Sorgenfreies Nürnberg „macht wieder Spaß“

Nürnberg (dpa) - Selbst die Schmerzen in seinem frisch operierten Knie konnten Dieter Hecking die gute Laune nicht verderben. „Das ist schon eine Menge Vorsprung“, befand Nürnbergs angeschlagener Trainer voller Stolz beim Blick auf die Bundesliga-Tabelle.

Die Aussagekraft des Din-A3-Papiers vor seinen Augen rundete einen perfekten Tag ab: Der eigene 2:0-Erfolg gegen Fortuna Düsseldorf im Zusammenspiel mit den Strauchlern der Abstiegsmitbewerber hat das Nürnberger Polster auf den Relegationsplatz kurz vor der Winterpause auf sieben Zähler anwachsen lassen - sorgenfreie Weihnachten sind in Aussicht.

Im Duell mit den Rheinländern sackte der FCN nicht nur die Punkte 17 bis 19 ein, sondern zeigte obendrein auch eine seiner besten Saisonleistungen. Eine Vorstellung, die offenbarte, was für die Franken in der Fußball-Bundesliga möglich wäre, wenn sie denn mal ein wenig Konstanz in den Alltag bekommen würden. Stattdessen war der Druck vor dem letzten Heimspiel des Jahres nach einer allenfalls durchwachsenen Hinrunde wieder deutlich angewachsen - „aber vielleicht braucht die Mannschaft solche kritischen Situation auch. So macht sie wieder Spaß“, kommentierte Hecking erleichtert.

So unerklärlich wie der ständige Leistungsauf- und abschwung des FCN war am Samstag auch die glänzende Vorstellung von Markus Feulner. Derart stark am Ball wie gegen Düsseldorf zeigte sich das einstige Riesentalent vom FC Bayern selten in der deutschen Beletage: Feulner beeindruckte mit Präsenz und punktgenauen Pässen in die Tiefe, Hecking sprach ihm ein Sonderlob aus - und die Reporter wollten wissen, ob das der beste Feulner überhaupt gewesen war. „Das lasse ich mal so stehen“, sagte der Mittelfeldprofi doppeldeutig.

„Das ist eben ein Profi, wie man sich ihn wünscht, der lange um diese Chance arbeiten musste“, urteilte Hecking fast mit der Milde eines Vaters. Feulners echter Papa war vor fast drei Monaten bei einem Luftkissenboot-Rennen tödlich verunglückt - auch deshalb war er bisher nicht richtig in die Spur gekommen. In den jüngsten beiden Partien hatte er wegen einer Sperre gefehlt. Und kehrte dann mit ungekannter Brillanz zurück: Sebastian Polters Führungstreffer bereitete er vor (27. Spielminute), das 2:0 erzielte er selbst (90./+1), obendrein bereitete er zahlreiche weitere Großchancen vor.

„Wenn er die Rolle so interpretiert, wie er sie momentan spielt, ist das natürlich für uns sehr hilfreich“, meinte Hecking - und durfte sich freuen, dass der grippebedingte Ausfall des etatmäßigen Regisseurs Hiroshi Kiyotake dank Feulner nicht auffiel.

Als neuer Tabellen-13. hat der FCN sogar die Fortuna überholt - eine Tatsache, die nicht nur Gästetrainer Norbert Meier recht zerknirscht dreinblicken ließ. Nach zuletzt sieben Punkten aus drei Partien war die Erwartungshaltung im Düsseldorfer Umfeld merklich angestiegen, Axel Bellinghausen fauchte hinterher in Richtung der Düsseldorfer Journalisten: „Das ist interessant, wie innerhalb einer Woche von Euch allen irgendwelche Richtungen vorgegeben werden. Alle setzen plötzlich neue Maßstäbe an uns.“

Mehr als nur ein bisschen klang auch Bellinghausens Wut auf sich selber durch: Alleinstehend vor dem Tor hatte er in der Anfangsphase die große Führungschance vergeben. Coach Meier nahm die Vorlage seines Linksaußen gekonnt auf und meinte: „Mit dieser Möglichkeit hätte er gewissen neuen Ansprüchen auch gerecht werden können.“

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