Fortuna-Fans meckern und feiern

Die Kiezkneipe „Bilker Häzz“ wird für Dauerkartenbesitzer zur Ersatzheimat bei den Auswärtsspielen.

Fortuna-Fans meckern und feiern
Foto: Judith Michaelis

Auf allen drei Flachbildschirmen der Kneipe „Bilker Häzz“ ist am Freitag um Viertel vor sieben das selbe Bild zu sehen. Benito Raman sprintet durch die Braunschweiger Hälfte. Die ersten springen schon auf, als er alleine auf das Tor zuläuft. Als ihm der Ball verspringt, fangen die ersten schon wieder an, zu meckern. Doch wenige Sekunden später will davon niemand mehr etwas wissen, als der Ball bei Davor Lovren landet, der ihn im leeren Tor unterbringt und Fortuna damit zum Zweitliga-Spitzenreiter macht.

Dieses emotionale Hin-und-Her, wie beim 1:0 der Fortuna in Braunschweig, macht für viele Menschen den Reiz am Fußball aus. Und vor allem den Reiz daran, die Spiele unter Gleichgesinnten in einer Kneipe, wie dem „Bilker Häzz“ in der Bilker Allee, zu sehen. Die meisten Stammkunden kommen zu Auswärtsspielen, während sie zu Heimspielen ins Stadion gehen.

In der Kneipe gucken sie das Spiel gemeinsam und hochkonzentriert. Jeder Fehlpass und jeder Schussversuch wird mit einem Kommentar abgehandelt. Wirklich miteinander gesprochen wird während des Spiels daher kaum. Außer bei der Frage, ob jemand noch ein Getränk haben möchte, wird auf die Halbzeitpause verwiesen, wenn jemand angesprochen wird. Warum aber gerade diese Kneipe als „Ersatzheimat“ für Auswärtsspiele genutzt wird, erklärt der 47-jährige Andreas: „Die Leute sind hier einfach besonders nett und mit den Sesseln ist es hier schöner und gemütlicher, als in anderen Kneipen.“

Auch bekannte Gesichter der Fortuna-Szene kehren deshalb regelmäßig zu Auswärtsspielen hier ein. Fortunas Stadion-DJ „DJ Opa“ guckt sich hier mit seinen Freunden jedes Auswärtsspiel an. Er ist seit seiner Kindheit Fortuna-Fan und erzählt nostalgisch, wie er früher über den Zaun ins Stadion kletterte, und dass sein Vater zum Probetraining bei der Fortuna vorspielen durfte, sein Vater ihm jedoch verbot, diesen „Proletensport“ zu betreiben. Mit der aktuellen Saison ist er nicht nur tabellarisch zufrieden: „Es macht wirklich Spaß, sich die Spiele angucken. Das ist ordentlicher Fußball, auch wenn die letzten sechs Spiele unglücklich verliefen.“ Ob es dann am Ende auch für den Aufstieg reichen wird, ist für ihn zweitrangig: „Die Ligazugehörigkeit ist mir nicht wichtig. Wir waren ja auch schon mal in der Oberliga.“

Doch trotz der vielen Stammkunden setzt Inhaber Micha Nord gar nicht so sehr auf die Karte Fußball. Aufgrund der immer höher werdenden Lizenzkosten für Kneipen stand vor kurzem sogar auf der Kippe, dass die Kneipe weiterhin Spiele der ersten und zweiten Bundesliga zeigen würde. Sportlich ist der Allesfahrer, der bei den Auswärtsspielen natürlich selber gar nicht in der Kneipe sein kann, mit der Fortuna natürlich auch hochzufrieden. Bei der Frage nach dem Aufstieg ist der leidgeplagte Fan aber noch vorsichtig: „Fortuna ist wie eine Achterbahn. Man weiß nie was kommt, und man muss immer damit rechnen, dass es auch wieder bergab.“ Er hat ohnehin das Gefühl, dass in Düsseldorf kaum noch jemand an den Aufstieg glaubt, und das dementsprechend noch wenig Euphorie in der Stadt zu spüren ist. Zumindest bei Andreas bestätigt sich dieser Eindruck, hatte er doch im Vorfeld der Saison niedrige Erwartungen: „Ich hoffe natürlich auch auf den Aufstieg, aber da muss wirklich alles stimmen.“

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort