Ex-Fortunen: „Aufstieg wird nicht leichter“

Die Ex-Spieler Georg Koch, Jörg Schmadtke und Marcus Feinbier analysieren Fortunas (Zukunfts-)Chancen.

Düsseldorf. Ist die Luft bei Fortuna wirklich schon raus? Geht nichts mehr in Sachen Aufstieg? Wir fragten drei Fachleute, die sich mit Fortuna auskennen, weil sie selbst dort lange gespielt haben.

Muss die Mannschaft den Aufstieg bereits abhaken?

Georg Koch (38 Jahre, Torwart, spielte von 1991 bis 1997 für Fortuna): Ich kann nicht ganz verstehen, warum da einige schon die Flinte ins Korn werfen. Es sind vier Spiele, und da kann alles passieren. Ich denke da unter anderem an Greuther Fürth. Die können ein Lied davon singen, wie es am Ende dann schief gehen kann. Aber es wird wohl auch Taktik der sportlichen Führung sein, um den Spielern den Druck zu nehmen. Denn jetzt man muss schon alle Spiele gewinnen.

Jörg Schmadtke (46, Torwart, war von 1985 bis 1993 Profi bei Fortuna): Bisher hat die Mannschaft eine Riesensaison gespielt. Ich glaube nicht, dass der Aufstieg noch möglich ist. Der Abstand ist einfach zu groß. Fünf oder sechs Punkte in der Spitzengruppe aufzuholen geht nicht, im unteren Tabellenbereich ist das eher möglich. Außerdem müsste ein Klub zwei von vier Spielen verlieren und Fortuna alles gewinnen.

Marcus Feinbier (40, Stürmer, spielte von 2005 bis 2007 bei Fortuna): Solange es rechnerisch noch möglich ist, sollte man alles mitnehmen. Vielleicht von Kaiserslautern abgesehen, ist jede Mannschaft in dieser Liga von der Fortuna zu schlagen. Der Druck von außen ist nicht mehr so groß, vielleicht geht ja noch was, wenn alle Spiele gewonnen werden.

Wird es sehr schwierig in der kommenden Saison für Fortuna, falls der Aufstieg tatsächlich diesmal nicht klappen sollte?

Koch: Es wird deutlich schwieriger. Keiner wird die Mannschaft mehr unterschätzen wie noch zu Beginn der Saison. Aber wenn die Mischung in der Mannschaft weiter stimmt, charakterlich einwandfreie Spieler dazustoßen und die jetzigen Strukturen noch verbessert werden, habe ich keine Bange. Natürlich gehört auch das Glück dazu, dass die Fortuna mit Spielern wie Fink, Harnik und Glücksgriff Bamba (Anderson) in diesem Jahr hatte.

Schmadtke: Die Erwartung könnte dann zu einer Riesenlast werden. Die Leute denken: zwei Verstärkungen, dann muss der Aufstieg klappen. Natürlich sollte man alles versuchen. Aber wenn beispielsweise Hertha BSC absteigt, werden die Berliner einen Etat haben, der 15 bis 20 MillionenEuro über dem der Fortuna liegen wird. Unterscheide von zwei bis drei Millionen Euro kann man ja ausgleichen. Aber am Ende schießt Geld eben Tore. Das Wichtigste ist, dass die Fortuna erneut eine so homogene Einheit haben wird.

Feinbier: Ich habe da gar keine Bedenken. Die Fortuna wird personell geschickt nachlegen, auch weil der Name Fortuna für viele Spieler attraktiv geworden ist. Es wird weiterhin professionell gearbeitet, um sich kontinuierlich zu steigern. Die Zeit der großen negativen Schlagzeilen ist ja Gott sei Dank vorbei. Mit etwas Glück ist die Fortuna auch nächstes Jahr oben dabei.

Kann die Begeisterung der Fans erhalten werden?

Koch: Wenn so toller Fußball wie in diesem Jahr gespielt wird, sollte der Funke wieder so überspringen können. Ich wünsche dem Verein das auf jeden Fall.

Schmadtke: Die Mannschaft steht auch wegen dieser Begeisterung da oben. Aber die Leute müssen auch lernen zu akzeptieren, dass andere Klubs noch über weitaus bessere wirtschaftliche Voraussetzungen verfügen.

Feinbier: Falls es tatsächlich nicht reichen sollte, heißt es trotzdem Hut ab für eine sensationelle Saison. Auf diesem Riesenschritt kann man im nächsten Jahr aufbauen. Und die Fans werden mitziehen, weil der Fußball in Düsseldorf jetzt eine ganz andere Bedeutung hat.

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