Gast-Beitrag Bürgerbegehren als letzte Chance für die Gaslaternen?

Auch die Düsseldorfer Jonges engagieren sich für den breiteren Erhalt des Gaslichts - hier ein Gast-Beitrag von Stadtbildpfleger Volker Vogel.

Volker Vogel ist Stadtbildpfleger der Düsseldorfer Jonges.

Volker Vogel ist Stadtbildpfleger der Düsseldorfer Jonges.

Foto: PHOTOBERINGER

"Seen the lights go out on...“ — dieses Lied des Musikers Billy Joel kommt mir gerade in den Sinn, wenn ich an die gegenwärtige Gaslaternen-Diskussion in Düsseldorf denke. Darin beschreibt der amerikanische Songwriter in einer Zukunftsvision seine Heimatstadt New York, in der kriegsbedingt die Stromzufuhr gekappt wird, alle Lichter ausgehen und die berühmte Skyline in sich zusammenbricht.

Wir sind nicht New York, aber unsere Gaslaternen haben zwei Kriege und zahlreiche Stürme überdauert, und außer im Hofgarten funktionieren sie heute noch. Was ist also der Grund für die Eile und den Druck, der seitens der Verwaltung aufgebaut wird, um fast handstreichartig über angebliche Bürgerbeteiligungen in den Bezirken den Abriss von etwa 10 000 Gaslaternen zu legitimieren?

Es gibt weder eine sinnige Begründung, noch eine überstürzte Entscheidungsfindung dafür, da wesentliche Punkte des Ratsbeschlusses vom vergangenen Dezember, die an die Diskussion um die Gaslaternen geknüpft wurden, von der Verwaltung nicht oder nur teilweise umgesetzt wurden. Dies betrifft zum Beispiel die fehlende „Schaffung noch festzulegender und zu definierender Erhaltungszonen“, die Erstellung einer geeigneten „Teststrecke Straßenleuchten“, die Prüfung von alternativen Finanzierungsmodellen, eine größere Kostentransparenz, sowie eine hinreichende Aufklärung der Bürger.

In den Bürgeranhörungen der Bezirke wurde dies mehr als deutlich. Die Verwaltung hat vergeblich versucht, mit einem Gutachten eine Bewertungstabelle lediglich über die Gaslaternen in den baurechtlich gültigen Erhaltungs- und Satzungsgebieten zu erstellen. Dumm nur, dass diese Gebiete nichts mit der Bedeutung der Gaslaternen zu tun haben, was den Protest von Denkmalschutz, Heimatvereinen und Historikern hervorgerufen hat. In den geprüften Gebieten befinden sich etwa 3400 Leuchten, so dass mit etwas „gutem Willen“ noch die eine oder andere Straße außerhalb hinzugezogen wird, um auf die magische Zahl von mindestens (!) 4000 zu erhaltenden Gaslaternen, gemäß Ratsbeschluss, zu kommen. Das hätte zur Folge, dass das Gaslicht in ganzen funktionierenden und gewachsenen Stadtvierteln wie zum Beispiel Düsseltal, Flingern, Pempelfort oder Niederkassel plattgemacht wird, was einem Skandal gleichkommt.

Langsam scheinen die Düsseldorfer zu begreifen. Die Stadtwerke haben durch die Zertifizierung aller Leuchtentypen bis zum Jahresende den rechtlichen und technischen Rahmen für den Weiterbetrieb der Gaslaternen geliefert. Chapeau! Nun bedarf es nach den regelmäßigen Punktsiegen der Gaslaternen-Befürworter in den Anhörungen eines klaren Bekenntnisses seitens der Bürger, Politiker und der Stadt, dieses weltweit einzigartige Kulturgut zu erhalten. Vielleicht ist sonst ein mögliches Bürgerbegehren die letzte Chance für den großflächigen Erhalt der Gaslaternen.

Volker Vogel ist Stadtbildpfleger der Düsseldorfer Jonges

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