Das nächste Wunder vom Staufenplatz

Borussia gewinnt Krimi gegen Ochsenhausen und steht im Finale der Champions League. Auch in der Liga steht die Tür dazu offen.

Das nächste Wunder vom Staufenplatz
Foto: Horstmüller

Irgendwann muss der Tag erreicht sein, an dem Tischtennis-Fans und -spielern die Superlative ausgehen, wenn sie über Borussia Düsseldorf sprechen. Denn immer wenn Aktive und Beobachter denken, sie hätten den unglaublichsten Krimi an der Platte bereits gesehen, setzt der Branchenprimus dieser packenden Sportart noch einen drauf. So wie im Halbfinal-Rückspiel der Champions League gegen die TTF Ochsenhausen, das von einem dramatischen Ende zugunsten der Borussia gekrönt wurde.

Nach dem 2:3 im Hinspiel mit einem Satzverhältnis von 10:13 war die Ausgangslage vor dem zweiten Duell in Düsseldorf klar. Die Borussia musste eigentlich mit 3:0 oder 3:1 gewinnen, um ins Finale gegen das europäische Top-Team von Fakel Orenburg (Russland) einzuziehen. Beim Stand von 2:1 nach den ersten drei Einzeln hatte der Weltranglisten-Zweite Timo Boll die Entscheidung zugunsten seines Teams auf dem Schläger. Doch der Superstar musste sich Hugo Calderano in fünf Durchgängen beugen — und nun holten sie alle im Tischtennis-Zentrum an der Ernst-Poensgen-Allee die Rechenschieber heraus.

Dank des an diesem Abend guten Satzverhältnisses war die Arithmetik schnell geklärt. Stefan Fegerl musste gegen Simon Gauzy mit 3:0 oder 3:1 gewinnen, um die Düsseldorfer doch noch ins Finale zu katapultieren. Und der Österreicher, der seit Monaten das erlebt, was landläufig als durchwachsene Saison bezeichnet wird, lieferte ab. Nach verlorenem ersten Durchgang drehte Fegerl auf, gewann mit 3:1 und löste einen grenzenlosen Final-Jubel aus.

„Das war ein überwältigendes Spiel heute. Großen Dank an die Fans, die haben uns alle nach vorne gepuscht. Das war wieder einmal — ich will nicht sagen ein Ding der Unmöglichkeit — aber wir standen doch mit dem Rücken zur Wand. Und solche Dinge gehen eben doch nur zu Hause in Düsseldorf. Das macht mich natürlich stolz, ein Teil dieser Mannschaft zu sein“, erklärte Fegerl, der die Borussia am Saisonende verlassen wird.

Wieder einmal hatte der deutsche Rekordmeister das Unmögliche möglich gemacht. Dem 2:3 aus dem Hinspiel stand nun ein 3:2 gegenüber. Und weil das Satzverhältnis dank Fegerls Husarenstück mit 22:22 ebenfalls ausgeglichen war, kam die Borussia aufgrund des Ballwechselverhältnisses von 413:390 ins Finale. „Das war eine Sternstunde für unseren Verein, wir sind mit ein bisschen Glück gesegnet worden und einer Menge Können. Ein unglaubliches Spiel mit wahnsinnig vielen Höhen und Tiefen, was eigentlich keinen Sieger verdient gehabt hätte“, erklärte Manager Andreas Preuß. „Wir haben in beiden Spielen sieben Stunden gekämpft, und am Ende haben eigentlich nur ein paar wenige Bälle entschieden. Es war unglaublich spannend und eine wahnsinnige Werbung für den Tischtennis-Sport.“

Auch in der Bundesliga nimmt der Titelverteidiger Kurs auf das Finale, das am 26. Mai in Frankfurt am Main ausgetragen wird. Gestern setzte sich die Borussia trotz einer Auftaktniederlage von Kristian Karlsson gegen Patrick Franziska im ersten Play-off-Halbfinale mit 3:1 beim 1. FC Saarbrücken durch. Am kommenden Sonntag kann die Mannschaft von Trainer Danny Heister den Finaleinzug perfekt machen. „Nach dem Spiel gegen Ochsenhausen war es nicht leicht, sich wieder neu aufzustellen und zu fokussieren. Aber wir haben die Sache heute sehr gut gemacht“, sagte der Niederländer erfreut.

Neben Timo Boll, der seine beiden Einzel gewann, punktete erneut Stefan Fegerl. „Wir haben in Saarbrücken schon sehr oft verloren. Darum ist der Sieg wirklich hoch anzurechnen“, erklärte Manager Andreas Preuß. Das Wochenende der Wahrheit — die Borussia hat es gemeistert. Mit Bravour und einer Portion Glück. Nur in Sachen Dramatik dürfte es endgültig keine weitere Steigerung geben. Falls doch, würde es wahrscheinlich auch niemanden wundern.

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