Fortuna Düsseldorf Sportchef Azzouzi: „Beister? Wir sind nicht am Zug“

Langeoog. Rachid Azzouzi ist sich der Schwere der Aufgabe bewusst. Als neuer Sportdirektor von Fortuna Düsseldorf soll er als Nachfolger von Helmut Schulte den Fußball-Zweitligisten mit einer geschickten Kaderplanung wieder in die Erfolgsspur führen.

 Rachid Azzouzi hat bei Fortuna Düsseldorf die Nachfolge von Helmut Schulte angetreten.

Rachid Azzouzi hat bei Fortuna Düsseldorf die Nachfolge von Helmut Schulte angetreten.

Foto: HORSTMUELLER GmbH

Wir sprachen mit dem 44 Jahre alten Ex-Profi.

WZ: Herr Azzouzi, ist Fortuna nach einer verkorksten Saison ein Abenteuer für Sie?

Rachid Azzouzi: Es ist kein Abenteuer, sondern eine Herausforderung - wenn man sieht, wie die Fortuna gelebt wird, welche Begeisterung dieser Verein auslösen kann, trotz der schlechten Rückrunde. Die Hinrunde war nach Platz vier noch ganz gelungen, was danach passiert ist, kann ich aus der Ferne nicht so gut beurteilen. Es sind dann wohl viele Dinge in die falsche Richtung gelaufen. Der Verein ist aber gut aufgestellt. Wir haben die Möglichkeit, das Ganze jetzt mit einigen Veränderungen wieder positiv zu gestalten. Die dringlichste Aufgabe wird sein, alle von Mannschaft, Funktionsteam, Verein, Umfeld und Fans in ein Boot zu holen. Das wäre ein großes Faustpfand. Düsseldorf ist die Nummer 1 in der Stadt, das spürt man einfach, und die Stadt hat auch Lust auf die Fortuna.

Was hat Sie besonders gereizt an dieser Aufgabe?

Azzouzi: Ich bin kein Wandervogel, für mich ist es wichtig, dass ich mich irgendwo heimisch fühle. Ich renne nicht jedem Euro hinterher, mir sind andere Werte wichtiger. Eine vertrauensvolle Zusammenarbeit, Spaß an der Aufgabe und Loyalität. Das Gefühl habe ich hier bei der Fortuna. In der 2. Liga gibt es nicht so viele Vereine, die ein solches Paket wie dieser Verein bietet.

Sind Sie ein Teamplayer?

Azzouzi: Ja, absolut. Das war ich auch als Spieler. Ich übernehme gerne Verantwortung und muss die Richtung als Sportdirektor vorgeben. Das will und werde ich auch. Das heißt aber nicht, dass ich hierhin gekommen bin und sage, jetzt tanzt alles nach meiner Pfeife. Gleichzeitig möchte ich die Aufgabe im Team bewältigen. Nur dann kann man im Profifußball längerfristig Erfolg haben.

Wie reagieren Sie auf Erfolgsdruck?

Azzouzi: Druck begleitet mich schon 25 Jahre in meinem Leben. Schöner ist es, positiven Druck zu haben, der ja auch im Erfolgsfall da ist. Das gehört zum Geschäft, weil du jeden Spieltag bewertet wirst. Damit muss man zurechtkommen.

Wie kann aus dem derzeit überraschend guten Gefühl im Verein auch Erfolg werden?

Azzouzi: Indem man nicht nur darüber redet. Nur das Ganze gut verkaufen, reicht nicht. Ich bin auch kein Verkäufer. Ich möchte gute Arbeit abliefern, was man nur kann, wenn man sich auf seine Aufgaben konzentriert. Man wird nachher sehen, was man geleistet hat, wozu auch ein wenig Glück gehört. Mir ist wichtig, dass alle anpacken und mit Spaß dabei sind. Alle haben Lust und entwickeln eine Vorfreude. Das müssen wir in die Saison hinein transportieren. Das Ziel ist, am ersten Spieltag die bestmögliche Leistung abzuliefern. Gedanken an den Mai 2016 zu verschwenden, macht keinen Sinn.

Verändert sich ein Rachid Azzouzi, wenn er Misserfolg hat?

Azzouzi: Ich bin ein emotionaler Mensch und zeige das auch. Man sieht mir an, wenn ich schlecht drauf bin. Aber grundsätzlich bin ich eine rheinische Frohnatur. Auch die negativen Erfahrungen haben mich geprägt. Die 15 Jahre in Fürth waren sehr erfolgreich, aber irgendwann brauche ich eine neue Herausforderung. Das Schwierige und Ungewisse war für mich immer sehr reizvoll. Ich habe Bock auf die erste Liga, ohne dass das jetzt eine Schlagzeile wäre. Jungs bei Fortuna, die denken, 2. Liga ist schön, sage ich, die erste Liga ist noch viel schöner. Langfristig muss das das Ziel für Fortuna sein. Die Jungs müssen total hungrig sein und darauf hinarbeiten. Man muss das Gefühl haben, dass sie besser werden wollen, aber sie müssen auch wissen, was es bedeutet, für Fortuna zu spielen.

Wie wichtig ist das Teamwork mit dem Trainer?

Azzouzi: Natürlich ist das wichtig, auch wenn man sich nicht ständig in den Armen liegen muss. Man sollte ein so grundlegendes Vertrauen haben, dass man sich auch die negativen Dinge sagen kann. Das Gefühl ist da, deswegen bin ich überzeugt, dass wir das sehr gut hinbekommen.

Wird ein Spieler wie Sercan Sararer die Erwartungen erfüllen?

Azzouzi: Er hat länger nicht gespielt, aber wir suchen doch Typen. Klar, er ist hier nicht als Individualist und muss seine Fähigkeiten schon in den Dienst der Mannschaft stellen. Aber er kann den Unterschied ausmachen. Der Trainer und ich kennen ihn schon lange und wissen ihn zu nehmen. Das heißt nicht, dass er sich alles erlauben darf. Er muss Stuttgart zeigen, dass es ein Fehler war, ihn abzugeben.

Macht es Ihnen etwas aus, dass Sie als Sportdirektor nicht zum Vorstand gehören?

Azzouzi: Das ist mir so etwas von egal. Mir ist wichtig, dass ich die Verantwortung für den sportlichen Bereich habe und die Kompetenzen abgesteckt sind. Der Trainer und das Trainerteam sind die wichtigsten Leute. Denen werde ich den Rücken freihalten.

Wie sieht es mit der Stürmersuche aus?

Azzouzi: Ich werde von den Beratern gefragt, was wir suchen. Wir wollen einen, der Tore schießt. Egal, ob der klein, dick oder schwierig ist, der muss treffen. Das Problem ist, 36 Proficlubs suchen treffsichere Stürmer. Wir müssen kreativ und schnell sein.

Was ist mit Beister, ist es ein realistisches Ziel ihn zu bekommen?

Azzouzi: Wir sind noch interessiert, aber nicht am Zug. Jedem Zweitligisten würde dieser Spieler gut tun. Die Spieler, die zu uns kommen, müssen zu 100 Prozent von der Fortuna überzeugt sein.

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