Plant Heynckes mit Anderson?

Bayers Trainer hat keinen nachhaltigen Eindruck des brasilianischen Verteidigers. Der Bundesligist besitzt aber eine Kaufoption.

Düsseldorf. Jupp Heynckes steckt noch viel zu sehr in der laufenden Saison. Bayer Leverkusen ist Erster, hat die beste Abwehr der Liga, plant den großen Coup. Kein Wunder, dass Trainer-Dinosaurier Heynckes keinen Gedanken an den Brasilianer Anderson Soares de Oliveira von Fußball-Zweitligist Fortuna Düsseldorf verschwendet. "Dazu kann ich zum jetzigen Zeitpunkt wirklich noch nichts sagen", sagte Heynckes, angesprochen auf die Zukunft von "Bamba" Anderson.

Vielleicht hat er sich auch noch gar nicht mit dem 21-jährigen Brasilianer auseinandergesetzt, auf den Bayer Leverkusen seit zwei Jahren eine Kaufoption besitzt. Wohlgemerkt: Einen Vertrag mit dem Spieler hat Leverkusen nicht. So ist Anderson auch nicht von Leverkusen an Düsseldorf ausgeliehen, wie es bisweilen fälschlicherweise heißt.

Sondern: Leverkusen hat sich in der Zeit, in der Späher unter der Leitung des damaligen Bayer-Scouts Michael Reschke in Brasilien sichteten, über den Spielerberater eine Kaufoption auf Anderson gesichert - und sorgt seither dafür, dass der junge Brasilianer in Deutschland weiterentwickelt wird, um eines Tages eine Rolle beim Bundesliga-Spitzenreiter spielen zu können.

Nur dank der guten Kontakte zu Bayer Leverkusen konnte Fortuna-Sportdirektor Wolf Werner im Sommer Anderson günstig nach Düsseldorf locken. Dass der Brasilianer im Jahr zuvor eine miserable Spielzeit beim Zweitligisten VfL Osnabrück gespielt hatte und in der laufenden Saison zu seinem brasilianischen Verein FC Tombense zurückgekehrt war, tat sein Übriges.

"Das war unser Weg im Sommer. Diese Option auf Spieler, die wir bezahlen konnten, haben wir gezogen. Manchmal lohnt sich das", sagt Wolf Werner, der sich für die Verpflichtung Andersons getrost auf die Schulter klopfen darf. Seit dem Pokalspiel gegen den HSV, dem ersten Pflichtspiel der Saison, ist Anderson gesetzt, begeistert durch filigrane Defensivarbeit. "Er hat sich seinen Einsatz sofort durch die Trainingsleistung erkämpft - und hat die Chance genutzt", sagt Werner.

Nicht ohne vorzubauen: "Für niemanden geht es immer nur nach oben. Es kommen auch Rückschläge, es geht nicht nahtlos weiter." Zu euphorisch mag Werner nicht sein, kein Wunder: Sobald in Leverkusen das Interesse an Anderson geweckt ist, hat die Fortuna verloren. Will Heynckes den Brasilianer, ist Anderson weg. "So ist das unter Ehrenmännern", sagt Werner und deutet an, dass diese mündliche Absprache von allen Beteiligten ohne Streitpotenzial eingehalten werden würde.

Schon jetzt wird Anderson, der auch in Leverkusen wohnt, bei Bayer eigens mit einer deutschen Sprachlehrerin versorgt. "Langsam muss er anfangen, jetzt ganze Sätze zu sprechen", sagt Fortuna-Trainer Norbert Meier. Trotzdem kämpft Werner schon jetzt um Anderson: "Ihm würde es gut tun, noch ein weiteres Jahr in Düsseldorf zu lernen. Ich glaube nicht, dass er bei Bayer eine Chance gegen die Innenverteidiger Sami Hyypiä und Manuel Friedrich hätte", sagt Werner.

Jetzt müsse er erst einmal beweisen, dass er das Niveau halten könne, sagt Werner. Damit auch Jupp Heynckes schon bald mehr mit dem Namen "Bamba" Anderson anfangen kann.

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