Europas Eishockeyclubs begehren auf

Clubs wollen von Wechseln der Spieler in die NHL und Abstellungen für Turniere profitieren.

Europas Eishockeyclubs begehren auf
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Düsseldorf. Wenn die große NHL anklopft, kann keiner widerstehen. Jedes Jahr wechseln dutzende talentierte Eishockey-Spieler von Europa nach Nordamerika, um sich den Traum von der besten Liga der Welt und einem reichlich gefüllten Konto zu erfüllen. Das gilt selbst für die, die bei ihren europäischen Vereinen noch längerfristig unter Vertrag stehen. Doch millionenschwere Ablösesummen fließen trotzdem nicht über den Atlantik. Weil die hiesigen Clubs dem Wechsel ihres Spitzenpersonals meist zustimmen, um den Spielern keine Steine in den Weg zu einer goldenen Zukunft zu legen. Und vor allem: Weil es kein Transferabkommen zwischen den Ligen der alten und neuen Welt gibt.

Das soll sich nun ändern, Europas Eishockey-Clubs begehren auf. Vor einigen Tagen trafen sich Vertreter von 48 Vereinen aus 13 Ländern in den Tagungsräumen der Arena in Stockum, um die „European Hockey Club Alliance“ (E.H.C.) zu gründen. Ziel der neuen Interessenvertretung ist es nicht nur, verbindliche Transferrichtlinien mit der Eliteliga aus Übersee zu schaffen, es geht generell darum, sich im internationalen Eishockey mehr Gehör zu verschaffen.

Bislang spielen die Clubs bei den Verhandlungen zwischen Weltverband (IIHF), Olympia-Vertretern (IOC) und NHL keine Rolle. Künftig wollen sie mit am Tisch sitzen, wenn über die Ansetzung von Länderspielen und WM-Turnieren sowie eine größere finanzielle Beteiligung an den Einnahmen der Turniere debattiert wird. Laut der „Neuen Züricher Zeitung“ macht allein eine WM jedes Jahr Gewinne von mehr als 25 Millionen Euro. Doch die Vereine, die die Spieler ausbilden und am meisten unter eventuellen Verletzungen leiden, sehen fast nichts davon.

In anderen Sportarten sind solche Lobbygruppen längst üblich. Vor allem im Fußball haben sie eine nicht zu unterschätzende Macht. Die „European Club Association“ unter der Leitung von Bayern-Präsident Karl-Heinz Rummenigge hat bei allen Fragen und Terminierungen im internationalen Fußball Mitspracherecht und lässt sich die Abstellung ihrer Spieler für Welt- und Europameisterschaften fürstlich bezahlen. Im Hand- und Basketball gibt es ähnliche Modelle.

Das schwebt auch Hakan Loob vor. Der ehemalige NHL-Star ist heute Manager des schwedischen Spitzenclubs Färjestad Karlstad. Vorläufiger Präsident der E.H.C. ist zwar der Schweizer Marc Lüthi vom SC Bern, Wortführer und treibende Kraft ist aber Vizepräsident Loob. Der zweite Vizepräsident ist DEG-Gesellschafter Mikhail Ponomarev, der exzellente Verbindung in die alte Heimat nach Russland hat.

Im Gegensatz zur Champions League, die ohne Teilnehmer aus der KHL spielt, sind die Russen bei der E.H.C. dabei, weil es ihnen seit Jahren sauer aufstößt, dass ihre Toptalente quasi ohne Gegenwert in die NHL wechseln. Auch Schweden, Finnen und Tschechen kennen das. Und selbst aus Deutschland wechseln jedes Jahr mehrere Spieler über den Atlantik. Erst vor der aktuellen Saison waren es die beiden Düsseldorfer Andreas Martinsen und Tyler Beskorowany sowie Matthias Plachta (Mannheim) und Niklas Treutle (München). „Wir haben zwar etwas bekommen, aber nicht viel“, sagt DEG-Trainer Christof Kreutzer. Andere wie Leon Draisaitl, Tobias Rieder oder Tom Künhackl machten sich gar schon als Jugendliche auf — meist ohne oder mit einer geringen Entschädigung für die Ausbildungsvereine.

Wie das künftig konkret aussieht, steht noch in den Sternen. Das Meeting in Düsseldorf war nur der Auftakt, das richtige Gründungstreffen ist für Juni geplant. Vorher kommen die Clubvertreter am 13. und 14. April in Wien zusammen, dann soll es um die Strukturen des neuen Schwergewichts im internationalen Eishockey gehen.

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