Düsseldorfer EG Der DEG fehlen fast drei Millionen Euro

Ein vertrauliches Dokument wirft ein düsteres Bild auf den Düsseldorfer Eishockey-Verein. Demnach macht er in der nächsten Saison 2,9 Millionen Euro Verlust — weil es kaum Sponsoren gibt.

 Ein vertrauliches Dokument malt ein düsteres Bild der DEG. Demnach macht der Verein in der nächsten Saison 2,9 Millionen Euro Verlust — weil es kaum Sponsoren gibt.

Ein vertrauliches Dokument malt ein düsteres Bild der DEG. Demnach macht der Verein in der nächsten Saison 2,9 Millionen Euro Verlust — weil es kaum Sponsoren gibt.

Foto: HORSTMUELLER GmbH

Düsseldorf. Auf dem Papier steht „streng vertraulich“. Und das ist auch verständlich. Denn es liefert detaillierte Einblicke in die Finanzen des Traditionsclubs Düsseldorfer EG. Die sehen in der vergangenen wie der kommenden Saison düster aus. Stand jetzt fehlen dem Verein 2,9 Millionen Euro, um den Spielbetrieb in der Deutschen Eishockey Liga zu finanzieren. Erneut müssten die Gesellschafter einspringen, um die Lücken zu schließen — allen voran Unternehmer Peter Hoberg. Und da ist die Miete für die städtischen Hallen, in denen die DEG trainiert und spielt, noch gar nicht eingerechnet. Geschweige denn, eine Möglichkeit, die ohnehin bestehenden drei Millionen Euro Schulden bei der Stadt abzubauen.

Letzteres dürfte auch künftig nicht möglich sein. Aus dem Papier, das den Titel „Reporting DEG Eishockey GmbH“ trägt und vom 15. März dieses Jahres stammt, geht hervor, dass derzeit gerade einmal rund 700 000 Euro an Sponsoren-Einnahmen für die nächste Saison gesichert sind — und davon zahlen die Stadtwerke schon 175 000 Euro. Trotz des sportlichen Aufschwungs, trotz des jüngsten Zuschauerrekords. Und trotz des neuen TV-Deals mit Telekom und dem Free-TV-Sender „Sport 1“.

Zwar ist die DEG-Geschäftsführung in Gesprächen über Werbeverträge im Wert von 1,96 Millionen Euro, hinter den meisten Firmen ist aber „in Verhandlung“, „Verhandlungen aufgenommen“ oder gar „Verhandlungen gescheitert“ verzeichnet.

Das ist neues Futter für die Kritiker von Geschäftsführer Paul Specht. Weder er noch sein Vorgänger Jochen A. Rotthaus, der nach nur einem Jahr im Amt zu den Fußballern von Bayer Leverkusen abgewandert ist, haben ausreichend Sponsoren gewonnen, vor allem kleine. Eine Altlast aus der Metro-Zeit. Damals kam es schon mal vor, dass der Gastronom, der 10 000 oder 20 000 Euro investieren wollte, mit einem mitleidigen Lächeln vor die Tür gesetzt wurde. Man hatte es nicht nötig, die Metro zahlte ja.

Diese Sponsoren mit Herz für den Verein zurückzugewinnen, sollte eine der Hauptaufgaben des Geschäftsführers sein — gerade im Eishockey, wo große Unternehmen kaum investieren, weil sie ihr Geld in den Fußball stecken. Doch die wurden auch in den vergangenen zwei Jahren systematisch vernachlässigt. Um das zu ändern, fordert die Stadt schon lange einen weiteren Mitarbeiter an der Brehmstraße, der sich ausschließlich um Sponsoren kümmert. Den soll Gesellschafter Mikhail Ponomarev immer wieder verhindert haben. Wohl, weil er auf einen neuen Mitarbeiter nicht so viel Einfluss hätte wie auf den von ihm eingesetzten Paul Specht. In dem Dokument ist der neue Posten allerdings erwähnt, das „Stellen- und Anforderungsprofil“ werde „aktuell erarbeitet“, die Ausschreibung sowie die Kandidatensichtung folgten noch „bis Geschäftsjahresbeginn“.

