Ein rot-gelbes Team, das die Erwartungen übertrifft

Die DEG-Frauen waren in der Bundesliga angetreten, um die Klasse zu halten. Trainer Miriam Thimm machte aber viel mehr daraus.

Es hat schon leichtere Aufgaben gegeben, als die, vor der Miriam Thimm vor rund acht Monaten stand. Nun war sie nicht ganz neu im Geschäft, ihr Lebenslauf kennt gleich mehrere Trainerstationen im Frauen- und Männer-Bereich. Aber so kurz vor der Saison ein Team zu übernehmen, das gerade in die Bundesliga aufgestiegen ist? Das zwei Jahre lang ausschließlich Kantersiege erlebt hatte und gar nicht wusste, wie man mit Niederlagen umgeht? Noch dazu eins, bei dem sie wenige Wochen zuvor gespielt hatte? Nein, das hatte Miriam Thimm noch nicht erlebt. Und sie hatte gehörigen Respekt vor der Aufgabe.

Ein rot-gelbes Team, das die Erwartungen übertrifft
Foto: Sergej Lepke

Der ist bis heute nicht kleiner geworden. Aber mittlerweile kann die 38-Jährige auf die Erfahrung einer ganzen Saison als Cheftrainerin der DEG-Frauen zurückblicken. Eine Saison, in der ihr Team das Ziel („nicht Letzter werden“) übertroffen hat, gleich drei Teams hinter sich ließ. Am Ende stand die DEG auf Rang fünf der Eishockey-Bundesliga, zwar 14 Punkte, aber nur einen Platz vom Halbfinale entfernt. Damit hatte niemand gerechnet, auch Thimm nicht, die mit einer Mischung aus Stolz und Verwunderung sagt: „Wir haben uns rasant entwickelt.“

Das wird auch im Vorstand registriert, wo sie in höchsten Tönen von der Trainerin sprechen. Stets höflich und nett sei sie, aber sie halte auch nicht hinter dem Berg. Notfalls haue sie dazwischen. Vor allem, wenn sie das Gefühl hat, ihren Spielerinnen fehle der nötige Ehrgeiz in Training oder Spiel. Das kann sie gar nicht leiden.

Miriam Thimm kommt nicht nur aus dem Ruhrgebiet, sie kommt auch aus einer anderen Zeit als die meisten ihrer jungen Spielerinnen. Die waren größtenteils noch gar nicht geboren, als sie 1990 als Elfjährige erstmals auf dem Eis stand, bereits mit 15 spielte sie in der Bundesliga.

Natürlich ist Frauen-Eishockey auch heute ein absoluter Randsport, noch immer haben die Spielerinnen keine realistische Aussicht, jemals Geld damit zu verdienen — trotz der beiden Profiligen in Nordamerika. Aber die Bedingungen, die ein großer Verein wie die DEG ihrem Ende 2014 gegründeten Frauen-Team bieten kann, sind trotzdem deutlich besser als früher. 40 000 Euro ließ sich der Club die Bundesliga-Saison kosten. Zwar bekommt niemand Gehalt, aber zumindest Teile der teuren Ausrüstung und die Reisen zu den Auswärtsspielen im gesamten Bundesgebiet werden bezahlt.

Ob das im selben Umfang auch in der zweiten Saison so sein wird, weiß niemand. Durch den Ausstieg von Hauptsponsor Metro fehlen dem DEG-Stammverein, der neben den Frauen auch die Jugend- und Hobby-Teams beheimatet, rund 150 000 Euro. „Das werden wir merken“, sagt Thimm, die sich nicht sicher ist, ob sie nächste Saison erneut zwei US-Amerikanerinnen hat, denen zumindest die Flüge bezahlt und Jobs oder Studienplätze vermittelt werden.

Umso wichtiger wäre es, selbst mehr Geld einzunehmen. Doch bislang kommen nur wenige Zuschauer zu den Spielen an der Brehmstraße. Zudem haben die Frauen keinen einzigen eigenen Sponsor, obwohl der Verein zu mehreren Unternehmen Kontakt aufnahm — meist gab es nicht mal eine Rückmeldung. Da gilt es für die neue Saison anzusetzen, heißt es aus dem Vorstand. Zwar erwartet niemand gleich den nächsten sportlichen Schritt, aber allein die Bestätigung von Platz fünf werde schwer. Dafür braucht es wohl wieder zwei Amerikanerinnen.

Diese Saison waren das Kirsten Padalis und Haley McLean, die gemeinsam 60 Scorerpunkte sammelten. Lediglich Topstürmerin Valerie Offermann war besser: 31 Tore und zehn Vorlagen in 28 Spielen. Neben dem Offensivtrio ragten die beiden Torhüterinnen Sally Klöser und Caro Walz heraus. Über allem steht Kapitänin Svenja Küsters.

Zwar gab es bis Mitte Dezember gerade mal zwei Siege aus 13 Spielen, als sich das Team einmal gefunden hatte, ging es bergauf. Von den letzten 15 Spielen gewann die DEG acht. So soll es weitergehen. Mitte Mai beginnt deswegen die Saisonvorbereitung. Die Aufgabe von Miriam Thimm wird dann nicht leichter sein.

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