Boxen: TuS will zurück zu altem Glanz

Bei der Stadtmeisterschaft der Düsseldorfer Boxer geht es hart, aber fair zur Sache. Das zeigt: Die Jugend des TuS Gerresheim ist wieder im Aufwind.

Boxen: TuS will zurück zu altem Glanz
Foto: Sergej Lepke

Düsseldorf. Rund 300 Augenpaare blicken gespannt auf das Geschehen im Ring. Die Schläge sitzen, Blut fließt. Eine Zuschauerin in Reihe eins zuckt beim nächsten harten Schlag zusammen. „Gut, dass mein Freund hier nur trainiert und keine Wettkämpfe macht“, sagt sie.

Boxen: TuS will zurück zu altem Glanz
Foto: Sergej Lepke

Die offenen Düsseldorfer Stadtmeisterschaften im Boxen stehen an. Athleten aus 25 Vereinen sind dabei. Doch für den TuS Gerresheim geht es um mehr als nur Titel bei diesem Wettkampf. Er will an die alten Glanzzeiten anknüpfen, als die Kämpfe jeden Samstag Hunderte in die Halle an der Heyestraße lockten. Doch noch vor dem ersten Gongschlag gibt es die erste kleine Enttäuschung. Von den 25 vorgesehenen Kämpfen können am Wochenende tatsächlich nur 17 stattfinden.

„Oft scheitert es an der vergeblichen Suche nach einem Gegner in der gleichen Gewichtsklasse“, erklärt Trainer Steffen Müller, der seit zwei Jahren damit beschäftigt ist, eine neue Jugendmannschaft aufzubauen.

„Davor war der Gerresheimer Nachwuchsbereich nahezu tot“, erinnert sich der 35-Jährige, der eigentlich in Leverkusen wohnt und als Straßenreiniger in Köln arbeitet. Zum TuS kam er durch einen befreundeten Box-Trainer, der in Gerresheim einen Lehrgang anbot, den auch Müller besuchte.

Einer seiner Schützlinge, der zehnjährige Tristan Pechner, holt gleich im ersten Kampf des Turniers den Sieg — trotz blutiger Nase. „Das war mein vierter Kampf. Heute war ich besonders nervös, weil viele Team-Kollegen zugeguckt und mich angefeuert haben“, erzählt der Nachwuchs-Boxer.

Sein älterer Bruder Julius sicherte sich bereits vor zwei Wochen den Titel des Niederrhein-Meisters. Mutter Sandra Pechner, die während des Turniers am Catering-Stand mithilft, ist mächtig stolz auf ihre Jungs. „Als beide mit dem Boxen anfingen, war ich zunächst skeptisch. Bei vielen gilt Boxen ja immer noch als asozial“, sagt sie.

Das merke sie bei ihrem Einsatz für den Verein immer wieder. „Die Werbeplakate für das Turnier wollten viele nicht mal aufhängen. In einigen Supermärkten wurden sie spätestens nach zwei Tagen wieder abgenommen.“ Auch die stets wichtige Suche nach Sponsoren gestalte sich für die Boxer sehr schwierig. „Wir kriegen fast immer verhaltene Reaktionen. Würden wir als Fußball-Abteilung der TuS anfragen, wäre das ganz anders“, meint Sandra Pechner.

Dabei sei das Bild, das viele über den Boxsport haben, verzerrt. „Ich habe noch nie ein so gutes soziales Miteinander wie hier erlebt“, freut sich die Mutter. Auch Trainer Steffen Müller, der momentan 40 Kinder zwischen acht und 16 Jahren trainiert (darunter auch sechs Mädchen), hadert mit dem Negativ-Image.

„Bei uns trainiert kein schwieriges Klientel. Die Kinder gehen sehr respektvoll miteinander um“. Ärger gäbe es höchstens, wenn seine Schützlinge das Training schleifen lassen: „Nur Klassenarbeiten lasse ich als Ausrede gelten. Die Schule darf nicht vernachlässigt werden.“

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