 gegen den Tabellenletzten St. Pauli.

Die Fortuna verlor am Montag 0:4 gegen den Tabellenletzten St. Pauli.

Foto: Christof Wolff

Düsseldorf. Am Ende wollte Taskin Aksoy gar nicht mehr über Erwartungshaltungen reden, kein Fazit einer vermaledeiten Saison ziehen. Auch wollte der 47-Jährige nicht über seine Mannschaft sprechen. Aksoy, der die Reserve-Mannschaft der Düsseldorfer mit beachtlichem Erfolg in die Spitzengruppe der Regionalliga geführt und einen ausgezeichneten Ruf genossen hatte, ist jetzt ein Trainer eines namhaften Zweitligisten, der über die Lustlosigkeit seiner Mannschaft ordentlich verbrannt wird. Und der Interimstrainer sagte: „Mit so einer Leistung kann man in der 2. Liga nichts reißen.“

Gerade hatte Düsseldorf 0:4 gegen den Tabellenletzten FC St. Pauli verloren — es war die achte Pleite dieser Saison — und die letzte Chance auf einen Aufstiegsplatz weitgehend uninteressiert hergeschenkt. Die Fans warfen Bierbecher in Richtung des schuldlosen Torwarts Michael Rensing und bekundeten so ihren Unmut. Die Mannschaft ergab sich reichlich seelenlos in ihr Schicksal. Die Hamburger Luft kann kalt sein. Nicht nur der Temperaturen wegen. Im Düsseldorfer Umfeld mag manches bisweilen zu extrem gesehen werden. Aber dass die Dinge beim Fußball-Zweitligisten Fortuna derzeit in bedenklicher Weise aus dem Ruder laufen, ist offensichtlich. „Wir reden zu viel und setzen zu wenig um“, sagte Sergio Pinto, was eine gute Beschreibung für ein großes Problem ist.

Fortuna geht auf St. Pauli unter
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Ein Problem, das der Club ab sofort geradlinig angehen muss: Düsseldorf braucht mehr denn je wieder eine Teamleitung, die Stärke demonstriert und Umsetzung mit der gebotenen Autorität abfordert. Die von der Vereinsführung bedingungslos unterstützt wird. Und vor einer Mannschaft, die nach starker Führung schreit, auch als entsprechend unanfechtbar dargestellt wird. Aksoy kann diese Anforderungen als Interimstrainer ohne jede verbale Rückendeckung nicht erfüllen.

Für einen wochenlangen Schwebezustand, in dem weder Vorstandschef Dirk Kall noch Sportvorstand Helmut Schulte klar Stellung beziehen, geschweige denn mal durch die Nennung eines Anforderungsprofils für einen neuen Trainer eine Struktur erkennen lassen, sind eben allein diese Handlungsträger verantwortlich. Da wird gefloskelt und hingehalten und munter übersehen, dass der Düsseldorfer Mannschaft ein Alibi nach dem nächsten vor die Füße gelegt wird.

„Alles ist möglich, nichts ist unmöglich“, sagt Schulte seit Wochen, wenn er zur Trainersuche befragt wird. Im gerade erst neu formierten Fortuna-Aufsichtsrat sollen sich die Stimmen derer mehren, die dem Vorstand nicht mehr grenzenlos vertrauen wollen. Und selbst wenn die Lösung längst gefunden, wegen der noch laufenden Saison für alle Beteiligten aber noch nicht präsentiert werden kann — wie das etwa bei dem Kandidaten Horst Steffen von den Stuttgarter Kickers der Fall sein könnte — braucht dieser Verein in der aktuellen Situation eine klare Kommunikation: Eine elendig austrudelnde Mannschaft über fast zehn Spieltage kann sich kein Traditionsverein leisten, der in einer Stadt Fußball auf die Bühne bringt, die in ihrer Zuneigung über die Maßen schwankend ist.

Dabei ist ziemlich klar erkennbar, dass die Anforderungen an eine starke sportliche Führung mit dem Abschied von Ex-Trainer Norbert Meier und seinem über die längste Zeit eng mit Meier verbundenen Sportvorstand Wolf Werner verloren gegangen ist. Weder der „Düsseldorfer Junge“ Mike Büskens konnte dieses Vakuum füllen noch Lorenz-Günther Köstner, der so gar kein autoritärer Trainer war, den die Mannschaft dauerhaft ernst nahm. Und auch Oliver Recks entscheidendste Schwäche war es, die Teamführung nach innen auch konsequent nach außen verkaufen zu können. Drei Trainer, dreimal ähnlicher Misserfolg. Immer zwischen Stillstand und Rückschritt.

Für einen „erwachenden Riesen“, wie Günter Netzer die Fortuna zu jüngeren Zeiten in der ersten Liga einmal genannt hatte, ist das reichlich wenig. Und es zeigt, wie sehr dieser Verein in Zeiten, in denen wieder zu viele im Verein ein Wörtchen mitreden wollen, klare Entscheidungswege von wenigen Handelnden braucht, die im Verein Rückhalt genießen. Fortuna hat eine Chance auf einen starken Trainer. Brauchen tut der Verein ihn mehr als lange zuvor.

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