Düsseldorfer EG DEG auf eigenen Wegen in der „Ausländerliga“ unterwegs

Kein anderes Team setzt so sehr auf deutsche Spieler. Das lockt immer Neue an, die sich weiterentwickeln wollen.

Düsseldorf. Normalerweise sollte man Zitate aus Pressemitteilungen von Proficlubs nicht so ernst nehmen. Meist stammen sie aus der Feder der vereinsinternen Presseabteilung, deren Kerngeschäft darin besteht, den Arbeitgeber ins rechte Licht zu rücken. Da machen Düsseldorfs Topvereine keine Ausnahme, wenn sie mal wieder einen Spieler verpflichtet haben. Bei den Fußballern der Fortuna kommt seit Jahren keine Mitteilung ohne den heiligen Dreiklang („Tolle Stadt, tolles Stadion, tolle Fans“) aus. Bei den Eishockey spielenden Kollegen der DEG lauten die Standardbegriffe, mit denen ein Zugang seine Entscheidung pro Brehmstraße begründet, „Konzept“ oder gar „Düsseldorfer Weg“.

Nun sind die Begriffe — und seien sie auch ausgedacht — nicht völlig aus der Luft gegriffen. In der Tat gehen die für Kaderplanung, Training und Aufstellung verantwortlichen Christof Kreutzer und Tobias Abstreiter seit ihrem Amtsantritt vor zwei Jahren eigene Wege. Solche, die in der von konservativen Funktionären seit jeher als „Ausländerliga“ beschimpften DEL nicht alltäglich sind. Und solche, die auch in Düsseldorf über Jahrzehnte niemand gehen wollte. Kreutzer selbst nennt die Gegenwart ein „Experiment, für die DEG relativ neu“.

Von den 27 Spielern im aktuellen Kader sind nur sechs Ausländer. Elf sind erlaubt. Kein anderes Team hat weniger. Und kein anderes Team im finanziellen Mittelfeld der Liga hat einen so guten Ruf bei deutschen Spielern. In Düsseldorf sind sie nicht nur Auffüllmasse, sie sollen Verantwortung übernehmen, selbst, wenn sie jung sind. Mathias Niederberger, Bernhard Ebner, Stephan Daschner und Marcel Brandt hat das zu Nationalspielern gemacht, Manuel Strodel könnte der nächste sein.

Das lockt immer neue Spieler an, die sich in ihrer Entwicklung noch nicht am Ende sehen. Und weil sich die DEG nicht mehr leisten kann, schlägt sie dankbar zu. In der vergangenen Saison waren es der später dauerverletzte Christoph Gawlik (Ingolstadt) sowie Spielmacher-Talent Max Kammerer (Salzburg), die sich trotz weiterer Interessenten für Düsseldorf entschieden haben. Nun kamen die Verteidiger Henry Haase (Berlin), Marco Nowak (Nürnberg) sowie Stürmer Alexander Weiß (Augsburg) dazu. Allesamt höchstens Mitte 20 und gewillt, den nächsten Karriereschritt zu gehen.

Dass diese Tugend aus der Not geboren ist, will Kreutzer nicht mal verhehlen: „Wir können nicht nur Hochkaräter holen“, sagt der Coach, der aber nicht den Eindruck erwecken will, sich an der Resterampe des Transfermarkts bedient zu haben: „Ich finde gut, dass wir von den stärkeren Deutschen so viele bekommen haben.“ Aber eben solche, an denen er noch feilen kann: „Wir möchten deutsche Spieler weiter nach vorne bringen“, sagt er. Für den Notfall hätte er noch Ausländer-Lizenzen übrig, „aber mein Wunsch ist, sie brach liegenzulassen“.

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