Düsseldorfer EG Kunststückchen vor leeren Rängen

Beim Medien-Tag kamen Topspieler aller DEL-Clubs, um sich in Show-Wettbewerben zu messen. Fans waren keine dabei.

Düsseldorfer EG: Kunststückchen vor leeren Rängen
Foto: City-Press

Düsseldorf. Dramaturgisch hätte es nicht besser laufen können. Am Ende eines langen Vormittags mit allerlei Show-Wettbewerben für die größten Könner der Deutschen Eishockey Liga war nur noch ein Spieler übrig. Und der kam passenderweise vom Gastgeber. Alexander Preibisch, der pfeilschnelle Stürmer der Düsseldorfer EG, stand an der Mittellinie der Eisfläche im Rather Dome und wartete auf seinen Einsatz in der Kategorie „Blitz“, also wer der schnellste Spieler der Liga ist.

Preibisch ging in die Hocke, atmete durch und sauste mit seinen kurzen, hämmernden Schritten los. 14,28 Sekunden später streckte er sich durch die Lichtschranke. Eine Topzeit. Doch es reichte nicht, Nürnbergs Jesse Blacker (14,22) und Kölns Sebastian Uvira (14,24) waren einen Wimpernschlag schneller gewesen. So ging der zweite von drei Titeln nach Franken, Marco Pfleger war vorher zum besten Techniker gekürt worden, den härtesten Schuss zeigte Shawn Lalonde von den Kölner Haien, als er den Puck mit 163 Stundenkilometern ins leere Tor jagte.

Nachhaltig werden die drei Titel wohl niemandem in Erinnerung bleiben. Auch wenn es für jeden Sieger einen Aufnäher gab, den er die Saison über auf seinem Trikot haben wird. Der Großteil der hiesigen Eishockey-Fans wird aber nicht mal mitbekommen haben, dass die Liga von jedem ihrer 14 Vereine drei Spieler anreisen ließ, damit die sich miteinander messen können. Das war bereits vergangenes Jahr so, als die Veranstaltung mit dem schicken Namen „Stars&Skills“ ihre Premiere in Krefeld feierte. Auch damals gab es keine Zuschauer.

Das sorgt für eine sonderbare Atmosphäre. Unten auf dem Eis führen mehr als ein Dutzend Eishockey-Profis in ihren frisch gewaschenen Trikots Kunststückchen vor, dreschen Schlagschüsse ins Netz oder wetzen im Vollsprint übers Eis, und die Halle ist ebenso leer wie leise.

Doch um Stimmung geht es an diesem Vormittag in Rath nicht. Die Show-Wettbewerbe sind Teil des „DEL Media Days“, ein Netzwerktreffen der Eishockey-Szene. Journalisten sollen ungezwungen mit Spielern, Funktionären und Sponsoren ins Gespräch kommen. Ein „Arbeitstag für die Medien“, nennt Liga-Boss Gernot Tripcke das. Wann sind schon mal Vertreter aller Vereine an einem Ort? Wo kann ohne großen Aufwand mit so vielen Personen gesprochen oder gedreht werden? Der neue TV-Partner Telekom brauche ja „redaktionelles Material für die 400 Spiele“, sagt Tripcke. „Das heißt nicht, dass wir keine Zuschauer haben wollen. Aber dann muss man es anders machen. Das hier ist für das TV und die Medien.“

Dass die Veranstaltung in Düsseldorf steigt, war vor einigen Monaten nicht unbedingt sicher. Schließlich wusste nach den Machtkämpfen zwischen Stadt und Gesellschafter Mikhail Ponomarev niemand, ob die DEG überhaupt weiter in der DEL spielt. Das sei Tripcke schon „nah gegangen“. Nach dem Aus der Hamburg Freezers hätte die Liga eine zweite Pleite eines großen Clubs nur schwer verkraftet.

Auch der Ex-Nationalspieler und jetzige TV-Experte Rick Goldmann fand das Fortbestehen der DEG „für das deutsche Eishockey insgesamt wichtig“, der Name Düsseldorfer EG ziehe halt. „Bei Sportinteressierten ist da spätestens seit den 90ern irgendetwas hängengeblieben.“ Dass das irgendwann auch für „Stars & Skills“ gilt, ist eher unwahrscheinlich.

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