Interview: Ebner und Mondt über Olympia und die Zukunft

Düsseldorf. Herr Ebner, hat es Sie in den vergangenen Wochen besonders geärgert, dass sich die Nationalmannschaft nicht für Olympia qualifiziert hat? Eine weitere Chance, gegen die NHL-Stars spielen zu können, wird es ja wahrscheinlich nicht geben.

Düsseldorfs Bernhard Ebner im Trikot der Deutschen Eishockeynationalmannschaft

Düsseldorfs Bernhard Ebner im Trikot der Deutschen Eishockeynationalmannschaft

Foto: dpa

Bernhard Ebner: Wir müssen einfach dafür sorgen, dass sich die deutsche Mannschaft 2018 wieder qualifiziert.

Aber dann wird die NHL ihre Spieler wohl nicht mehr freigeben.

Ebner: Das können wir nicht bewerten. Es wäre natürlich schade, wenn sie nicht dabei wären. Aber nichtsdestotrotz, Olympia ist für jeden Sportler das Größte.

Haben Sie die Spiele denn trotzdem verfolgt?

Niki Mondt: Das meiste haben wir schon gesehen. Es ist das interessantes Turnier im Eishockey. Anders als bei der WM sind alle Spieler dabei. Für mich persönlich war es zwar egal, weil ich eh nicht dabei gewesen wäre. Aber natürlich war es schade für das deutsche Eishockey.

Gucken wir auf Düsseldorf. Die DEG wird die Saison zum zweiten Mal in Folge als Letzter beenden. Ist das eine große Enttäuschung oder hatten Sie es fast schon erwartet?

Ebner: Nein, erwartet habe ich das nicht.

Mondt: Unter dem Strich ist es natürlich enttäuschend. Aber das war es letztes Jahr auch schon. Wir hatten uns ein anderes Ziel gesteckt. Natürlich geht man in jedes Spiel rein, um es zu gewinnen. Aber es war unser Ziel, um Platz zehn zu kämpfen. Und diesen Kampf haben wir dann leider schon zu früh verloren. Wir waren zu früh abgeschlagen. Natürlich ist das enttäuschend.

Lag es denn nur an den vielen Verletzten oder gab es auch andere Gründe?

Ebner: Das ist wahrscheinlich der größte Grund. Aber wir waren viel zu unkonstant. Wir können nicht ein gutes Spiel machen und dann vier schlechte.

Mondt: Es ist schwer zu sagen, woran es gelegen hat. Klar, wir haben nur begrenzte Möglichkeiten. Und klar hatten wir mehr Verletzungspech als andere. Und gerade uns trifft es dann noch schlimmer, weil wir nicht so tief besetzt sind. Nichtsdestotrotz ist es ernüchternd gewesen. Und es reicht jetzt, zwei Jahre im Tabellenkeller gewesen zu sein.

In der nächsten Saison soll alles besser werden. Sie, Herr Ebner, haben Ihren neuen Vertrag schon. Sie, Herr Mondt, noch nicht. Was ist da aktueller Stand der Dinge?

Mondt: Es gibt eigentlich noch gar keinen Stand. Ich bin Düsseldorfer und bin hier hingekommen, um wieder in Düsseldorf zu leben und für die DEG zu spielen. Und ich würde gern weiter für die DEG spielen und denke, dass da noch etwas passieren kann.

Im Verein ist ja gerade wieder ein Umbruch. Bekommt man das als Spieler alles mit oder konzentriert man sich nur auf seinen Sport?

Ebner: Das bekommt man schon mit. Wir können aber keinen Einfluss nehmen und nehmen das zur Kenntnis. Es ist ja nicht so, dass uns nichts erzählt wird. Wir sind ja ein Teil des Vereins.

In den vergangenen Wochen hieß es immer wieder, nächstes Jahr solle das Team ein neues Gesicht haben. Das ist eine herbe öffentliche Kritik an der aktuellen Mannschaft. Ärgert Sie das?

Ebner: Man darf ja nicht vergessen, dass wir zwei Jahre in Folge mit Abstand Letzter geworden sind. Das muss ja einen Grund haben. Es ist immer am einfachsten, die Mannschaft zu wechseln. Mit qualitativ besseren Spielern sieht der Tabellenplatz dann vielleicht ganz anders aus.

Neben einigen Spielern muss auch Trainer Christian Brittig gehen. Ist das ein Verlust für das Team?

Mondt: Es ist eine Entscheidung, die in meinen Augen nachvollziehbar ist. Wir waren eben zwei Jahre nicht erfolgreich. Und die Begründung lautet ja, dass sein Zukunftskonzept nicht nachvollziehbar war. Da kann sich keiner beschweren, wenn es nicht weiter geht. Auch die Mannschaft kann sich nicht beschweren, wenn da der ein oder andere ausgetauscht wird. Irgendwas muss ja passieren.

