Finanzvorstand Paul Jäger: „Mit Augenmaß investieren“

Finanzvorstand Paul Jäger kann den Mitgliedern positive Zahlen vermelden. Wenn nur das „Sportwelt“-Darlehen nicht wäre.

Düsseldorf. Selten war Fortunas Finanzvorstand Paul Jäger mit den Zahlen in den vergangenen Jahren so zufrieden wie in diesen Tagen. Wenn sich die Mitglieder des Traditionsklubs am 5. November im „Areal Böhler“ an der Hansaallee zur Mitgliederversammlung treffen (19 Uhr), wird ihnen erstmals seit langer Zeit wieder eine Bilanz mit positivem Vereinsvermögen vorgestellt.

In den Zuschauer- und Sonstigen Einnahmen von jeweils zehn Millionen Euro stecken noch nicht einmal die Erträge aus den ausverkauften Heimspielen dieser Saison, der Umsatz von 28 Millionen Euro ist fast sechsmal so hoch wie sieben Jahre zuvor. Im WZ-Interview erklärt Paul Jäger, was sich hinter den Zahlen des Fußball-Bundesligisten verbirgt.

Herr Jäger, welche Zahl bereitet Ihnen die größte Freude?

PaulJäger: Dass endlich unser Vereinsvermögen positiv ausgewiesen wird, wir also bilanziell schuldenfrei sind. Ansonsten kann ich mich aber über alle Zahlen im Jahresabschluss bis 30. Juni 2012 freuen, in der sich die positive Entwicklung des Vereins abzeichnet. Da ist wirklich nichts, was uns Sorgen machen muss.

Auf welche Zahlen muss besonders geachtet werden?

Jäger: Wir müssen immer aufpassen, die Ausgaben sollten die Einnahmen nicht übersteigen. Einziges Damoklesschwert ist derzeit die Verwaltungsberufsgenossenschaft, die über eine Anhebung der Beiträge nachdenkt. Derzeit geben wir für die Berufsunfähigkeitsversicherungen der Spieler 800 000 Euro aus, da droht die Hälfte und mehr draufzukommen.

Das Sportwelt-Darlehen taucht nicht mehr im Jahresabschluss auf, dennoch existiert es nach wie vor. Wie steht es darum?

Jäger: Die Verbindlichkeiten gegenüber der Sportwelt sind außerbilanzieller Natur. Aufgenommen wurde 1999 die Summe von 15 Millionen Mark, also etwa 7,5 Millionen Euro. Durch eine Sondertilgung von 1,45 Millionen Euro konnten wir kürzlich die Schulden auf unter vier Millionen Euro drücken. Ob wir eine Sondertilgung angesichts der jetzigen guten Einnahmensituation wiederholen können, bleibt abzuwarten. Wir müssen schauen, ob Investitionen mit Augenmaß nicht wichtiger sind. Es kommt ja auch drauf an, was sonst noch hereinkommt, beispielsweise im DFB-Pokal. So lange tilgen wir weiterhin durch die automatische Abführung von 15 Prozent der TV-Erträge.

Wenn das Darlehen getilgt ist, bleibt aber noch die Dauervergütung an die Sportwelt von ebenfalls 15 Prozent der TV-Einnahmen bis 2021 bestehen. Was passiert damit?

Jäger: Zunächst einmal werden wir damit leben müssen. Es ist ja jetzt schon Luxus, sich um so etwas Gedanken machen zu dürfen. Irgendwann wird das sicher ein Thema, jetzt aber noch nicht.

Ausverkaufte Bundesliga-Heimspiele, 31 000 Dauerkarten — wie gut werden die Zahlen nach dem 30. Juni 2013 aussehen?

Jäger: Das muss man erstmal abwarten. Denn wir haben derzeit zwar sportlichen Erfolg, aber auch viele Ausgaben. Wir hatten hohe Strafen zu zahlen, bei zwei Teilausschlüssen kein Geld verdient, und Steuern zahlen wir ja auch noch. Nicht zu vergessen, dass Bayern und Schalke schon bei uns in der Arena waren. Ende des Jahres werden wir eine Prognose abgeben können, die einigermaßen verlässlich sein wird.

Wie lautet vor diesem Hintergrund die Empfehlung an die Mitglieder?

Jäger: Wir sollten weiter mit Augenmaß investieren. In die Mannschaft natürlich, aber auch in die Infrastruktur, in die Jugendarbeit und in die Geschäftsstelle. Da haben wir immer noch sehr viel aufzuholen.

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