Analyse Fortunas Aufstiegschancen - Noch einmal wie 2012

Fortuna Düsseldorf beginnt heute gegen Aue Teil zwei des Aufstiegsrennens. Es gibt gute Gründe, warum die 1. Liga schon bald keine Utopie mehr sein muss.

Friedhelm Funkel will insgeheim viel mehr, als er öffentlich zu verkaufen bereit ist.

Friedhelm Funkel will insgeheim viel mehr, als er öffentlich zu verkaufen bereit ist.

Foto: dpa

<h2>Der Trainer

Fünf Mal ist Friedhelm Funkel mit seinen Mannschaften in die erste Liga aufgestiegen. Das ist keinerlei Garantie auf ein sechstes Mal, trotzdem kann Düsseldorf von Funkels Erfahrungsschatz profitieren. Der Trainer ist heiß, will insgeheim viel mehr, als er öffentlich zu verkaufen bereit ist („Wir wollen oben dabei sein“). Weil Funkel erkannt hat, dass die Gelegenheit so günstig ist wie selten und sein Kader durchaus die Klasse hat, nach dem Aufstieg 2012 ein nächstes Mal den großen Wurf zu schaffen.

Die, die kommen, stehen fast immer ansehnlich hinter ihrer Mannschaft. Was darüber hinausgeht, ist das so genannte Düsseldorfer „Opernpublikum“: Diese Fußball-Interessierten kommen, wenn es läuft und bleiben schnell fern, wenn wenig geht. Bei Fortuna ist diesbezüglich Luft nach oben: Gegen Aue werden heute Abend nur wenig mehr als 20 000 Fans erwartet, im Schnitt haben bislang 26 076 Fans die Düsseldorfer Heimspiele besucht. Das ist ausbaufähig — und wird garantiert deutlich mehr, wenn Düsseldorf weiter oben mitspielt. Gegen Saisonende kann eine volle Arena dann zum echten Trumpf werden.

Ist ziemlich ausgeglichen besetzt, auch die zweite Reihe ist für Zweitliga-Verhältnisse stark. Den vielleicht besten Job haben die Einkäufer um Kaderplaner Uwe Klein und Sportdirektor Erich Rutemöller im vergangenen Sommer gemacht, als die Schwachstellen systematisch ausgemerzt wurden. Fortuna spielte bis dato zu langsam und behäbig und hat darauf mit schnellen Offensivspielern wie Benito Raman oder Jean Zimmer oder dem technisch und taktisch beschlagenen Aufbauspieler Florian Neuhaus reagiert. Allesamt Volltreffer. Jetzt will man tatsächlich nichts unversucht lassen. Ins Bild fügt sich der Japaner Genki Haraguchi, den Fortuna gestern von Hertha BSC bis zum Saisonende auslieh, nachdem der 26-Jährige sein Arbeitspapier in Berlin verlängert hat. „Mit seiner Schnelligkeit und seiner Dribbelstärke wird er eine weitere Belebung unserer Offensive sorgen“, sagte Funkel erfreut. Ihm steht das komplette Aufgebot zur Verfügung, der Konkurrenzkampf ist enorm.

Ist gewiss nicht schlecht, aber niemand ist so überragend, dass dessen Aufstiegsticket schon gebucht werden müsste. Die direkten Konkurrenten SV Sandhausen, FC Ingolstadt und Holstein Kiel kommen in der Rückrunde allesamt in die Düsseldorfer Arena, in Braunschweig gelang bereits vor der Pause im ersten Spiel der Rückrunde ein wichtiger Erfolg (1:0). Und die Chancen sind gut, dass Fortuna mit guten Ergebnissen gegen Aue und in Kaiserslautern zu Beginn zusätzliche Fahrt aufnehmen kann. Am Ende der Saison könnte es richtig spannend werden: Kiel kommt am vorletzten Spieltag (6. Mai) nach Düsseldorf, das letzte Spiel steigt dann am 13. Mai beim derzeitigen Tabellendritten in Nürnberg.

20 Gegentore aus 18 Spielen sind eine gute bis sehr gute Defensivbilanz. Noch besser sind nur vier Niederlagen aus 18 Spielen bislang. Eine ungeschriebenes Gesetz lautet: Wer nicht mehr als acht Spiele verliert, steigt im Normalfall auf. Düsseldorf ist also auf einem guten Weg. Klar ist aber auch: 27 Tore bislang sind ausbaufähig, sowohl Kiel (37) als auch Nürnberg (36) haben deutlich mehr Tore erzielt.

Allen scheint bewusst, welche Chance Fortuna Düsseldorf hat. Auf einem enthemmten Fußball-Markt, bei dem ein Aufstieg in die erste Liga nicht nur ideell, sondern vor allem finanziell ein Lottogewinn ist, hat Fortuna sich eine große Chance erspielt der Reihe von Traditionsvereinen zu entkommen, die nach einem Abstieg dauerhaft nicht mehr zurückfinden. Es ist keine Laune des Trainers, dass Funkel intensive Konditionseinheiten gefahren ist: Im Kampf um den Aufstieg will man alles in die Waagschale werfen — und sich später nicht vorwerfen lassen, nicht alles unternommen zu haben.

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