Gastkommentar Für sein Studium ist Benjamin Berntsson um die halbe Welt gereist

Die Chemie hat mich sehr früh fasziniert, schon an meiner Schule in Canberra in Australien: Das Fach war herausfordernd und befriedigte meine ständige Neugier. Es führte mich später ans College und von da zum Chemiestudium an die Australian National University (ANU), wo ich — sehr erfolgreich — Pheromone bei Pflanzen und Bestäubern erforschte.

Das Fach hielt mich in Bewegung: Aus Australien ging es für ein Semester nach Kanada und dann nach Düsseldorf. Was man hier in Deutschland im Allgemeinen scheinbar oft nicht weiß: Die chemische Forschung hier im Land ist in der Welt hoch angesehen und ist deutlich besser als zum Beispiel die in meiner Heimat.

Und die Graduiertenschule der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf versprach eine besonders gute Ausbildung. Zudem pflegt sie gute Verbindungen zur Industrie, wichtig auch für den späteren Berufseinstieg nach der Promotion. Mit den Menschen und der Stadt musste ich allerdings erst „warm“ werden. Als ich nach Deutschland kam, sprach ich kein Wort Deutsch. Mimik war anfangs oft meine einzige Kommunikationsform, was zu interessanten und lustigen Situationen führte.

Mit Hilfe von Freunden und Kollegen konnte ich mich aber innerhalb eines Jahres gut auf „Denglisch“ verständigen. Dass das Leben in Deutschland anders ist als in Australien, merkte ich auch bald: Sonntags sind die Geschäfte geschlossen, man wohnt eher in Wohnungen als in Häusern und die Städte sind weniger grün. Die größte Umstellung war aber die Mentalität der Menschen: Während Australier locker und offen sind, erlebte ich die Menschen hier formeller und konfrontativer.

Doch ich ließ mich nicht entmutigen und fühle mich inzwischen sehr wohl. Fachlich begeisterten mich das Wissensniveau der deutschen Studierenden und der leichte Zugang zu Praktika, in denen man sich spezialisieren kann. Auch die Qualität der Ausstattung, die mir zur Verfügung stand, war außergewöhnlich. So konnte ich mich ganz auf meine Forschung konzentrieren und neue Enzyme entwickeln, mit denen umweltfreundlich chemische Synthesen durchgeführt werden können. Nebenbei lernte ich auch das Umland kennen, denn das Institut für Bioorganische Chemie, an dem ich arbeitete, ist am Forschungszentrum in Jülich angesiedelt.

Die guten Verbindungen zur Industrie ermöglichten es mir, am Ende meiner Promotion bei Henkel ein sechsmonatiges Praktikum zu machen. Dadurch lernte ich die Chemie aus industrieller Perspektive kennen. Es war eine sehr produktive Zeit. Kurz nach dem Ende des Praktikums schloss ich auch meine Promotion ab. Seitdem suche ich nach Chancen, in Deutschland zu arbeiten und Kontakte in die Industrie und die akademische Welt zu knüpfen. Ich möchte hier bleiben, am liebsten in Düsseldorf.

Ich will mein chemisches Verständnis vertiefen und mit den besten Chemikern zusammenarbeiten. In diesen Tagen beginnen viele neue Studierende an der HHU ihr Studium. Sie haben mit der Universität und der Stadt Düsseldorf eine gute Wahl getroffen. Ich bin für beides um die halbe Welt gereist.

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