Endspurt in die Play-offs: Die rheinischen Eishockey-Klubs in der Analyse

Wer bleibt im Rennen um die Meisterschaft? Die drei rheinischen Klubs aus Düsseldorf, Köln und Krefeld in der Analyse.

Düsseldorf/Krefeld. In Düsseldorf herrscht Eishockey-Euphorie. Einen Tag vor dem 195. rheinischen Derby zwischen der DEG und den Kölner Haien sind 12 800 der 13 400 Eintrittskarten im Rather Dome verkauft.

Für beide Mannschaften steht eine Menge auf dem Spiel. Während sich die Metro Stars an den beiden letzten Vorrundenspieltagen direkt für das Play-off-Viertelfinale qualifizieren können, wollen die Kölner Haie die Vor-Play-offs der Teams auf den Plätzen sieben bis zehn sichern.

„Für uns ist es das Spiel des Jahres. Das wird eine ganz heiße Kiste. Die Atmosphäre im Derby ist immer außergewöhnlich“, sagt DEG-Trainer Jeff Tomlinson. In Düsseldorf hat man sich viel vorgenommen.

Denn nach dem Ausstieg von Hauptsponsor Metro zum Saisonende fällt die Mannschaft Ende April fast komplett auseinander. Es gibt auf Jahre hinaus die letzte Möglichkeit, um die neunte Meisterschaft der Vereinsgeschichte zu holen. Denn in der Spielzeit 2012/2013 wird es einen Neuaufbau geben.

Der Etat für dieses Team, das vom neuen Manager Walter Köberle, dem Olympia-Bronzemedaillengewinner von Innsbruck 1976, zusammengestellt wird, ist noch nicht gedeckt. Es fehlen 635 000 Euro, um sorgenfrei durch die kommende Saison zu kommen.

„Im Derby gegen Köln können wir Werbung in eigener Sache betreiben und uns für Sponsoren empfehlen. Für uns ist es das wichtigste Wochenende der Saison. Jetzt liegt es an den Spielern zu zeigen, dass sie es unbedingt wollen“, sagt der 63-Jährige. Köberle trägt den Sparkurs mit. In Doppelfunktion als Sportlicher Leiter und Manager hat er Lance Nethery abgelöst, ohne mehr Gehalt zu bekommen.

In Köln wurde der Umbruch aus wirtschaftlichen Gründen schon vor dieser Saison eingeleitet. Seit der ehemalige Bundestrainer Uwe Krupp das sportliche Kommando bei den Haien übernommen hat, ist in Köln der Erfolg zurückgekehrt. Er setzt auf eine gesunde Mischung aus jungen und erfahrenen Spielern, die zu einem ernstzunehmenden Gegner für die DEL-Konkkurenz geworden sind.

Nach der Strapaze von zuletzt vier Spielen, aus denen die Kölner in sechs Tagen zwölf Punkte holten, sind die Haie die Mannschaft der Stunde. Da Köln als Zehnter fünf Punkte vor Krefeld liegt, wird das Krupp-Team das Minimalziel Vor-Play-offs vermutlich nicht mehr verfehlen. „Wir wollen jedes Spiel gewinnen, ich hoffe, dass wir unsere Form halten“, sagt der 46-jährige Krupp.

Katerstimmung herrscht indessen beim dritten rheinischen Klub, den Krefeld Pinguinen. „Wir waren besoffen vom Erfolg“, so erklärte Pinguine-Boss Wilfrid Fabel einst den bitteren Absturz im Jahr nach der Meisterschaft 2003. Und nun haben die Pinguine erneut wohl zu viel gefeiert nach dem Halbfinal-Erfolg der letzten Saison. Nur noch rein theoretische Chancen auf einen Vor-Play-off-Platz und ein tiefes Grummeln bei den Fans — der „Kater“ ist groß.

Mit kaum verändertem Kader ging man hoffnungsfroh in die Saison, hatte aber verdrängt, dass ein Großteil der Leistungsträger wieder ein Jahr weiter durch den Karriere-Herbst marschiert war. Zukunftssichernde Kaderkorrekturen wurden vertagt.

Als sich dann am Saisonstart Verletzungen zu einer ligaweit fast einzigartigen Serie auftürmten (bis zu acht Leistungsträger fielen aus), da standen die Zeichen schnell auf „Sturm“. Denn die verbliebene „Rentnerband“ sollte für Trainer Rick Adduono immer öfter die Kastanien aus dem Feuer holen, wurde aber — auch nach Ansicht der protestierenden Fans — dabei verheizt.

Der Trainer konnte sich nur aufgrund eines Machtwortes von Sport-Aufsichtsrat Wolfgang Schulz im Amt halten. Aber ob diese Männerfreundschaft auch ohne Play-offs halten kann? Und wie das von Pinguine-Boss Fabel vorhergesagte 250 000-Euro-Saisonminus gedeckt werden kann? Die Pinguine wären nicht die Pinguine ohne ein spannendes Sommertheater.

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