Düsseldorfer EG Abstreiter: Viel Freude und ein wenig Wehmut

Der Trainer der Düsseldorfer EG verzichtete für den Club auf seinen Co-Trainer-Posten bei Olympia. Trotz der für ihn verpassten Medaille überwiegt der Stolz.

Tobias Abstreiter hat am TV-Gerät die Erfolge des National-Teams verfolgt.

Tobias Abstreiter hat am TV-Gerät die Erfolge des National-Teams verfolgt.

Foto: PIX-Sportfotos/Fabian Brandes

Düsseldorf. Das olympische Eishockey-Turnier mit dem sensationellen Gewinn der Silbermedaille der deutschen Nationalmannschaft ist auch zum Start der neuen Arbeitswoche an der Brehmstraße allgegenwärtig. Und das, obwohl diese Woche für Tobias Abstreiter und die Düsseldorfer EG eine ganz besondere Bedeutung hat und gar kein DEG-Protagonist in Asien beteiligt war. Denn in den drei verbleibenden Hauptrundenspielen in der Deutschen Eishockey Liga möchte der aktuelle Tabellenelfte noch unbedingt sein Minimalziel realisieren — die Play-off-Teilnahme. Dazu müssen drei Punkte Rückstand aufgeholt werden. Bis zum Sonntag.

Doch auch Abstreiter und sein Co-Trainer Daniel Kreutzer kommen nicht um diese Fragen nach Freude und Mitfiebern herum. Ebenso wenig um die nach der Bedeutung für den Sport und die Liga hierzulande. Für den Cheftrainer der Rot-Gelben ist all das ein zweischneidiges Schwert, verzichtete Abstreiter zugunsten seiner Arbeit bei der DEG doch auf die Teilnahme im koreanischen Pyeongchang, wo er ursprünglich als Assistent von Bundestrainer Marco Sturm vorgesehen war. „Es war bei jedem Spiel das gleiche Gefühl. Die Freude stand im Vordergrund, trotzdem war Wehmut dabei“, erklärt der 47-Jährige. „Es war immer präsent, dass ich die Teilnahme verpasst habe.“

Abstreiter hätte gestern mit einer silberglänzenden Medaille nach Düsseldorf zurückkehren können — stattdessen verfolgte er das Finale zwischen Deutschland und den olympischen Athleten Russlands am Fernseher. „Ich habe mir einen Wecker gestellt und zuhause geschaut. Am Anfang bin ich erst langsam wach geworden, doch dann konnte ich nicht mehr ruhig bleiben. Und in meinem Kopf hat es rotiert“, sagt der Trainer. Der seelische Schmerz ist ihm anzusehen, trotz aller Freude über den Erfolg für das deutsche Eishockey.

Auch bei den Kreutzers wurde am Sonntagmorgen mitgefiebert. „Meine Töchter wollten unbedingt mitgucken“, erzählt Daniel Kreutzer. „Dann sind beide aber schnell wieder eingeschlafen. Nach dem 2:2 waren sie wach und sofort Feuer und Flamme. Ich hoffe, dass wir das Ganze für das deutsche Eishockey nutzen können. Aber es muss auch eine Bereitschaft da sein. Vor allem bei den Medien. Eishockey hat Potenzial, auch für das frei empfangbare Fernsehen. Das muss transportiert werden.“

Das sieht auch Abstreiter so, der vor und nach den Spielen der DEB-Auswahl in regelmäßigem Kontakt mit Marco Sturm und Assistenztrainer Christian Künast stand: „Unsere U 20 ist derzeit zweitklassig. Das ist ein Warnsignal.“ Das Düsseldorfer Trainer-Duo, einst selbst bei Olympischen Spielen aktiv, ist sich sicher, dass der große Erfolg des Deutschen Eishockey-Bundes auf absehbare Zeit einmalig war. „Es zeigt, dass wir auf dem richtigen Weg sind. Dennoch muss in der Zukunft noch viel passieren, um dauerhaft an die Weltspitze zu kommen“, erklärt Kreutzer. Die frische und nach Aufbruch riechende Eishockey-Euphorie möchte die DEG im schwierigen Play-off-Endspurt in Nürnberg (morgen) sowie gegen Berlin (Freitag) und Krefeld (Sonntag) auch für sich nutzen. „Vor allem die deutschen Spieler nehmen diesen Schwung sicher mit. Man sieht, was erreichbar ist, wenn jeder für jeden auf dem Eis arbeitet“, sagt Kreutzer. Genau so soll der Weg der DEG noch in die Play-offs führen.

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