Düsseldorf Die Meister der fliegenden Pfeile

Knapp 12 000 Fans feiern bei der European Dart Open im Maritim Hotel eine ausgelassene Party und sich selbst.

Meinolf (43), Guido (43) und Wolfgang (48) kleiden sich wie ihr australische Vorbild Simon „The Wizard“ Whitlock.

Meinolf (43), Guido (43) und Wolfgang (48) kleiden sich wie ihr australische Vorbild Simon „The Wizard“ Whitlock.

Foto: sergej lepke

Düsseldorf. Wenn im Maritim Hotel am Flughafen Menschen als Hasen oder Teletubbies verkleidet durch die Gegend laufen, könnte man auf die Idee kommen, hier findet bestimmt eine Karnevalssitzung statt. Weit gefehlt, die Session ist längst vorbei, es werden nur Pfeile geworfen. Im großen Saal des Hotels wird noch bis Sonntagabend der European Dart Champion gesucht. Und da geht es immerhin um ein stolzes Preisgeld in Höhe von 115 000 Pfund, etwa 135 000 Euro. Der Sieger erhält 25 000 Pfund.

Im Prinzip ist das Spiel ganz einfach. Wer zuerst von 501 auf null runtergeworfen hat, gewinnt. Dabei muss allerdings zum Schluss ein nur acht Millimeter großes Doppelfeld getroffen werden, das erschwert die Sache ein wenig. Aber das zählt hier eigentlich fast nur am Rande. Das Spiel boomt, die Veranstaltung läuft über sechs Sessions, jede ist mit knapp 2000 Zuschauern komplett ausverkauft. Und bei jeder 180, der möglichen Maximalpunktzahl bei einer Aufnahme mit drei Pfeilen, drehen die Fans fast durch.

Die Fans feiern ihre Idole wie Peter „Snakebite“ Wright. Bei jedem Turnier verpasst ihm Ehefrau Joanne, eine gelernte Friseurin, eine neue Irokesenfrisur in den verschiedensten Farben.

Die deutschen Darter spielen international allerdings so gut wie keine Rolle. Stefan „The Calm“ Stoyke aus Barcel bei Cloppenburg verlor am Samstagmittag als letzter verbliebener Deutscher in der zweiten Runde gegen Stephen „The Bullet“ Bunting mit 1:6 und war anschließen schon ein wenig angefressen. „Das war das erste Mal, dass ich bei einem großen Turnier die zweite Runde erreicht habe und dann kann ich meine Leistung nicht abrufen. Normalerweise schaffe ich einen Durchschnitt von etwa 90 Punkten. Jetzt habe ich nur 70 geschafft, damit kann man einen Bunting nicht besiegen.“ Immerhin nahm er als Trostpflaster ein Preisgeld von 1500 Euro mit nach Hause, so viel hat er bisher noch nie bei einem Turnier gewonnen.

Auffallen um jeden Preis lautet die Devise bei den Fans

Am liebsten feiert der Dart-Fan aber sich selbst. „Wir wollen schon ein bisschen auffallen“, sagen Benedikt (23), Christian (23) und Robin (23). Das klappt, denn wer als Teletubbies durch die Gegend läuft, der bekommt die Aufmerksamkeit, die er sich erhofft. Meinolf (43), Guido (43) und Wolfgang (48) kleiden sich wie ihr australische Vorbild Simon „The Wizard“ Whitlock. Sie machen jede optische Veränderung mit. „Er trägt seit kurzem eine Brille, wir natürlich jetzt auch.“ Ihr Kinnbart ist übrigens vor kurzem auch um einiges geschrumpft. Der war bei Whitlock schon mal 30 Zentimeter länger gewesen.

Jan Wustemann (45) und Frau Daniela haben im Maritim ein Zimmer gemietet. „Im Aufzug ist uns schon Peter Wright über den Weg gelaufen und im Restaurant heben wir Simon Whitlock gesehen“, erzählen sie ganz stolz. Beide sind zum dritten Mal in Düsseldorf. „Dieses Turnier hat eine besondere Atmosphäre und hier ist es immer sehr friedlich.“ Allerdings kam es am Freitag beinahe zu Auseinandersetzungen, nachdem das Publikum Schmähgesänge gegen Schalke 04 und den 1 FC Köln angestimmt hatten. Das fanden die anwesenden Fans gar nicht so lustig, doch die Security konnte die angeheizte Stimmung schnell beruhigen.

Mit die größte Aufmerksamkeit bekam allerdings ein Spieler, der gar nicht da war und sehr vermisst wurde: Phil „The Power“ Douglas Taylor. Immer wieder sangen die Fans seinen Namen. Der 56-Jährige ist mit sechzehn Weltmeistertiteln der erfolgreichste Dartspieler in der Geschichte dieses Spiels, doch um Düsseldorf macht er leider meistens einen großen Bogen.

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