Deutsche Eishockey Liga Eishockey-Clubs machen Millionen-Verlust

Wirtschaftsprüfer schlagen Alarm: Die Teams aus der DEL leben deutlich über ihre Verhältnisse. Geht es so weiter, werden weitere Pleiten wie die in Hamburg folgen.

Fans des Eishockey-Clubs Hamburg Freezers im Sommer 2016 bei einer Mahnwache vor der Geschäftsstelle des Vereins.

Fans des Eishockey-Clubs Hamburg Freezers im Sommer 2016 bei einer Mahnwache vor der Geschäftsstelle des Vereins.

Foto: Axel Heimken

Düsseldorf. Normalerweise sind finanzielle Details im hiesigen Sport ein großes Geheimnis. Für die Deutsche Eishockey Liga (DEL) ist das nun anders, seitdem Gaby Sennebogen, Geschäftsführerin der Straubing Tigers, in einem Interview auf der Vereinshomepage munter ausplauderte, dass die Vereine finanziell am Stock gehen. Gerüchte gab es schon lange, nun aber erstmals konkrete Zahlen: Allein in der Vorsaison haben die 14 Teams 15 Millionen Euro Verlust gemacht — zusätzlich zu dem Geld, das die vielen Mäzene ohnehin dazuschießen, wie Sennebogen verrät.

Da kann die DEL noch so viele Zuschauer- und Umsatzrekorde verkünden, ohne reiche Gönner ist kein Verein überlebensfähig. In München (Red Bull) und Mannheim (SAP) sind es große Unternehmen, in Berlin die US-amerikanische Anschutz Entertainment Group. In Nürnberg garantiert Schmuck-Unternehmer Thomas Sabo den Spielbetrieb, in Köln ist es Pharma-Unternehmer Frank Gotthardt. Auch in Düsseldorf lastet das meiste auf reichen Edelfans wie den Hoberg-Brüdern oder dem Remscheider Peter Völkel, in Krefeld sind es Unternehmer wie Wilhelm Schulz, Dieter Berten und Helmut Borgmann.

Doch obwohl all diese Firmen und Gönner immer wieder Lücken stopfen, fehlt es an Geld. Das liegt einerseits an den Einnahmen, weil der übergroße Fußball dem Restsport kaum noch Platz lässt und zu wenig über TV-Erlöse und Sponsoren reinkommt. Andererseits liegt das an den Ausgaben. In Krefeld betragen die Personalkosten rund 65 Prozent des Etats. Obwohl die Pinguine bei weitem nicht die dicksten Gehälter zahlen. Die gibt es in München, Köln, Mannheim und Nürnberg. Aber weil dort immer mehr gezahlt wird, steigen auch die Kosten für die Kleineren.

Geht es nach Gaby Sennebogen aus Straubing, ist das bald nicht mehr zu leisten. Besonders die Gehälter für durchschnittliche deutsche Spieler seien „geradezu explodiert“. Weil jedes Team nur neun Ausländer pro Spiel einsetzen darf, sind die wenigen guten Einheimischen begehrt, entsprechend hoch seien die Gehälter. Zwar sind die 80.000 bis 100.000 Euro, die ein durchschnittlicher DEL-Profi verdient, im Vergleich zu jedem Zweitliga-Fußballer lächerlich, für Eishockey-Vereine ist das aber viel Geld.

Das bestätigte nun auch die Wirtschaftsprüfungsgesellschaft ASNB, die die Lizenzunterlagen der DEL-Clubs prüft. Als sich die Besitzer der 14 Teams kürzlich auf Mallorca trafen, habe ein ASNB-Vertreter die Clubs „fast auf Knien gebeten, so nicht mehr weiterzumachen“, erzählt Sennebogen, die damit durchaus recht zu haben scheint. Trotzdem mutet ihr plötzlicher Rundumschlag etwas kurios an. Denn es stellt sich die Frage, wie das öffentliche Plaudern über finanzielle Interna auf potenzielle neue Sponsoren wirkt. Außerdem: Wer außer den Clubs selbst ist für die missliche Lage verantwortlich? Wer zwingt sie, (zu) hohe Gehälter zu zahlen?

Es scheint, als hätte niemand etwas aus den vielen Pleiten gelernt. Erst im Sommer war ja bei den Hamburg Freezers das Licht ausgegangen. Doch anstatt danach etwas zu ändern, geht es munter weiter. Bereits vor der laufenden Saison lag das geplante Minus schon wieder bei knapp acht Millionen Euro. Und seitdem wird nicht etwa gespart, im Gegenteil: Fast jedes Team hat noch mal nachgerüstet, manche gar mit ehemaligen NHL-Stars wie Christian Ehrhoff (Köln) oder Brandon Prust (Nürnberg). Weil es immer nur um den kurzfristigen Erfolg geht, anstatt langfristig in die Jugend zu investieren. Das Eishockey mag finanzielle Probleme haben, aber die sind vor allem eins: hausgemacht.

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