Düsseltal: Ein Stadtteil vom Reißbrett

Lange gab es auf dem Gebiet nur eine Mühle und ein Kloster. Der Zoo entstand auf Acker.

Düsseldorf. Der geschichtsträchtigste Ort von Düsseltal gehört eigentlich gar nicht zum Stadtteil. Seit rund 700 Jahren steht an der heutigen Mulvanystraße eine Mühle. Doch die Buscher Mühle, erläutert Geschichtskenner Manfred Hebenstreit, gehört historisch betrachtet zu Derendorf. Die Wurzeln von Düsseltal selbst liegen ganz am anderen Ende des Stadtteils, dort wo einst das Trappistenkloster stand.

Doch heute gehört die Mulvanystraße zu Düsseltal, die Mühle, die hier steht, wurde nach dem Krieg wieder aufgebaut. Dabei wurde allerdings eines der alten Mahlwerke verwendet, das laut Inschrift aus dem Jahre 1811 stammt.

Zu dieser Zeit gab es einen Stadtteil mit Namen Düsseltal noch nicht. Manfred Hebenstreit schlägt einen Stadtplan von 1840 auf, die Grafenberger Allee — heute zum Teil Südgrenze des Stadtteils — ist zu sehen. Ansonsten ist alles weiß. Nur im Osten ist eine große Fläche besiedelt, die damalige „Rettungsanstalt für verlassene und verwaiste Kinder“, Düsseldorfer Urzelle der Graf-Recke-Stiftung.

Deren Geschichte beginnt 1709 als Kloster der Trappisten, eines Ordens von Schweigemönchen, die sich von den Zisterziensern gelöst hatten und aus Frankreich gekommen waren. Der Katholik Jan Wellem schenkte ihnen das große Stück Land, das damals von Wald und Sumpf umringt war. Ungefähr da, wo sich inzwischen Graf-Recke- und Mathildenstraße kreuzen, war der westliche Eingang.

Vor den Toren des Klosters versuchten die Mönche den Sumpf trockenzulegen und betrieben Ackerbau. Bis mit Napoleons Säkularisierung zu Beginn des 19. Jahrhunderts die Aktivität des Ordens ihr Ende fand.

Auf ihrem einstigen Ackerland entstand später der Düsseldorfer Zoo, gegründet von einer Privatgesellschaft, die das Gelände laut Manfred Hebenstreit für „einen Appel und ein Ei“ erwarb.

Der Zoo wuchs daraufhin stetig, bis seine Geschichte mit der Zerstörung im 2. Weltkrieg endete. Hebenstreit wundert sich darüber, dass noch heute viele Geschäfte und Kneipen im Umfeld sich „am Zoo“ nennen, obwohl es den seit 70 Jahren nicht mehr gibt. Auch der Name Zooviertel für Düsseltal ist weiterhin verbreitet.

Das Gelände des heutigen Parks und einstigen Zoos war zu Beginn größer, bis der Teil zwischen Flora- und Graf-Recke-Straße für die Weltausstellung des Jahres 1880 abgeknapst wurde. Dort entstanden für die „größte Ausstellung Deutschlands“, wie es damals hieß, gigantische Hallen. Heute stehen hier Wohnhäuser.

Das eigentliche Wachstum des Stadtteils begann dann erst zu Beginn des 20. Jahrhunderts. Düsseltal ist laut Hebenstreit ein Stadtteil, der auf dem Reißbrett entstanden ist. Anders als zum Beispiel Bilk oder Derendorf, die aus Dörfern mit einer Kirche und einem Markt gewachsen sind.

Schnell entwickelte sich der Stadtteil zu dem, was er bis heute geblieben ist, ein vornehmes Wohnviertel. Warum das so gewesen ist, darüber kann Manfred Hebenstreit nur Mutmaßungen anstellen. Die nächsten Viertel um die Innenstadt waren eher industriell geprägt: Flingern, Oberbilk und Bilk: „Also sind die wohlhabenden Menschen nach Norden ausgewichen.“ Nach Oberkassel kam man damals noch nicht so leicht — es gab noch keine Brücke über den Rhein.

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