Kö-Treiben: Auge in Auge mit den Außerirdischen

Skurrile Begegnungen und Sonnenschein reichlich gab es am Sonntag auf der Königsallee.

Düsseldorf. Würden nicht irgendwo zwischen dem ganzen Funkeln, Glitzern und Schillern noch zwei menschliche Augenpaare hervorluken, könnte man meinen, diese beiden Paradiesvögel stammten von einem anderen Planeten. Und wie zwei Außerirdische stehen Rainer und Frank am Sonntag auf der Königsallee im Mittelpunkt des Interesses. „Die Kostüme haben wir aus Rio de Janeiro mit dem Schiff kommen lassen“, erklärt Rainer nicht ohne Stolz den staunenden Clowns, Löwen und Cowboys, die sich um das Duo scharen. Von den beiden Karnevalsprofis können sie sich noch einiges abschauen.

Während die beiden Jecken weiter die Kö hinab ziehen und sich in der Aufmerksamkeit der Feiernden sonnen, mischt einige Meter entfernt eine ganz andere Figur das bunte Treiben auf. Uwe Bores trägt zwar keine 500 Euro teuere brasilianische Robe, sondern nur einen einfachen Kittel. Doch als er seinen Hocker aufstellt, die ihm am nächsten stehende Dame ermuntert, sich darauf niederzulassen und daraufhin ihre schwarze Stiefel einer gründlichen Reinigung unterzieht, ist ihm das Rampenlicht sicher. „So etwas hab ich auch noch nicht erlebt“, sagt Nicole Lotz lachend, als der Krefelder frech auf ihren Schuh spuckt.

Wieso er das macht, noch dazu ganz umsonst? „Ich bin Karnevalist“, sagt er schlicht. „Ich möchte den anderen Jecken eine Freude bereiten.“ Und das gelingt ihm am Sonntag zweifellos. „Ein super Service“, bilanziert Nicole Lotz, die sich mit ihrer Familie einheitlich in schwarz-rote, venezianisch anmutende Kostüme gewandet hat. Dafür gibt’s am Ende auch ein Bützchen auf die Wange.

Ja, am Karnevalssonntag auf der Kö scheint alles möglich zu sein. Schräge Begegnungen, skurrile Bekanntschaften und dieses kleine bisschen Wahnsinn inklusive. Genau das liebt Uschi Pohlmann an diesem Tag. „Man wird jedes Jahr aufs Neue überrascht“, schwärmt sie. Mit ihrer Mannschaft „Jecke Bajazzos“ hat sie nun zum zehnten Mal Stellung auf der Kö bezogen, in ihren rot-weißen Clownskostümen tanzt die Gruppe ausgelassen im strahlenden Sonnenschein.

Davon gibt es zur kollektiven Freude der vielen Tausenden Besucher nämlich jede Menge. „So tolles Wetter hatten wir bisher höchstens ein oder zwei Mal“, meint Pohlmann. Da kann auch der winterliche Wind, der unerbittlich an den Kostümen zerrt, der euphorischen Stimmung keinen Abbruch tun. „Ich trage drei Pullover darunter“, berichtet Gisela Christiane vom Karnevalsverein „Tills Freunde“. Keine Gefahr also, auf dem Streifzug über die Kö zu erfrieren. Das Sahnehäubchen: Auch über’m Zoch soll heute den ganzen Tag über die Sonne lachen. In diesem Sinne: Düsseldorf Helau!

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