Musical "Kein Pardon": Im Refugium eines Paradiesvogels

Dirk Bach und Enrico de Pieri teilen sich eine Garderobe. Sie erholen sich zwischen kuriosen Andenken und Mutmachern.

Düsseldorf. Es funkelt und schillert, leuchtet und glänzt in der Garderobe des Capitol-Theaters. Zumindest auf der einen Seite. Die andere wirkt dagegen beinahe schlicht mit dem Fernseher auf der Kommode und den selbstgemalten Bildern an der Wand.

Die linke Hälfte gehört, wie könnte es anders sein, Dirk Bach, die rechte seinem Kollegen Enrico de Pieri. Links der Paradiesvogel, rechts der bodenständige Typ von nebenan. Zwei ganz unterschiedliche Charakter, die doch jede Woche Stunden um Stunden auf engstem Raum miteinander verbringen, alles miteinander teilen bis hin zu Sofa und Kleiderständer.

Die vielleicht 20 Quadratmeter große Garderobe ist ihr gemeinsames Zuhause, ihre WG. Und die haben sich die Schauspieler aus „Kein Pardon“ so eingerichtet, dass sie sich darin auch richtig heimelig fühlen. „Ich habe einfach viel Schönes mitgeschleppt, damit man es gemütlich hat“, sagt Bach.

Zu diesem kuriosen Sammelsurium aus Erinnerungen, Geschenken und Glücksbringern zählen etwa eine William-Shakespeare-Action-Figur („ein Muss für jeden Schauspieler“), eine mit dichtem Fell bedeckte Lampe und eine Popcorn-Maschine — die noch eingepackt ist. „Die haben wir von Hella von Sinnen“, erzählt Bach. „Vermutlich wäre sie überhaupt nicht begeistert, wenn sie sieht, dass die Maschine noch unbenutzt ist.“

Jedes Teil, das die Wand oder den Schminktisch ziert, hat seine Geschichte, seinen persönlichen Wert. Verwandelt den kühlen, anonymen Raum in vertraute Umgebung. Das gilt auch für die Dinge, die Enrico de Pieri mit nach Düsseldorf gebracht hat.

Viele Gesichter lächeln von den Fotos, die bei Proben oder Premieren entstanden sind, herab, zwischen den Spiegeln hängen zwei Gemälde aus der Hand von de Pieris Nichte und Neffe. Ein weiterer Hingucker: Eine Unterhose mit Plüschhasenkopf. „Das Geschenk eines Kollegen“, klärt de Pieri lachend auf. „Ich passe nicht hinein, also hängt sie eben an der Wand.“

Ein solch persönliches Refugium ist wichtig, findet de Pieri. „An Tagen mit Doppelshows halten wir uns über zehn Stunden am Stück im Theater auf.“ Auf der Bühne müssten sie stets fit, gut gelaunt und frisch sein. „Da ist es wichtig, einen Rückzugsort zu haben, an dem man nicht lustig sein muss und durchatmen kann.“

Deshalb feiert das Duo in seiner Garderobe auch keine privaten Aftershow-Partys. Selbst einzelne Gäste empfingen sie nur in seltenen Fällen. Vielmehr nutzen die beiden den Raum für Nickerchen auf der schwarzen Couch, einige Runden auf der Spielekonsole und Gespräche.

Auf die Nerven gingen sie sich nie, versichern beide Künstler. Denn obwohl ihre Reviere in der Garderobe vermuten lassen, es handle sich um Feuer und Wasser unter einem Dach, halten sich de Pieri und Bach für eine gute Kombination. „Wir verstehen uns super“, bekräftigt de Pieri. Außerdem hätten sie mit ihrem Quartier großes Glück. „Ich habe mir einmal mit 20 Leuten eine Garderobe geteilt, die voll Wasser gelaufen ist. Dagegen ist das hier echter Luxus.“

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