Das dauerte der Stadt zu lange. Seit Monaten kümmert sich Peter Kluth, ein Vertrauter von Oberbürgermeister Thomas Geisel, um Kleinunternehmer und Privatpersonen. Dafür hat der erfolgreiche Anwalt, der wegen seiner direkten Art vor allem bei der Opposition im Stadtrat nicht gut ankommt, den „Club 2020“ gegründet und bereits 100 000 Euro eingesammelt. Erste Mitglieder waren: Geisel und Kluth. 5000 Euro kostet ein Paket, dafür gibt es Vip-Dauerkarten, kleine Werbeaktionen und Geschenke. Im Laufe der Saison sollen 100 Mitglieder 500 000 Euro bringen. Größere Unternehmen zahlen derweil recht wenig. Das Modehaus Breuninger beispielsweise nur 20 000 Euro — im Verhältnis zur Präsenz des Unternehmens im DEG-Umfeld ein absurd kleiner Betrag.

Das wirft kein gutes Licht auf Specht. Zumal aus einem anderen Dokument hervorgeht, dass die Geschäftsstelle den Club jährlich rund 520 000 Euro kostet. Zwischen Aufwand und Ertrag klafft eine Lücke. Nicht umsonst wird an der Brehmstraße bereits von einer Umstrukturierung der Geschäftsstelle geredet — inhaltlich wie personell. Bis auf Ticketing, Sekretariat und Medienabteilung stehe alles auf dem Prüfstand.

Das Dokument weist noch einen weiteren brisanten Punkt aus. Unter der Überschrift „Offene Punkte aus der Mail vom 06. Februar“ werden Fragen beantwortet. Etwa zur „Bereitschaft der Gesellschafter zur Abgabe der Forderungsverzichte“, die nämlich müsse noch im Detail besprochen werden — aktuell seien „andere Themen seitens der Gesellschafter mit höherer Priorität versehen“. Dazu passt: Seit langem heißt es, Ponomarev halte das Geld, das er in den Verein gesteckt hat — laut Eigenaussage mehr als eine Million Euro, nach unseren Quellen etwas mehr als die Hälfte davon — für ein Darlehen. Was passiert also, wenn er das Geld zurückfordert?

Auch zur Vertragssituation zwischen der DEG und Ponomarevs Firma „Energy Consulting“ als Trikotsponsor gibt es eine klare Antwort: „Ein entsprechender Vertrag liegt der Gesellschaft nicht vor.“ Ein Plan fehlt. Wie die fehlenden 2,9 Millionen aufzutreiben sind, steht nicht in dem Papier. Die von Ponomarev ins Spiel gebrachten Investoren ebenfalls nicht. Und ob das von der Stadt präferierte „Iserlohner Modell“ mit 20 bis 30 Geldgebern, die jeweils zwischen 50 000 und 200 000 Euro investieren, noch in dieser Saison umzusetzen ist, darf bezweifelt werden. Klar ist, dass am größten Posten — den 3,5 Millionen Euro für Trainer und Spieler — kaum gespart werden kann, will die DEG nicht sportlich abfallen und die aktuelle Euphorie enden lassen. Auf einen Ersatz für den nach Schweden abgewanderten Top-Spielmacher Ken-André Olimb zu verzichten, wie es bereits diskutiert wird, könnte nach hinten losgehen. Die DEG hat kein Ausgaben-, sondern ein Einnahmeproblem. Nicht zuletzt das beweist das DEG-Dokument.

So setzen sie an der Brehmstraße mal wieder alles auf die Karte, die sie in den vergangenen Jahren immer gezogen haben, wenn das Geld knapp wurde: das Konto von Gesellschafter Peter Hoberg. Langfristig gibt es durchdachtere Strategien.

Dieser Artikel wurde am 3. Mai 2016 um 18:51 aktualisiert.

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