Fortuna: Büskens’ „Kabinenansprache“

Fortunas Trainer fordert in deutlichen Worten, dass seine Spieler mehr Verantwortungsgefühl entwickeln.

Düsseldorf. Er lächelt. Er macht Scherze. Er wird lauter. Mike Büskens ist in der gestrigen Pressekonferenz zum Spiel gegen Sandhausen Erleichterung und Vorfreude anzumerken.

Erleichterung darüber, dass er auch nach der Aalen-Offenbarung noch Trainer ist, Erleichterung auch darüber, dass er nach der Chaos-Woche, zumindest nach außen hin, die Vereinsspitze hinter sich weiß.

Und Vorfreude kommt auf, weil es am Sonntag für den Zweitligisten endlich wieder um Fußball geht.

Deshalb will Büskens den zahlreicher als sonst anwesenden Medienvertretern auch gar nicht sagen, welche Spuren die Woche in seiner Gefühlswelt hinterlassen hat.

„Es geht nicht um mein Gefühlsleben. Es ist nicht relevant, wie es dem Einzelnen geht. Was zählt, ist der Verein“, sagt der 45-Jährige nach sieben Tagen, in denen er viel Unangenehmes über sich und seinen Job hatte lesen müssen.

Büskens will nach vorne blicken. Seine Spieler, so sagt er, hätten auch verstanden, was die Stunde geschlagen hat. „Das merkt man an der Fokussierung, am Feuer in den Trainingseinheiten“, sagt der Trainer.

Kein Wunder, schließlich hat Büskens gegenüber dem Kader die Muskeln spielen lassen. Stefan Reisinger musste zur zweiten Mannschaft, Christian Weber wurde in die erste befördert. Weber, der das „F 95“-Emblem lebe, sei beispielhaft für die nun benötigte Einstellung. Auch wenn er eventuell gar nicht von Beginn an spiele.

Und dann — das ist man aus den sonst leisen Pressetreffen nicht gewohnt — kommt Büskens Ansprache. Er wird emotional, hebt die Stimme. Es mutet an wie die Generalprobe seiner Kabinenansprache am Sonntag.

Ohne dass es einer Frage der Journalisten bedarf, holt Büskens aus. Geht sogar zurück in die Zeit, in der er in Fortunas Jugend kickte: „Wir sind wer. Wir sind Fortuna Düsseldorf.“ Natürlich würden die Emotionen, die an diesem Verein hängen, die Werte, für die Fortuna steht, auch mehr Verantwortung und mehr Druck bedeuten. „Aber wir müssen auch diesen Glauben an uns haben.“

Langsam wird der Trainer lauter: „Die Wucht der Emotionen, dieses Stadion. Dass wir hier nach jedem Konzert einen neuen Rollrasen bekommen: schön und gut. Das ist ein Faustpfand. Das ist mehr als bei anderen Vereinen in der Liga. Das bedeutet mehr Verantwortung. Aber: Das kann einen auch tragen.“ Am Ende der Rede fehlt nur noch ein: „Jetzt geht raus und zeigt, dass ihr es könnt.“

Genau das fordert Büskens von seiner Mannschaft. Dass sie Verantwortung übernimmt für die beiden Spiele, die ihn beinahe den Arbeitsplatz gekostet hätten. Dass sich die Spieler würdig erweisen, das Fortuna-Wappen zu tragen. Trainer Büskens jedenfalls, der mit diesem „F95“ aufgewachsen ist, scheint dazu bereit.

Die Fans jedenfalls trauen der Fortuna eine Trotzreaktion offensichtlich zu. 28 500 Karten waren am Freitag verkauft — für ein Spiel gegen Sandhausen. Das sollte Ansporn genug für die Mannschaft sein, Wiedergutmachung bei den enttäuschten Anhängern zu betreiben.

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