Christian Süß im Interview: „Ich war mental nicht topfit“

Christian Süß zieht die Operation vor, weil es keinen Sinn mehr macht, mit halber Kraft die Saison noch zu Ende zu spielen.

Düsseldorf. Die sportliche Hiobsbotschaft hat Borussias Christian Süß tief getroffen: Ein halbes Jahr muss der Tischtennis-Profi nach seiner bevorstehenden Knieoperation mindestens pausieren. Für den 27-Jährigen eine ganz bittere Aussicht, denn nach einer ersten Knieoperation 2011 hatte er lange gebraucht, um wieder voll mitmischen zu können. Die WZ fragte nach.

Herr Süß, wie tief sitzt die Enttäuschung nach dieser Diagnose?

Christian Süß: Es war ein unglaublicher Schock. Ich habe zwar schon länger gemerkt, dass ich das Knie nicht zu 100 Prozent belasten konnte und war daher zuletzt öfter beim Arzt. Beim Knieexperten in Augsburg gab es dann die endgültige Diagnose, die keine andere Möglichkeit als eine Operation zuließ.

Wer trägt dafür die Verantwortung, haben Sie womöglich zu früh angefangen nach der ersten Operation?

Süß: Möglich ist das schon, dass wir die Trainingsintensität zu früh gesteigert haben. Ich habe mich daran gehalten, was der Operateur vorgegeben hatte. Aber mit Knie und Knorpel ist es nicht so einfach, das ist immer eine Gratwanderung. Vielleicht hatte ich auch Pech mit der Heilung. Da ist keiner groß für verantwortlich zu machen.

Waren die Knieprobleme auch verantwortlich für ihre zuletzt dürftigen Leistungen an der Platte?

Süß: Natürlich hatte das Einfluss. Hinter den Kulissen haben wir schon länger überlegt, ob sofort operiert werden soll oder ob ich die Saison zu Ende spiele. Mehr und mehr hatte ich dadurch die Spannung verloren, war mental nicht topfit. Wenn man um die Diagnose weiß, kann man sich davon einfach nicht freimachen. Abgesehen davon, dass es ja auch im Knie mal zwickt und durch das Spielen nicht besser wird.

Wie sehr belastet Sie zusätzlich die Erinnerung an die längere Pause vor anderthalb Jahren?

Süß: Da war es bei einem Schaukampf direkt nach der Saison passiert, ich wurde sofort operiert und habe dadurch die Vorbereitung verpasst und bin erst im Laufe der Saison wieder eingestiegen. Vielleicht habe ich jetzt den Vorteil, weil ich weiß, welch lange Pause mich erwartet und was ich besser machen kann. Das Ziel sollte sein, nicht schnellstmöglich, sondern vor allem 100-prozentig wieder fit zu werden.

Damals hat es Sie die Olympia-Teilnahme gekostet, jetzt verpassen Sie die Weltmeisterschaft und das Saisonfinale mit der Borussia. Ist das vergleichbar?

Süß: Olympia zu verpassen, war viel bitterer. Diesmal ist es eine WM, bei der ich eh nicht in Normalform gespielt hätte. In den Überlegungen ging es darum, ob ich der Borussia bis Saisonende hätte helfen können. Die letzten Wochen haben aber gezeigt, dass es nichts bringt. Damit hätten sich beide Seiten keinen Gefallen getan.

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