Rheinturm: Arbeitsplatz am höchsten Punkt der Stadt

Für Besucher ist der Rheinturm lediglich 172 Meter hoch — für Haustechniker Boris Krcar hingegen 240 Meter.

Boris Kracar arbeitet als Haustechniker im Rheinturm.

Boris Kracar arbeitet als Haustechniker im Rheinturm.

Foto: Judith Michaelis

Düsseldorf. 1982 wurde der Düsseldorfer Rheinturm eröffnet — und im selben Jahr fing Boris Krcar an, den Bau kennenzulernen und in ihm zu arbeiten. Seit 33 Jahren ist der Haustechniker des Rheinturms, kennt jeden Winkel des Bauwerkes, jede Treppe, jede Türe. Täglich ist er auf Kontrollgang durch den Turm — und kommt dabei auch immer wieder auf sein Dach, den höchsten Punkt im ganzen Stadtgebiet. Denn ein höheres Gebäude als den Rheinturm gibt es nicht in der Stadt.

Mit einem der beiden Aufzüge fährt Krcar hinauf ins drehende Restaurant des Turmes. Noch leer ist es hier an diesem trüben Montagvormittag, gerade erst hat der Turm seine Pforten geöffnet. Der Haustechniker geht ein Stückchen an den Tischen und Stühlen vorbei, geht bis zu einer weißen Türe in der Wand. Er öffnet sie und steht in einem dunklen Treppenhaus, aus rohem Beton sind die Stufen, nur spärlich ist der Raum beleuchtet.

Der höchste Arbeitsplatz der Stadt - Hausmeister auf dem Rheinturm
25 Bilder

Der höchste Arbeitsplatz der Stadt - Hausmeister auf dem Rheinturm

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Es sind viele Treppenstufen die Krcar hinaufgehen muss, bis er in einen kleinen Vorraum kommt, vor einer gelben Türe stehen bleibt. Doch es ist gar keine Türe die er vor sich hat, es ist eine Schleuse aus massivem Stahl, die Wind und Wetter trotzt. Eine Sicherheitsschleuse ist es, die er erst aufkurbeln muss, bevor sie sich langsam öffnet. Der Techniker tritt hinaus, steht auf einer Plattform oberhalb der des Restaurants. Besucher dürfen hier nicht hin — es ist windig und stürmisch, die Haare wehen im Wind, beim Fortbewegen muss Boris Krcar viel Kraft aufwenden, um gegen den Wind anzulaufen. „Windstärke sieben haben wir heute mindestens“, sagt er.

Natürlich sei das nicht immer so — aber ungewöhnlich auch wieder nicht. Am Rand der Plattform stehen Antennen aufgereiht, thronen hoch über der Stadt unter ihnen, der Blick reicht weit über Düsseldorf. „Da hinten am Horizont kann ich meine Kollegen in Köln sehen“, sagt Krcar scherzhaft, zeigt auf die Silhouette des Kölner Fernsehturmes am Horizont. Er bleibt stehen, deutet auf einen Fahrkorb, der am Rande der Etage angestellt ist. Vier Mal im Jahr fahren damit die Fensterputzer am Turm hinab, wischen die Scheiben des Restaurantbereiches und der Besucherterrasse. „Bei einer Windstärke wie dieser würde ich aber keinen in den Korb lassen — das wäre lebensgefährlich“, sagt der Haustechniker. Er geht wieder ins Treppenhaus des Turmes, schließt die gelbe Schleuse hinter sich.

Weiter hinauf geht es im Inneren des Turmes, zur nächst höheren Plattform. Auch an deren Rändern stehen Antennen und Parabolspiegel, viel unterscheidet sich hier nicht von der ersten Etage. Es liegen lose schwarze Kabel auf dem Betonboden herum, vier große und runge Lampen sind am Rand montiert. „Das sind die Flugbefeuerungslampen“, sagt Krcar. Diese sollen Flugzeugen in der Nacht als Orientierung dienen und sie auf das Hindernis im Luftraum hinweisen. Er testet sie — und stellt fest, das eine Lampe defekt ist. „Gut dass ich her gekommen bin“, sagt er, geht kurz ins Innere des Turmes, kommt mit einer neuen Lampe wieder zurück. „250 Euro kostet eine neue Birne“, sagt er, schraubt die alte Lampe raus, setzt die neue ein. „Ausgerechnet heute muss das Licht kaputt sein, ausgerechnet an einem so windigen Tag“, sagt er.

Eine Etage befindet sich noch über er mit der Beleuchtung, auch hier führen wieder einige Stufen hinauf. Kein Dach hat der Haustechniker jetzt mehr über sich, steht im Freien, am Fuße der 20 Meter großen Antenne. Sie ist der höchste Punkt der Landeshauptstadt, die Spitze de höchsten Bauwerkes. Mit ihr misst der Rheinturm 240 Meter — Besucher kommen nur bis zu einer Höhe von 172 Metern, würden sie die Treppe nehmen, müssten die dafür 980 Stufen erklimmen. Die verbleibenden 100 bis zur Turmspitze sind für sie tabu, nur für Krcar und seine Leute zugänglich.

Auch auf die Antenne kann man hinaufsteigen — dazu müsste man sie aber erst abstellen. „Die Spitze der Antenne ist bestrahlt, bei vollem Betrieb auf sie zu steigen wäre gefährlich“, erklärt Boris Krcar. Am Fuße der massiven rot-weißen Antenne befinden sich die kleinen Digitalantennen. Wie auch alle übrigen Antennen gehören sie der Deutschen Telekom, regelmäßig sind deren Techniker auf dem Dach des Turmes, um die Technik zu warten. „Mit den Antennen habe ich nichts zu tun“, sagt der Haustechniker.

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