Mike Büskens im Interview: „Fortuna bleibt ein geiler Verein“

Der vom Tabellen-15. der 2. Liga beurlaubte Trainer Mike Büskens wünscht seinem Nachfolger und der Mannschaft alles Gute.

Düsseldorf. Mike Büskens hat ein wenig Zeit gebraucht, um die Enttäuschung zu verarbeiten. Doch der 45 Jahre alte Trainer stellt sich der Kritik und findet offene Worte nach seiner Beurlaubung. Wir sprachen mit ihm.

Warum ist Ihr Projekt Fortuna gescheitert?

Mike Büskens: Wir wollten die Spielweise umstellen. Mit viel Ballbesitz agieren und nicht reagieren. Die Spieler haben in der Vergangenheit vom schnellen Umschalten von Defensive auf Offensive gelebt. In der zweiten Liga geht man als Fortuna oft als Favorit in die Spiele. Der Gegner gibt dir mehr Spielanteile und will dich auskontern. Das ist ein Prozess des Umdenkens, der Zeit braucht, bei dem es Rückschläge geben kann. Nach den ersten erfolgreichen Spielen haben wir durch sportliche Rückschläge an Leichtigkeit und durch Verletzungen und diversen anderen Gründen an Stabilität verloren.

Hat es in der Mannschaft vielleicht doch nicht so gestimmt, wie die Spieler es uns und die Öffentlichkeit glauben lassen wollten?

Büskens: Der Umgang in der Kabine war immer in Ordnung. Wir haben durch diverse Aktionen das Gemeinschaftsgefühl gestärkt, aber Fortuna hat in den letzten 18 Monaten 31 neue Spieler geholt und die gesamte Kabine muss sich finden. Die Jungs müssen das nur auf das Spielfeld übertragen. Der Einzelne wird nicht als Sieger aus dieser Situation kommen.

Sind die falschen Spieler verpflichtet worden?

Büskens: Man hat uns öfter Spieler angeboten, die ein vielfaches von unseren Stammspielern verdienen wollten. Hätte ich damals auf einen solchen Transfer intern bestanden, wäre ich wohl heute noch im Amt. Das konnte ich aber wirtschaftlich gegenüber dem Verein und der Kabine nicht verantworten und heute tragen diese Spieler ein anderes Trikot. Mit Benschop, Bomheuer, Kenia, Gianniotas, Gartner, Halloran und Bebou hat die Fortuna junge Spieler mit gutem Potenzial verpflichtet. Rensing ist ein guter und erfahrener Torwart, Heinrich Schmidtgal hat in den wenigen Spielen seine Qualität gezeigt. Bancé kam sehr spät zu uns und hat mit seinen 2 Toren schon Punkte gebracht und Hoffer wird bald das zeigen, was er auf dem Trainingsplatz immer wieder andeutet.

Hat die Mannschaft nicht mehr Potenzial?

Büskens: Wir werden das Potenzial nach der Winterpause sehen. Spieler wie Schmidtgal, Bellinghausen, Bodzek und Kenia sind zur Wintervorbereitung wieder fit. Halloran, Gartner, Bebou und Gianniotas haben sich sehr gut entwickelt und mit 1-2 weiteren Veränderungen im Kader wird Fortuna eine gute Restrunde spielen.

Warum konnte es bisher nicht geweckt werden?

Büskens: Weil wir durch teils monate- oder wochenlanger Verletzungspausen immer wieder umstellen mussten. Immer wieder fielen Gerüstspieler aus.

Hätten Sie sich mehr Ruhe im Umfeld gewünscht?

Büskens: Fortuna ist ein Traditionsverein, der im Herzen der Düsseldorfer eine große Rolle spielt. Bei ausbleibendem Erfolg entsteht dann auch schnell Unruhe. Ich war nur überrascht über den frühen Zeitpunkt. Es begann nach wenigen Spielen im August, und da hätte ich mir Rückendeckung seitens des Vereins gewünscht. Das räumte der Vorstand jetzt auch als Versäumnis ein.

Können Sie die Enttäuschung der Fans nachfühlen?

Büskens: Die Enttäuschung der Fans unterscheidet sich nicht von meiner. Wir alle haben erhofft, dass der Umbruch schneller voran geht.

Sind Sie immer fair behandelt worden?

Büskens: Ob ich immer fair behandelt worden bin,sollen hingegen lieber Menschen beurteilen, die mich in der tagtäglichen Arbeit mit dem Team gesehen haben. Die mich auf dem Platz, in der Kabine und im Umgang mit den Menschen erlebt haben.

Was wünschen Sie der Fortuna und sich für die Zukunft?

Büskens: Bei aller persönlichen Enttäuschung über die Beurlaubung ist und bleibt die Fortuna ein geiler Verein! Ich wünsche Oli und den Jungs jetzt die sportlichen Erfolge für eine ruhige Vorweihnachtszeit

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