Fortuna Düsseldorf Findet Fortunas Vereinsspitze zum Miteinander?

Vorstand und Aufsichtsrat wollen dem Verein neben dem sportlichen Erfolg auch neue Strukturen geben. Dabei sollten persönliche Eitelkeiten und Machtkämpfe keine Rolle spielen.

Fortuna Düsseldorf: Findet Fortunas Vereinsspitze zum Miteinander?
Foto: Christof Wolff

Düsseldorf. Bei Fortuna Düsseldorf stand in den vergangenen Wochen alles auf dem Prüfstand, um einerseits gut gerüstet in die neue Saison zu gehen und nicht mehr in den Abstiegskampf verwickelt zu werden. Aber auch die Strukturen des Vereins wurden andererseits vom neuen Vorstandsvorsitzenden Robert Schäfer genau unter die Lupe genommen. Wir analysieren, wie sich die handelnden Personen in der Vereinsspitze bei der Fortuna derzeit darstellen.

Seine Aufgabe: Der 40-Jährige hat das Vertrauen vom Aufsichtsrat erhalten, den Verein auf ein neues Gleis zu setzen. Das gilt für die sportliche ebenso wie für die personelle Ausrichtung innerhalb des Vereins. In München und in Dresden hat er mit seinem kaufmännischen Geschick gepunktet. Um ihn im sportlichen Bereich, in dem der Volljurist relativ wenig Kenntnisse hat, zu entlasten, sucht der Verein noch einen Sportvorstand.

Sein Ruf: Schäfer gilt als Perfektionist, der gerne alles in die eigenen Hände nimmt und über alles zumindest informiert werden möchte. Das ist am Anfang nützlich, um sich ein Bild zu machen. Aber irgendwann muss er anfangen, zu deligieren. Er hat eine klare Art und scheut auch nicht davor zurück, unpopuläre Entscheidungen zu treffen. Dass er tatsächlich Angst und Schrecken auf der Geschäftsstelle und auf den Fluren der Fortuna-Büros in der Arena verbreitet, dürfte wohl etwas übertrieben sein. Aber als warmherzigen Reformer sieht er sich auch selber nicht.

Einschätzung: Robert Schäfer wird es schaffen, der Fortuna eine moderne Ausrichtung zu verleihen. Ob dabei ein paar liebgewordene Traditionen und seit langem für Fortuna handelnde Personen tatsächlich für den Erfolg geopfert werden müssen, wird sich noch herausstellen.

Seine Aufgabe: Der Aufsichtsratsvorsitzende muss jetzt wieder für Ruhe im Verein und vor allem im Kontrollgremium sorgen. Zudem hält er dem neuen Vorstandsvorsitzenden den Rücken frei und gibt Schäfer auch Deckung nach außen, was dessen Maßnahmen und Zielsetzung angeht. Ernst ist um Seriosität (des Vereins) bemüht, um die Sponsorensuche nach einer ziemlich dramatischen und alles andere als nachrichtenarmen Saison nicht zu erschweren. Zudem muss er mit seinen Kollegen ganz genau darauf achten, welche Mittel zur wirtschaftlichen und sportlichen Konsolidierung freigegeben werden.

Sein Ruf: Den Vorwurf, die Macht vollständig im Verein übernehmen zu wollen, weist Reinhold Ernst mit aller Entschiedenheit zurück. Ihm wird zudem angelastet, (im Alleingang) einen Vorstandsvorsitzenden ausgesucht zu haben, der seine Ideen umsetzt und alte Zöpfe bei der Fortuna abschneidet. Zu denen soll auch Finanzvorstand Paul Jäger gehören.

Einschätzung: Reinhold Ernst ist klug genug, um zu wissen, wie weit er bei Fortuna gehen kann. Die nächsten Monate werden zeigen, ob seine Person aus dem Zentrum der Diskussionen verschwindet, weil der sportliche Erfolg und die Arbeit von Robert Schäfer positive Wirkung zeigen. Ansonsten werden die Mitglieder auf der Hauptversammlung Erklärungen in größerem Umfang fordern.

Seine Aufgabe: Sven Mühlenbeck (Organisation und Spielbetrieb) ist ein fleißiger Arbeiter, der als Vorstand wenig Macht und Einfluss ausübt, seine Aufgaben aber wohl mehr als zufriedenstellend erledigt. Seine Person und seine Tätigkeit sind außerhalb jeglicher Diskussion. Paul Jäger, der für die Finanzen und damit auch für die Lizenzierung zuständig ist, hat auch aufgrund seiner Erfahrung (seit 1989 bei Fortuna) immer wieder seine Meinung bei den meisten vereinspolitischen Fragen eingebracht.

Sein Ruf: Während sich Sven Mühlenbeck in der Vereinspolitik nach außen völlig zurückhält, wurde Jäger oft genug dafür kritisiert, dass er sein Fortuna-Herz auf der Zunge trägt und angeblich alles für den Verein und seine Position im Verein tut. Zudem wird vermutet, dass Jäger fürchtet, Robert Schäfer würde mit seinem kaufmänischen Hintergrund das Wasser abgraben.

Einschätzung: Für Jäger ist es derzeit schlau, sich in der Öffentlichkeit zurückzuhalten. Seine Verdienste für die Fortuna sind unbestritten groß. Er möchte derzeit jeglichem Ärger aus dem Weg gehen und die Situation ausreichend beobachten und analysieren. Er wird sich aber nicht scheuen, wenn er eine klare Fehlentwicklung sieht, den Finger zu heben. Er ist das letzte Urgestein des Vereins, und er weiß um seinen Wert. Jäger hat gerade in der jüngeren Vergangenheit nicht alles richtig gemacht, aber nie um dem Verein zu schaden. Nun sollte er die Kooperation suchen, um gemeinsam mit Schäfer den Verein voranzubringen.

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