Fortuna Düsseldorf Trainer Funkel: „Die Mannschaft braucht Ruhe, wir werden sie haben“

Fortuna Düsseldorfs Trainer vor dem Saisonstart am Samstag in Sandhausen über ein neues Fortuna-Image, Pokemon-Go-Spiele und die Stürmersuche.

Friedhelm Funkel will mit seiner Mannschaft auf jeden Fall Ruhe bewahren.

Friedhelm Funkel will mit seiner Mannschaft auf jeden Fall Ruhe bewahren.

Foto: Christof Wolff

Herr Funkel, wie sehr ist Fortuna Düsseldorf für den Zweitliga-Start am Samstag beim SV Sandhausen gerüstet?

Friedhelm Funkel:
Wir haben eine gute Vorbereitung absolviert, Die Mannschaft hat sehr, sehr gut mitgezogen, holprige Spiele sind auch mal normal. Wir können sagen: Wir sind sehr gut vorbereitet auf das erste Spiel in Sandhausen.

Muss man mit so vielen jungen Spielern anders arbeiten als mit den älteren?

Funkel:
Nein. Mit den Jüngeren muss man aber mehr sprechen, weil sie die Belastungen nicht gewohnt sind. Aber sie sind sehr wissbegierig, und sie nehmen auch die Erfahrungswerte der älteren Spieler an. Wir sind in den jetzt sechs Wochen Vorbereitung eine richtig gute Einheit geworden.

Glauben Sie, bei der Zusammenstellung der Mannschaft alles richtig gemacht zu haben?

Funkel:
Ich bin davon überzeugt, dass wir vieles richtig gemacht haben. Die endgültige Wertung aber kann ich mit der Punktausbeute und der Art unseres Spiels in den kommenden Wochen abgeben. Das muss stimmen, damit wir mit einer Ruhe weiterarbeiten können, die diese Mannschaft braucht. Wir haben viele unfertige Spieler, die teilweise aus der Regionalliga kommen, die viel verletzt waren und Ansätze gezeigt haben. Fast keiner hat kontinuierlich in der ersten oder zweiten Liga gespielt. Da muss man Erfahrungen sammeln, die nicht immer nur positiv sind. Wir im erfahrenen Trainerteam sind darauf vorbereitet. Egal, wie der Start ausfällt: Wir werden die Ruhe bewahren und unseren Weg konsequent weitergehen.

Druck würde bei dieser Neuausrichtung wohl kaum Sinn machen.

Funkel: Das war ja schon in den letzten Jahren nicht sinnvoll, als man vermeintlich eine bessere Mannschaft hatte. Das waren erfahrenere Spieler, aber es war keine Mannschaft. Das hat nicht gepasst. Ich hoffe, dass wir diesen Weg mit den jüngeren Spielern erfolgreicher starten können. Das wäre die Chance für Fortuna, ein anderes Image aufzubauen. Mit mehr Identifikation. Diese Spieler wollen etwas erreichen, sie sind hungrig. Das merken wir jeden Tag.

Worauf freuen Sie sich in dieser Saison?

Funkel:
Auf jedes Spiel. Ich bin überzeugt, dass wir Fortschritte erkennen werden. Wir wollen mit den Fans eine kontinuierliche Einheit sein. Sie haben uns in schwierigen Zeiten zuletzt fantastisch unterstützt.

Wer von den so vielen neuen und jungen Spielern hat den größten Schritt gemacht?

Funkel:
Die sind alle relativ nahe dran. Aber jene, die in der vergangenen Saison zuletzt gespielt haben, geben ihren Platz auch nicht kampflos her. Die trainieren ja auch gut. Mit Gartner, Sobottka und Akpoguma sind da ja auch junge Spieler dabei. Die Struktur in der ersten Elf muss stimmen. Es gibt Spieler wie Ferati, die aufgrund einer Verletzung ein bisschen hintendran sind. Aber zum Beispiel hat Bebou überrascht in der Vorbereitung. Den erkennt man gar nicht wieder. Özkan Yildirim braucht noch ein bisschen, ist aber auch ein richtig guter Spieler. Der hat lange nicht mehr kontinuierlich gespielt, wir bauen ihn behutsam auf. Der wird uns noch richtig helfen.

Was ist mit Marlon Ritter, der für Gladbachs Reserve so oft getroffen hat?

Funkel
: Er hat auch einen großen Schritt hinter sich. Seine Tore hat er eben in der vierten Liga geschossen, das hat schon seinen Grund. Er muss mehr beißen und läuferisch zulegen.

Bekommen Sie ihn hin?

