DEG-Torwart drängt nach Drama auf schnelle Rückkehr

Düsseldorf (dpa) - Der vollbärtige Eishockey-Profi Robert Goepfert ist offenkundig einer von den ganz Harten. Nur zwei Tage nach seinem lebensgefährlichen Knockout könnte der Keeper der Düsseldorfer EG am Dienstag im Heimspiel gegen den EHC München wieder aufs Eis zurückkehren.

„Ja, ich würde mir das Spiel zutrauen, ich bin okay. Aber unser Teamarzt entscheidet“, sagte Goepfert der Nachrichtenagentur dpa am Tag nach den dramatischen Geschehnissen vom Sonntag. Vermutlich nur dem beherzten Eingreifen der Sanitäter und des DEG-Teamarztes Ulf Blecker war zu verdanken, das der US-Profi nach einem Schlagschuss an den Kehlkopf nicht erstickte.

Aber ganz so forsch wie sich die Sätze Goepferts anhören („Ich habe heute trainingsfrei“), kamen sie nicht herüber. Demut war zu spüren. „Ich flehte zu Gott: Bloß keinen Luftröhrenschnitt“, schilderte Blecker seine ersten Gedanken bei der Schnellversorgung des Schwerverletzten hinter der Bande.

„Bobby hatte blaue Lippen und erbrach sich. Wir spritzen hoch dosiertes Cortison intravenös und konnten so verhindern, dass die nach innen gehende Schwellung die Luftröhre einschnürt“, beschrieb der Mediziner die dramatischen Minuten, in denen es in der mit über 10 000 Besuchern besetzten Düsseldorfer Halle beim 201. rheinischen Derby gegen die Kölner Haie mucksmäuschenstill war. „Gespenstisch“, fand Blecker, der nichts von Goepferts schnellen Rückkehr-Plänen auf die Eisfläche hält.

„Gemach, gemach - der soll mal schön mit seinem Hintern zu Hause bleiben und sich noch schonen“, empfahl Blecker dem Ungeduldigen, der seinem Team gegen München unbedingt helfen will. Er würde den Kasten dann mit einer Spezialmanschette um den Hals hüten, die den bisher ungeschützten Bereich zwischen Gesichtsmaske und Körper bedecken würde.

Nachdem ihn der Schlagschuss des Kölners Nathan Robinson getroffen hatte, musste der 18 Jahre alte Benedict Roßberg für Goepfert einspringen. Düsseldorfs Nummer zwei, Stefan Ridderwall, ist wegen einer Gehirnerschütterung seit zwei Wochen außer Gefecht. Ein Trainings-Testlauf Dienstagfrüh soll darüber entscheiden, ob Ridderwall und Goepfert zum Einsatz kommen können.

Rund zwei Stunden nach dem K.o. wurde Goepfert von DEG-Manager Walter Köberle aus dem Diakonie-Krankenhaus in den ISS Dome zurückchauffiert. Auf etwas wackligen Beinen registrierte er den Applaus einiger Fans vor der Halle und fand erste Worte. „Der Hals ist zugeschwollen und ich habe keine Luft mehr bekommen. Das war ein Schock. Ich danke den Sanitätern und dem Arzt. Ich bin sehr glücklich“, sagte der erfahrene Vorzeige-Profi im jüngsten DEL-Team.

Seine Teamkollegen hatten in der letzten Drittelpause nichts von Goepferts Zustand erfahren. Sie fielen aus allen Wolken, als sie von der Dramatik erfuhren und umarmten ihren Keeper, als er am Abend wieder vor ihnen stand. Die unglückliche 2:3-Niederlage des Schlusslichts gegen den Tabellenführer der Deutschen Eishockey-Liga - der Haie-Siegtreffer fiel 101 Sekunden vor Spielende - war da längst zur Nebensache geworden.

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