Wie schwierig ist es, sich zu motivieren, wenn es ohnehin um nichts mehr geht? Graut es einem vor weiten Auswärtsspielen, wenn man weiß, dass man jetzt zehn Stunden hinfährt, auf dem Eis chancenlos ist und dann wieder zehn Stunden zurück im Bus sitzt?

Mondt: So denken wir schon mal nicht, dass wir auf jeden Fall verlieren. Wir haben sogar bei den Topteams Punkte geholt. Man kann nichts vorhersagen. Wenn man aber irgendwann realisiert hat, dass es auch rechnerisch nicht mehr möglich ist, die Play-offs zu erreichen, dann ist es in der Tat enttäuschend. Aber nichtsdestotrotz werden wir dafür bezahlt und spielen für den Verein. Aber natürlich ist es schöner, wenn es um etwas geht, als wenn man sich nur denkt, wir spielen, weil wir einen Vertrag haben und es den Fans schuldig ist.

Stichwort Fans: Obwohl viele die großen Zeiten in den 90ern mitgemacht haben, bleiben sie auch jetzt in den dunklen Stunden treu. Selbst nach hohen Niederlagen gibt es keine Pfiffe. Wie erklären Sie sich das?

Ebner: Die Liebe zum Sport und zum Verein, schätze ich.

Mondt: Ich denke auch, dass dieser Stamm von 3000 bis 4000 Fans einfach sehr, sehr treu ist und immer zum Verein hält. Es ist ja nicht normal, dass wir trotz des Misserfolgs immer das Gefühl vermittelt bekommen, dass wir alles richtig machen und immer alles geben. Das sollte ja eigentlich Grundvoraussetzung sein. Es ist bemerkenswert, dass die Stimmung trotz des Tabellenplatzes immer gut war. Trotzdem haben wir einen Anspruch. Uns reicht es nicht, alles gegeben zu haben. Es müssen auch Resultate her.

Die sollen in der nächsten Saison kommen. Gibt es schon ein klares Ziel? Oder ist das jetzt noch zu weit weg?

Ebner: Wir wollen Spiele spielen, in denen es um etwas geht. Nicht so wie jetzt.

Mondt: Theoretisch kann es ja ganz schnell gehen. Vor zwei Jahren war Augsburg bis zum Ende Letzter, konnte am letzten Spieltag aber noch auf Rang zehn springen. In so einer ausgeglichenen Liga ist das ja möglich. Das Ziel muss es sein, mindestens Platz zehn zu erreichen oder zumindest bis zum letzten Spieltag darum kämpfen zu können.

Dass die Mannschaft grundsätzlich mithalten kann, sieht man ja an Siegen gegen Köln, Berlin oder Nürnberg.

Mondt: Es ist ja keine Floskel, dass jeder jeden schlagen kann. Aber dahinter dürfen wir uns nicht verstecken. Es gab noch nie eine Mannschaft, die keinen Punkt geholt hat. Natürlich kann jeder mal einen Überraschungssieg landen. Aber lieber verliere ich vier Mal gegen Mannheim und habe am Ende die Play-off-Teilnahme in der Tasche. Dass man ab und zu mal einen Sieg holt, ist ja selbstverständlich. Aber die Konstanz fehlt.

Die DEG hat das Glück, dass es keinen Abstieg gibt. Nun soll ein neues Konzept greifen mit Abstiegen zwischen DEL und DEL 2. Wäre es schön, wenn das dieses Jahr schon so wäre? Dann hätte man jetzt mit den Play-Downs noch ein paar Spiele, in denen es um etwas geht.

Ebner: Das hat immer zwei Seiten. Für das Eishockey wäre es sicher gut. Aber für manchen, der aufsteigen würde? Dann muss man anstatt fünf plötzlich elf Ausländer holen, die Gehälter steigen an. Da kann es Vereine geben, die sich überheben, Insolvenz anmelden müssen und dann ganz weg vom Fenster sind.

Zumindest die Fans würden sich freuen, wenn es wieder Auf- und Abstiege geben würde.

Mondt: Wir können uns im Moment glücklich schätzen, dass es kein Abstieg gibt. Aber im Prinzip bin ich auch für Auf- und Abstiege. Ich finde, dass die Vereine mittlerweile auch solider wirtschaften. Es gibt viele Vereine, die es schaffen könnten, so dazustehen wie Schwenningen oder Straubing. Gerade die Traditionsvereine aus Bayern oder Kassel und Frankfurt. Die hätten schon das Zeug dazu. Ich fände es interessant, wenn man am Ende noch Spiele hat, in denen es um alles geht. Das sieht man am Fußball. Da ist der Abstiegskampf das, was die Brisanz am Ende ausmacht.

Was wünschen Sie sich für die letzte Woche der Saison?

Ebner: Drei Siege und keine Verletzungen.

Mondt: Wir wollen den Fans ein versöhnliches Ende liefern.

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