Fortunas größte Baustellen

Vier Niederlagen in Folge in der Fußball-Bundesliga zeigen es an: Düsseldorf hat einige Probleme zu beseitigen.

Düsseldorf. Trotz vier Niederlagen in Folge bleiben die Verantwortlichen bei Fortuna Düsseldorf ganz gelassen. Der Applaus der Mitglieder bei der Jahreshauptversammlung und das erfreuliche Verhalten der Fans auf den Rängen lässt erahnen, dass die Stimmung in Düsseldorf entgegen mancher Befürchtung tatsächlich nicht so schnell kippen wird.

Immerhin ist der Aufsteiger noch 15., steht also auf einem Nichtabstiegsplatz der Fußball-Bundesliga. „Wenn jetzt Schluss wäre, würden wir uns alle auf die Schulter klopfen, weil wir unser Ziel erreicht hätten“, sagte Vorstandssprecher Peter Frymuth.

Im Heimspiel gegen die TSG Hoffenheim am Samstag (15.30 Uhr, Arena) haben es die Fortunen also noch in der eigenen Hand, den Absturz auf die Abstiegsränge zu verhindern. Die zwei erzielten Treffer in der Leverkusener Arena in der Vorwoche machen Mut, drei Gegentore und eine erneute Niederlage offenbaren aber, dass einige einige Baustellen zu bearbeiten sind:

Nach dem Schock im Mittwochstraining mit der Sprunggelenksverletzung von Dani Schahin gehen der Fortuna die Stürmer aus. Für Stefan Reisinger könnte der Einsatz nach erneut auskurierter Knieverletzung zu früh kommen, auch wenn er wieder im Mannschaftstraining dabei ist. Nando Rafael konnte zuletzt wegen seiner Adduktorenzerrung nur ein Lauftraining absolvieren.

Tendenz: Rafael fehlt gegen Hoffenheim, auch, wenn er selbst sagt: „Es ist nicht so schlimm.“ Einzig zu hundert Prozent einsatzbereiter Stürmer ist derzeit der unerfahrene Gerrit Wegkamp. Womöglich könnten auch Ken Ilsø oder Robbie Kruse in vorderster Spitze gegen Hoffenheim beginnen. Eine Ideallössung ist das aber zurzeit nicht.

Letzte Möglichkeit: Andrey Voronin beginnt in der Spitze, immerhin hat er diese Rolle in früheren Zeiten in Berlin passabel ausgefüllt. Aber Voronin und die Fortuna — das ist ein ganz eigenes Thema.

Vor zwei Monaten sagte Trainer Norbert Meier über Voronin: „Wir müssen ihn ein wenig als freischaffenden Künstler auf dem Feld laufen lassen.“ Diese Erkenntnis ist Vergangenheit, Voronin steht nicht im Verdacht, der Fortuna zur dringend notwendigen Kompaktheit verhelfen zu können.

Zuletzt stand der Ukrainer zweimal nicht im 18er-Kader berufen. Trotzdem hält Meier hält seinem Star, der immerhin rund 500 000 Euro Leihgebühr gekostet hat, die Tür offen: „Der nominierte Kader hatte es verdient. Andrey kann sich aber jederzeit wieder reinspielen.“ Ob es schon gegen Hoffenheim reicht?

Immerhin vier Teams der Liga haben noch weniger Treffer erzielt als die Düsseldorfer. Aber in der Hälfte der Saisonspiele stand vorne die „Null“. Selbst der zu Beginn der Saison gefeierte Dani Schahin strahlt zu wenig Quirligkeit aus.

Gewiss werden die Verantwortlichen die Problemzone Sturm als solche erkannt haben, auch wenn Manager Wolf Werner über Probleme im Kader „nur mit dem Trainer“ sprechen will. Geld für eine Verstärkung in der Offensive in der Winterpause ist auf jeden Fall da. „Wir haben alle Möglichkeiten“, sagt Werner.

Auch wenn die Innenverteidiger Jens Langeneke und Juanan zuletzt gewiss nicht alleine Schuld trugen an den vielen Gegentoren: Das Fehlen von Stelios Malezas (Muskelfaseriss) geht in erstaunlicher Weise einher mit der Defensivschwäche. Mit dem Griechen gab es vom ersten bis zum siebten Bundesliga-Spieltag nur drei Gegentore.

Ohne ihn schlug es zwölf Mal in drei Begegnungen ein. Obwohl der 27-jährige Malezas erst mit Verspätung verpflichtet worden war, verstand er sich trotz der Sprachbarriere mit seinen Nebenleuten von der ersten Minute an perfekt.

Gegen Bayern und Leverkusen zeigte sich deutlich, wie weit die Spitzenteams in punkto Technik, Ballfertigkeit und Gedankenschnelligkeit voraus sind. Das durfte man nicht anders erwarten, umso mehr aber bedarf es der konstant angewendeten kämpferischen Tugenden des Teams.

Das Problem: Die unglaublich hohe Laufbereitschaft der Fortunen hat zu viele individuelle Unkonzentriertheiten zur Folge, die zu Gegentoren führen — wie zuletzt in Leverkusen.

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