Funkel:
Ich hoffe das, aber das liegt auch an ihm. Ich will ihn hinkriegen, er hat eine begnadete Schusstechnik und ist torgefährlich. Aber er muss noch häufiger zum Abschluss kommen. Vielleicht wird der ein oder andere früh den Sprung schaffen, der ein oder andere wird aber auch noch drei, vier Monate brauchen.

Wer schießt denn die Tore für Fortuna Düsseldorf?

Funkel:
Ich hoffe viele. Wir haben nicht den typischen Torjäger, bei dem man sagt: Der schießt 15 Tore.

Kommt der denn noch?

Funkel:
Wir sondieren den Markt, wir haben noch drei Wochen Zeit. Aber auch dann haben wir nicht die Garantie auf 15 Tore. Solche Stürmer werden auch seltener. Terodde aus Bochum oder Poulsen aus Leipzig waren zuletzt welche. Wir müssen torgefährlich in der Breite werden. Olli Fink muss Tore machen, Emmanuel Iyoha, wenn er denn vorne spielt. oder Maecky Ngombo, der noch viel dazulernen muss. Der ist willig, der hat Durchschlagskraft, aber er hat Verbesserungspotenzial in Technik und Abschluss.

Mike van Duinen ist immer noch da, kein Wechsel in Sicht. Kann er nochmal Thema werden für Sie?

Funkel:
Nein, er hat keine Chance mehr bei uns, weil ich mich festgelegt habe.

Was ist mit Charlison Benschop von Hannover 96, der immer noch Thema sein soll?

Funkel:
Er ist ein guter Spieler, der Düsseldorf gut kennt. Aber er ist oft verletzt gewesen. Und nach unseren Informationen ist es so, dass er sich in Hannover durchsetzen will. Ich hole keinen Spieler, mit dem ich 70 Prozent zufrieden bin. Ich setze keinem jungen Spieler einen vor, der nicht besser ist. Der Neue sollte im besten Fall die 2. Liga sehr gut kennen.

Haben Sie schon einmal mit so vielen jungen Spielern gearbeitet?

Funkel:
So viele hatte ich noch nie. In meinem zweiten Trainerjahr in Uerdingen, als wir in die erste Liga aufgestiegen sind, waren es mit Markus Feldhoff, Marcus Wedau, Mustafa Dogan und Sebastian Hahn vier 18-Jährige. Das hat gut funktioniert. Ich hatte auch in Frankfurt junge Spieler mit Alex Meier, Benni Köhler, Alexander Huber, das waren so fünf bis sechs, jetzt habe ich 14 davon. Aber: Sie hängen sich rein, es macht total Spaß. Der Altersunterschied zu Ihnen wird ja auch immer größer.

Ist das ein Problem?

Funkel:
Überhaupt nicht. Ich kann ihnen viele Dinge weitergeben. Und ich bin ja auch nicht so verbohrt, dass ich sage: Alles, was heute ist, ist Mist. Du musst nicht alles toll finden, aber du musst es respektieren.

Sie spielen noch nicht Pokemon go?

Funkel:
Nein, nein. Das ist eine andere Welt. Das muss man als Trainer auch nicht. Aber du musst auf der menschlichen Seite auf die Spieler eingehen. Da hat sich nicht so viel verändert. Sie müssen Vertrauen gewinnen. Ich muss die Musik nicht gutheißen. Oder dass das Handy das Wichtigste im Leben eines jungen Menschen ist. Es gibt da Grenzen bei uns, aber ich kann es auch nicht verbieten. Ich jedenfalls bediene keine sozialen Netze, das ist nicht meine Welt.

Wo ordnen Fortuna in der neuen 2. Liga ein?

Funkel:
Ganz schwierig. Stuttgart und Hannover sind aufgrund ihrer Möglichkeiten die Topfavoriten. Stuttgart auch, weil sie mit Jos Luhukay einen super Trainer haben, den ich ja sehr gut kenne. In Hannover muss sich Daniel Stendel beweisen. Er hat zuletzt in der ersten Liga einen guten Job gemacht, da hatte Hannover aber auch keinen Druck mehr, weil man abgestiegen war. Und was kommt danach? Bochum hat viele gute Spieler verloren, Nürnberg auch. Kann St. Pauli noch einmal so eine Saison spielen? Die Liga wird sehr ausgeglichen. Wir brauchen deshalb einen relativ guten Start.

Ein Ziel spricht niemand wirklich aus?

Funkel:
Eine solide Saison spielen, nach Möglichkeit nichts mit dem Abstieg zu tun haben. Das ist das Ziel. Und das ist schon nicht leicht: Aufsteiger Dresden ist hochmotiviert, Aue ist unter Pavel Dotchev in großartiger Manier aufgestiegen. Würzburg ist defensiv sehr stabil, hat sich souverän gegen Duisburg durchgesetzt. Es wird eine ganz spannende Saison.

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