Fortuna Düsseldorf DFB will Demirbay fünf Spiele sperren

Nach seinem frauenfeindlichen Spruch zu Schiedsrichterin Bibiana Steinhaus greift der Verband durch. Die Fortuna kündigt Protest an.

 Kerem Demirbay soll für fünf Spiele gesperrt werden.

Kerem Demirbay soll für fünf Spiele gesperrt werden.

Foto: Marius Becker

Düsseldorf. Eigentlich sollte es ja um das Spiel am Montagabend gegen Eintracht Braunschweig gehen. Um die 90 Minuten Zweitliga-Fußball, in denen die Fortuna den nächsten Schritt aus der Krise machen will. Interimstrainer Peter Hermann und Sportdirektor Rachid Azzouzi hatten dafür zur wöchentlichen Pressekonferenz in die Arena geladen. Doch bereits nach wenigen Minuten stand einer im Mittelpunkt der Debatte, der am Montag nicht mal auf dem Platz stehen wird: Fortunas Mittelfeldspieler Kerem Demirbay.

Der 22-Jährige hatte am vergangenen Sonntag nicht nur beide Tore beim 2:1 in Frankfurt erzielt, er war auch mit einer Gelb-Roten Karte vom Platz geflogen und hatte Schiedsrichterin Bibiana Steinhaus daraufhin beleidigt. Was Demirbay genau gesagt hat, darüber gibt es mindestens zwei Versionen, aber grundsätzlich soll er Frauen abgesprochen haben, ein Spiel unter Männern leiten zu können.

Seitdem bekommt die Fortuna bundesweit die Aufmerksamkeit, die sie sich häufiger wünschen würde. Nur ist der Anlass eben ein unangenehmer. Erst recht, nachdem Sportdirektor Azzouzi gestern berichtete, der DFB-Kontrollausschuss habe zusätzlich zu dem einen Spiel wegen des Platzverweises eine weitere Sperre „wegen unsportlichen Verhaltens“ von fünf Partien beantragt. Zwar sollen die letzten beiden auf Bewährung ausgesprochen werden, doch das spielt bei der hitzigen Debatte seitdem kaum noch eine Rolle.

Die Fortuna und ein Großteil ihrer Fans fühlen sich unverhältnismäßig bestraft. Zwar wollte Rachid Azzouzi nicht den Eindruck erwecken, einen Freispruch zu fordern, „aber man muss die Kirche auch mal im Dorf lassen. Jeder hat in seinem Leben schon mal etwas gesagt, was er kurz danach bereut hat. Er hat sich aufrichtig entschuldigt und weiß, dass er einen Fehler gemacht, damit muss es auch gut sein“, sagte Azzouzi und kündigte an, dass die Fortuna Einspruch einlegen wird.

Anstatt eine unbedachte Äußerung in einer emotionalen Ausnahmesituation auf die Goldwaage zu legen, sollten lieber rücksichtslose Fouls härter bestraft werden, sagte der Sportdirektor und traf bei vielen Fortuna-Anhängern einen Nerv.

Die machen ihrem Ärger seitdem im Internet Luft. Mit teils hanebüchenen und nicht minder sexistischen Aussagen. Der Großteil findet eine Sperre allerdings in Ordnung, nur stört er sich am Strafmaß. Immer wieder kommt das Beispiel des Schalkers Johannes Geiß, der nach seinem brutalen Tritt gegen Gladbachs André Hahn ebenfalls für fünf Spiele gesperrt wurde. Das stünde doch in keinem Verhältnis.

Nun ist es ein alter Streit, was schlimmer ist: körperliche Gewalt oder die mit Worten. Der DFB hat sich entschieden, dass es da kaum Unterschiede gibt und will ein Exempel gegen Frauenfeindlichkeit statuieren. Und in der Tat muss er seine Schiedsrichter schützen. Gerade, wenn es sich wie bei Bibiana Steinhaus um die einzige Frau im männlich dominierten Glitzerbetrieb Profifußball handelt. Vor allem mit Blick auf die Vorbildfunktion für Amateure und Kinder.

So wird die Fortuna das Thema noch einige Zeit begleiten. Dabei gibt es andere Baustellen: Ein neuer Vorstand muss her, ein neuer Trainer, im Winter auch neue Spieler. Und über allem schwebt der Abstiegskampf. In dem muss die Fortuna am Montag punkten. Doch das interessierte gestern selbst die Offiziellen nur am Rande.

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