2179: Ein Zimmer wie kein anderes

In der 18. Etage des Hyatt-Hotels im Medienhafen liegt das höchste Hotelzimmer der Stadt — und damit auch das wohl begehrteste.

Düsseldorf. Wer im Hyatt Hotel im Medienhafen absteigt, der hat Geld. Das ist so gewiss wie das Amen in der Kirche. Nobel ist die Eingangshalle, nobel sind die Aufzüge. Es glitzert, es glänzt, in den Marmorwänden spiegeln sich die Gesichter der Gäste. Doch auch im Gebäude des Hyatt Hotels verbirgt sich hinter der gold-silbernen Fassade eine Welt der Alttäglichkeit.

Bis zur 18. Etage fährt der Aufzug hoch — dann ist Schluss. Opernmusik klingt leise aus den Lautsprechern, gläserne Türen sind im Raum verbaut, nur ein paar Schritte sind es bis zu einem der edelsten Räume der gesamten Herberge. Als „Hotel im Hotel“ bezeichnet Rezeptionist Orhan Keserli diese oberste Etage gerne, die für Gäste mit einem besonders großen Geldbeutel reserviert ist. Ruhig ist es hier, viel ist nicht los an diesem Samstagnachmittag. In einer Ecke gibt es eine Minibar, die Türe zum großen Konferenzraum steht offen. „Vip-Gäste“ haben Zutritt zu diesem Bereich, müssen 60 Euro am Tag dafür zahlen — „dafür können sie hier in Ruhe arbeiten, essen und sich ausruhen“, sagt Keserli.

Und wer in diesem Bereich verweilt, hat meist auch ein Zimmer in der höchsten Etage des Hyatt-Hotels gebucht. Eines unter ihnen ist stets besonders begehrt, immer wieder fragen Gäste gezielt nach diesem einen Zimmer — Zimmer 2179. „Es gibt Stammgäste, die sich mit keinem anderen Zimmer zufrieden geben, die nicht anreisen wenn das Zimmer belegt ist“, sagt der Rezeptionist. Dabei sei es zuweilen schwer, das Zimmer zu bekommen — fast immer sei es ausgebucht.

2179 liegt nicht nur auf der 18. und damit höchsten Etage des Hotels, es hat auch den besten Blick. Genau in einer Ecke des Hotels liegt es, ist eins der kleineren Zimmer, ist verwinkelt, nahezu verschachtelt gebaut. Doch das Zimmer hat auch seinen Preis. Um die 370 Euro kostet eine Nacht in etwa 60 Metern Höhe, mal sei es etwas günstiger, mal etwas teurer. „Das variiert schon mal“, sagt Rezeptionist Keserli.

Und auch wenn es das höchste Hotelzimmer ist, gibt es noch einen Bereich darüber. Durch eine Stahltüre gelang man hinter die Kulissen, Gäste haben hier keinen Zutritt — es ist das Reich von Katharina Kadur, einer der Technikerinnen, die täglich im Verborgenen dafür sorgen, dass im noblen Bereich des Hyatt-Hotels alles rund läuft. Durch ein Treppenhaus geht sie hinauf, die 19. Etage gehört ihr und ihren Kollegen. Vorbei ist es hier mit der noblen Ausstattung, statt edlen Leuchten verlaufen hier silbern schimmernde Lüftungsrohre unter der Decke, statt spiegelglatten Tischen stehen hier Stromkästen an den Wänden herum.

Kadur geht bis auf das Dach des Hotels, steht im Freien, ist umgeben von Röhren und Stahlträgern, die sich auf dem Dach befinden. Mit großen Kieselsteinen ist der Boden bedeckt, eine hohe graue Mauer umgibt den Technik-Bereich auf dem Dach.

Es scheint leblos zu sein hier oben, still und leise ist es — und doch wohnen in einer Ecke der Dachfläche, geschützt hinter der grauen Mauer, drei Bienenvölker. Einen eigenen Imker hat das Hotel im Hafen, er schaut nach dem Rechten, kümmert sich in über 60 Meter Höhe um die fleißgen Tiere. In der kalten Jahreszeit bleiben die Tiere in ihren Kästen — im Sommer aber schwirren sie aus, fliegen durch den Hafen. „Unten sind extra Wildblumenwiesen für die Bienenvölker angelegt worden“, sagt Technikerin Kadur. Der Honig der Bienen wird im Hotel an die Gäste verkauft — und auch des Öfteren als Andenken von Touristen mit in deren Heimatländer genommen.

Doch es gibt in den luftigen Höhen des Hotels noch mehr verborgene Räume als nur die Dachfläche an sich. Durch eine graue Türe gelangt Kadur hinter die gläserne Fassade des Hotels. Viel Platz ist hier nicht, schmal ist der Gang, der hinter den Glasscheiben entlangführt, umso besser ist jedoch der Ausblick. Direkt über den Medienhafen schweift der Blick der Technikerin. „Ich bin zwar nur selten hier, wenn aber, dann fällt es immer schwer, mich hier loszureißen“, sagt sie. In diesem schmalen Gang befindet sich auch das leuchtende Logo des Hotels.

Auf ihrem Weg zurück ins Hotel kommt Katharina Kadur vorbei an einer Maschine, die dafür sorgt, dass die Fassade glänzt. Es ist die Hebeanlage, die die Fensterputzer des Hotels über die schwarze Mauer hebt und sie dann an der Fassade hinablässt. Sie steht fest montiert auf der Dachfläche, wird gelegentlich in Betrieb genommen. Das Gebäude an sich ist übrigens noch relativ jung, wurde 2010 eröffnet. Seither gibt es unter dem Dach des Hotels mit seinen Bienen 303 Zimmer — und unter ihnen das begehrteste und höchste Hotelzimmer der Landeshauptstadt, das eine Zimmer 2179.

wz-duesseldorf.de

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