Interview mit Dirk Kall: „Aufstieg kommt nie zu früh“

Fortunas Aufsichtsrats-Vorsitzender Dirk Kall über die Perspektiven des Klubs und die Vertragsverlängerung mit Norbert Meier.

Herr Kall, wie fällt Ihre Bilanz des zweiten Halbjahres 2011 für die Fortuna aus?

Dirk Kall: Das komplette Kalenderjahr war sehr erfreulich und deutlich über Plan. In vielerlei Hinsicht, nicht nur sportlich, können wir sehr zufrieden sein. Vor allem, wenn man bedenkt, wo wir zunächst nach dem Saisonstart im vorletzten Jahr platziert waren. Die Mannschaft hat sich unter der Führung der sportlichen Leitung zusammengefunden, und die Entwicklung hat mit der tollen Hinrunde in dieser Saison eine Fortsetzung gefunden.

Hat es Sie gestört, dass die beiden letzten Spiele des vergangenen Jahres verloren wurden?

Kall: Irgendwann mussten wir in der Liga ein Spiel verlieren, und Paderborn war ein sehr starker Gegner. Gut, dass dann das Pokalspiel kam. Es war eine unglückliche Niederlage gegen Dortmund, aber man muss auch sehen, dass wir gegen den Deutschen Meister gespielt haben. Natürlich war ich wie viele andere auch bis zum nächsten Tag traurig. Erst dann setzte der Stolz auf das Erreichte ein. Für uns war es trotzdem ein Klasse-Abschluss des Jahres, vor allem was die Stimmung und die Begeisterung der Zuschauer anging.

Wie kann die Fortuna an die Rückrunde herangehen, ohne im Kampf um den Aufstieg zu verkrampfen?

Kall: Die Vereinsführung muss gar nicht verkrampfen, wir arbeiten weiter, Schritt für Schritt. Wir werden die Mannschaft nicht unter Druck setzen. Wenn der Aufstieg klappt, freuen wir uns alle. Wenn wir es nicht schaffen, bricht für uns auch nicht die Welt zusammen. Denn ich sehe die Fortuna auf einem längeren Entwicklungsweg. Wichtig ist, dass sich der Verein wirtschaftlich souverän und professionell darstellt. Wir haben in allen Bereichen gute Arbeit geleistet.

Ein Nicht-Aufstieg würde also nichts kaputt machen?

Kall: Nein, ich gehe definitiv davon aus, dass dies nicht eintreffen wird. Zumal man einen Aufstieg nicht einfach so planen kann. Wir schauen mit Freude und ohne Druck 15 Meisterschaftsspielen entgegen und dies bei einem sehr engen Tabellenbild an der Spitze der 2. Liga. Das verspricht doch Spannung pur gerade für jeden Fußballfan.

Wenn der Aufstieg im vergangenen Jahr zu früh gekommen wäre, würde es jetzt passen?

Kall: Da halte ich es wie unser Sportvorstand Wolf Werner. Ein Aufstieg kommt nie zu früh. Wir haben uns in der Entwicklung sicherlich ein Stück nach vorne bewegt. Ich stehe der Aufstiegsmöglichkeit aber tatsächlich noch ein Stückchen positiver gegenüber.

Das heißt, die Fortuna könnte sich in der ersten Liga halten?

Kall: Ein Aufstieg wird an unserer positiven Entwicklung nichts ändern. Nur werden wir in der 1. Bundesliga einige Spiele vom Charakter des Dortmund-Spiels haben, wie beispielsweise gegen die Bayern, Köln oder Gladbach. Ich glaube fest daran, dass wir in der 1. Liga nicht anders auftreten werden als in der 2. Liga — und in allen Belangen sehr bodenständig agieren. Der Aufsichtsrat hat dann die Aufgabe, den Verein aus dem Hintergrund erstligareif mit zu entwickeln.

Wie sehen Sie die Entwicklung bei den Sponsoren?

Kall: Die Sponsoren-Einnahmen haben sich in den vergangenen Jahren deutlich gesteigert. Gemeinsam mit unserem Vermarktungspartner Infront haben wir in dieser Hinsicht eine gute Entwicklung genommen.

Als Weihnachtsüberraschung gab es ein wenig Knatsch um die Verlängerung des Trainer-Vertrages. Hat Sie das geärgert?

Kall: Zunächst haben wir den Vertrag mit Wolf Werner verlängert. Das ging geräuschlos und war von großem Vertrauen geprägt. Dass wir mit dem Trainer ebenfalls verlängern, steht außer Frage. Über Weihnachten gab es nicht so viel zu berichten, deswegen kam es da wohl zu etwas Unruhe. Ich weiß, dass die Gespräche von Anfang an positiv verlaufen sind. Wir werden uns einigen, und um wiederum einen Vorstandskollegen, Paul Jäger, zu zitieren: ,Norbert Meier gehört zur Fortuna, Fortuna gehört zu Norbert Meier.’ Seine Philosophie passt zu unserem Verein. Und ich glaube, dass auch er letztlich von der Entwicklung der Fortuna profitiert hat.

Wie sieht es beim Spielraum für die Vertragsverlängerungen mit den Spielern aus?

Kall: Wir werden jetzt nicht die Gehälter automatisch erhöhen, nur weil wir an erster Stelle stehen. Entsprechend der Entwicklung werden wir Anpassungen vornehmen, die aber sicher nicht aus dem Rahmen fallen werden. Mit dem attraktiven Namen Fortuna Düsseldorf und den Entwicklungschancen gerade auch für junge Spieler sind wir ein Verein für Profis, die nicht nur auf den Euro schauen.

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