Für die Kostüm-Partys fahren viele meilenweit

Bei den Bällen herrschte mal wieder Flirtalarm. Und auf der Schrott-Gala ging es ziemlich schräg zu.

Düsseldorf. Wenn eine spärlich bekleidete Dame in Schwarz am Krummstab des Bischofs tanzt und Mensch gewordene Pellkartoffeln in Alufolie die Tanzfläche rocken, dann ist „Böse Buben Ball“. Zur 37. Ausgabe kamen am Samstag jede Menge Gäste in ausgefallenen Kostümen — frivol, sexy und kreativ. Mit 3300 verkauften Karten war der Ball in der Rheinterrasse wie immer ausverkauft. Party, tolle Kostüme — dazu Jazz-, Disco- und Karnevalsmusik in drei Sälen — für den Ball braucht der Prinzenclub keine Werbung machen, wie Ex-Prinz Rüdiger Dohmann erzählt: „Diese Veranstaltung ist für viele ein Muss an den tollen Tagen.“ Für Stimmung bis in den frühen Morgen sorgten vier Live-Bands.

Inge, Katja, Anizola, Susi, Maria und Susanne sind an diesem Abend als wandelnde Cocktails unterwegs, in Begleitung ihrer Männer im Biene-Maja-Kostüm. „Unsere Truppe ist seit fünf Jahren auf den Einladungskarten des Balls abgedruckt“, erzählt die gut gelaunte Truppe aus Hilden. Manuela, Petra und Simone sind als Böser Wolf und mit zwei Geißlein gekommen. „Wir sind aus Essen, allesamt Singles und haben jedes Jahr viel Spaß hier.“

Auf der Tanzfläche bewegt sich eine Freiheitsstatue zum Rhythmus, ganz tapfer hält sie dabei die ganze Zeit die vergoldete Fackel mit der rechten Hand hoch. Liza Minelli wirbelt mit ihrem Tanzstock übers Parkett, daneben schwofen lebendige Baustellen mit Leitkegeln auf dem Kopf und unzählige Euro-Rettungsschirme bewegen sich zum Takt der Musik.

Rüdiger Dohmann hat an diesem Abend die Wahl der Qual: Die drei schönsten Kostüme müssen her. Um 23.20 Uhr ist die Entscheidung gefallen, die Gewinner bekommen je 500 Euro: Die Schwestern Poseidons, Edith und Dagmar, haben mit ihren auffallenden Cyber-Locken aus dem Techno-Bedarf gewonnen. Auch Axel, der bestückt mit Oktopus, Quallen und Fischen als Meer verkleidet ist, und eine achtköpfige Gruppe von Elfen.

Was war das denn? Schrottgala im Zeichen der rheinischen Völkerverständigung? Die besten Plätze im Uerige hat sich eine kleine kölsche Enklave gesichert. Uli Binger singt ein „Best of“ von Bläck Fööss Hits und die Büttenrede des Abends hält Jürgen Becker von den Kölner Mitternachtsspitzen.

„Herrlicher Laden hier“, stellt Becker fest und entert als Großwesir im Morgenmantel die Bühne. Was dann passiert, ist für Domstädter normalerweise eine Todsünde, im Uerige dagegen wird es als gelebter Wille zur Integration begeistert gefeiert: Jürgen Becker stimmt das Altbierlied an — und der ganze Verein singt aus vollem Hals mit.

Der Rest der Schrottgala verläuft dagegen wieder ganz traditionell. Der Einmarsch der KG Regenbogen bringt die Feierwütigen gleich in Stimmung und wenn „De Fetzer“ zu spielen beginnen, weiß man, die Schrottgala 2013 geht zu Ende.

Zwischendurch verleiht Kabarettist und Schrottgala Ur-Gestein Frank Küster den Schrotti des Jahres. Und auch wenn der OB wegen der Feuerwehr-Affäre viel Spott erntet, den Schrotti bekommt er nicht, „auch wenn es ein sehr enges Rennen war“, wie Frank Küster gesteht. Den bekommt das neue Düsseldorfer Stadtlogo, das sich gegen so namhafte Konkurrenz wie Berlins Flughafen und Stuttgarts neuen Hauptbahnhof durchsetzt. Immerhin bekommen die Düsseldorfer jetzt Heimatgefühle, wenn sie nach Dänemark oder Dubrovnik reisen, sagt Küster. Denn da steht das gleiche Logo.

Selten beginnen Karnevalspartys mit einem roten Teppich, beim Fedefe ist das normal. Im Steigenberger Parkhotel feierten die Jecken am Samstagabend das Fest der Feste. Die Fedefe Kostümparty der Prinzengarde Rot-Weiss schon seit 49 Jahren ein Top-Ereignis im Karneval. Die Atmosphäre ist entspannt, das Restaurant und kleine Snackstände an jeder Ecke versorgen das närrische Volk mit Brezeln, Sandwiches und Champagner. Hier ist für jeden Geschmack etwas dabei, ein Disko-Raum, das helle Foyer oder der typische Sitzungscharakter im Heinrich-Heine-Saal.

Jochen Roggenkämper und Jörg Penner nehmen sich im Restaurant eine kleine Auszeit und passen in ihren persischen Gewändern perfekt ins edle Ambiente. Sie waren schon auf etlichen anderen Bällen, der Fedefe sei ihnen aber am liebsten, erklärt Penner: „Es ist der Mix aus Livebands, der tollen Location und den netten Leuten - hier ist zwar Karneval, aber eben nicht prollig.“ Roggenkämper ergänzt grinsend: „Genau, hier liegen nämlich keine Flaschen auf dem Boden.“

Nicht der einzige Unterschied zu anderen Karnevals-Partys, denn das einzige, dass hier an die klassischen Karnevalssitzungen erinnert, ist das Programm. Für die Stimmung sorgten unter anderem die Fetzer und andere Spitzen-Bands.

Für die besondere Stimmung nahm Sandrine Kinne eine lange Anreise in Kauf. Die Londonerin mit französischen Wurzeln feiert mit Ehemann und Freunden jedes Jahr in Düsseldorf. Ihr Mann sei ursprünglich aus der Gegend und zum Karneval kämen sie jedes Jahr zurück, denn hier gäbe es eben das gewisse Etwas erklärt Kinne: „Es ist super, man hat einfach Spaß, es ist hier so gesellig, man genießt einfach das Leben.“ Flagge zeigt die Engländerin trotzdem, als glitzernder Union Jack.

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