Aufsichtsratsmitglied Björn Borgerding: „Wir müssen die Tradition leben“

Björn Borgerding ist gespannt auf seine Arbeit als neues Aufsichtsratsmitglied der Fortuna. Der 32-Jährige hat viele Ideen.

Björn Borgerding beeindruckte mit seiner Wahlrede.

Björn Borgerding beeindruckte mit seiner Wahlrede.

Foto: Christof Wolff

Düsseldorf. Die Wahl von Björn Borgerding war die Überraschung bei den Aufsichtsratswahlen auf der Mitgliederversammlung von Fortuna Düsseldorf Ende Oktober. Vor allem der Vorsprung von fast 200 Stimmen gegenüber der Konkurrenz zeigt, dass er auf breiten Rückhalt der Mitglieder bauen kann.

Dass der 32 Jahre alte Sportökonom das Gremium bereichern wird, war spätestens nach seiner kurzen Wahlrede klar, in der er konkrete und konzeptionell gut vorbereitete Vorschläge zur Vereinspolitik machen konnte. Diese will er nicht im Alleingang, sondern mit dem Kontrollgremium und im Teamwork mit dem Vorstand angehen. Wir sprachen mit dem jüngsten Aufsichtsratsmitglied der Fortuna-Geschichte und wollten Antworten zu folgenden Themengebieten:

„Der Verantwortung dieser Aufgabe bin ich mir voll bewusst, ich will da auch nicht zu sehr vorpreschen. Es geht auch gar nicht um meine Person. Das Zusammenspiel zwischen jung und alt wird dem Gremium guttun. Ich habe da gegen niemanden etwas.

Der Aufsichtsrat hat ja auch bisher eine gute Arbeit geleistet. Aber wenn man in die Zukunft denkt, tut das dem Gremium gut, wenn Leute aus anderen Generationen dabei sind, die anders denken, andere Ideen und andere Herangehensweisen haben. Das kann sich gut ergänzen.

Über den Vorsprung bei der Wahl habe ich mich selbst sehr gewundert. Ich bin da als Mitglied hingegangen, der Lust hat, mit Begeisterungsfähigkeit mitzuarbeiten und etwas zu bewegen. Irgendwelche Dolchstoßlegenden anzuführen, passt einfach nicht. Und wenn es mit der Wahl nicht geklappt hätte, wäre ich auf andere Weise für meinen Verein da gewesen, wie ich es auch zuvor bereits bewiesen habe.“

„Ich lege so viel Demut an den Tag, dass ich zwar gerne ein Wörtchen mitrede, aber für den Vorsitz kommen dann andere in Frage. Man muss da auch die Kirche im Dorf lassen. Inzwischen habe ich mit einigen Kollegen des Gremiums gesprochen und glaube, dass sich ein gutes Miteinander ergeben wird und wir uns gut ergänzen.“

„Das fängt bei den Ticketpreisen an. Der Verein muss dafür sorgen, dass die Fortuna für die breite Masse der Fans noch erschwinglich bleibt. Eintrittspreise, die beim Aufstieg um 150 Prozent erhöht werden, darf es nicht geben. Ich stehe ja auch als Fan in der Kurve und bekomme da die Diskussionen mit.

Ich weiß, dass deshalb auch ein Spagat auf mich zukommt, um die Interessen der Fans und des Vereins immer zu verbinden. Die Kommunikation nach außen sollte verbessert werden, um auch zu zeigen, was der Verein alles macht. Dabei muss jedoch klar sein, wer sich zu welchem Thema äußert.“

„Bei Fanthemen beispielsweise muss früher interveniert werden. Es geht nicht an, dass einige Chaoten das Image des Vereins kaputt machen. Ich stecke tief genug darin, um sagen zu können, dass die Fortuna kein generelles Fanproblem hat. Es gibt Unstimmigkeiten, aber keine Sache, die man nicht aus der Welt schaffen könnte. Denn letztlich geht es um die Unterstützung des Vereins.

Ein weiteres wichtiges Thema ist das Nachwuchsleistunszentrum, weil es das Zukunftsprojekt des Vereins darstellt. Dort müssen wir bei der Infrastruktur deutlich nachlegen, sonst werden wir es im Profifußball schwer haben. Ich habe selber früher für Fortuna gekickt, und die Umkleidemöglichkeiten sind bis heute dort nicht wesentlich besser geworden. Wenn wir Jugendliche überzeugen wollen, zu uns zu kommen, sollten wir daran etwas ändern. Eine schnelle Gesprächsaufnahme mit der Stadt und der Wirtschaft ist da sinnvoll.“

„Ich habe nicht das Gefühl, dass es dabei Probleme gibt. Der Vorstand ist im operativen Geschäft für die Umsetzung zuständig. Der Aufsichtsrat kann viele Dinge vorbereiten und anschieben. Alle im Vorstand machen einen Topjob. Da schottet sich niemand ab. Man darf bei Hauptamtlichen auch eine Professionalisierung erwarten. Und da hat sich bereits Einiges getan.“

„Fortuna ist Düsseldorf, und Düsseldorf ist Fortuna. Der Verein ist ein Aushängeschild für die Stadt. Die gegenseitige Bindung ist wichtig, und das haben Verein und Stadt inzwischen auch erkannt. Eine gute Zusammenarbeit sollte selbstverständlich sein.“

„Ich habe unzählige Stunden in das Denkmal-Projekt von Toni Turek gesteckt. Das war mir wichtig, weil es mein Hauptantrieb war, den Traditionsverein auch zu leben. Die Identität der Fortuna ist mit der Tradition eng verbunden. Viele von den jungen Fans wissen kaum etwas über die Tradition und die Erfolge des Vereins. Das muss aber gepflegt und weitergegeben werden. Deshalb hat sich meine Arbeit für das Denkmal auch gelohnt.“

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