Fortuna Düsseldorf Fortuna schiebt zu viel auf die lange Bank

Es wird Zeit, dass der Verein einige brisante Entscheidungen trifft. Doch nicht bei allen Dingen ist der Zweitligist Herr der Lage.

Fortuna Düsseldorf: Fortuna schiebt zu viel auf die lange Bank
Foto: Christof Wolff

Düsseldorf. Eigentlich sieht es ja so aus, als hätte Fortuna Düsseldorf noch Zeit genug, alle offen stehenden Fragen in ihrem Sinne zu klären. Der Fußball-Zweitligist beginnt erst am Montag, 27. Juni, mit dem Training und auch bis zum ersten August-Wochenende, wenn die neue Saison startet, bleibt noch reichlich Handlungsspielraum. Doch andere Vereine sind bereits weiter, vor allem in Sachen Verpflichtungen von Spielern. Auch in den Vereinsgremien muss die Fortuna noch ihre Hausaufgaben machen.

Der Umstand, die Liga im Schlussspurt gehalten zu haben, hat in Düsseldorf genügend Glücksgefühle ausgelöst. Doch für eine anständige Kaderplanung war die unsichere Lage bis zum allerletzten Spieltag Gift. Alle „attraktiven“ Spieler, deren Verträge bei anderen Vereinen ausgelaufen sind, haben sich früh vor Angeboten nicht retten können. Fortuna hat nur mit einem „wahrscheinlichen Klassenerhalt“ mitbieten können. Das war den meisten Spielern zu unsicher, und sie haben woanders unterschrieben. St. Pauli etwa verpflichtete beispielsweise den Stürmer Aziz Bouhaddouz (Sandhausen) und Talent Richard Neudecker (1860 München). Die Löwen holten Malik Fathi (Mainz/Kayserispor), und Braunschweig schnappt der Fortuna Offensivtalent Julius Biada von der Namenscousine aus Köln weg — um nur ein paar Beispiele zu nennen.

Und Fortuna hat ein weiteres Problem. Transfererlöse hat es aktuelle keine gegeben. Und große Ablösesummen kann der Verein so nicht stemmen, auch weil das hohe Gehaltsgefüge Spielraum nimmt. Es sei denn, die Spieler mit hoch dotierten Verträgen würden den Verein verlassen. Das gilt für Karim Haggui, Didier Ya Konan, Sercan Sararer und Christian Strohdiek, denen die Fortuna wohl keine Steine in den Weg legen würde. Friedhelm Funkel möchte jedenfalls genau wie von Sportdirektor Rachid Azzouzi immer wieder angesprochen wurde, eine junge und hungrige Mannschaft aufbauen. Ohne den Weggang der oben Genannten, die alle noch Verträge bis mindestens 2017 haben, wird es schwer, hochkarätige Neuverpflichtungen zu finden. Und nur mit No-Name-Spielern wird es wohl wieder von Anfang an ein Kampf gegen den Abstieg.

Klar ist nur, dass Lars Unnerstall den Verein unbedingt verlassen möchte, nachdem er bereits im Winter offenbar Angebote aus der Bundesliga hatte. Damit muss auch ein neuer Torhüter verpflichtet werden. Obwohl Unnerstall noch bis 2017 an Fortuna gebunden ist, wird man ihn gehen lassen. Auch weil der „Lange“ sich hinter Michael Rensing in schweren Zeiten als absoluter Teamplayer erwiesen hat.

Dass Rachid Azzouzi immer noch keine Klarheit über seine Zukunft hat, kann in einer solch wichtigen Phase für einen Sportdirektor einfach nicht angehen. Oder hat der Verein schlicht versäumt, die Öffentlichkeit darüber zu informieren, dass es für Azzouzi in der gleichen Position weitergeht? Hier steht immer noch eine ganz klare Aussage von Vereinsseite zu dieser Personalie aus. Obwohl Fortuna sich offensichtlich immer noch um Sven Mislintat (Chefscout bei Borussia Dortmund) als neuen Sportvorstand bemüht, sollte die Zeit ausgereicht haben, um über die Zukunft von Azzouzi zu entscheiden. Dabei wird die Vereinsspitze bedenken, dass nicht alle umstrittenen Entscheidungen (Trainer Kramer, Ya Konan, Haggui) dem Sportdirektor anzukreiden sind. Die Verpflichtungen von Demirbay und Madlung gingen auf das Konto von Azzouzi, und Vorstand sowie Aufsichtsrat haben alle Entscheidungen ja auch letztlich abgenickt. Zudem hat der Zweitligist nicht die Zeit, jetzt einen neuen Sportdirektor einzuarbeiten. Eine idealen Zeitpunkt dafür gibt es aber auch nicht.

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