Gast-Beitrag Als privater Theaterbetreiber kritisiert René Heinersdorff den Wettbewerb der Häuser

Seitdem es die Subvention gibt, die bei den Theatern in öffentlicher Trägerschaft eher einer Finanzierung gleicht, gibt es den Streit darum, was förderungswürdig ist und was nicht. Die einen wollen ein ästhetisches Versuchsinstitut für darstellende Kunst, die anderen erschwingliche Unterhaltung gefördert sehen, alle in dem Irrglauben, die Kunst kann nur dann gedeihen, wenn sie sich finanziell nicht allzu sehr sorgen muss.

René Heinersdorff leitet das Theater an der Kö

René Heinersdorff leitet das Theater an der Kö

Foto: Sergej Lepke

Zum Glück bietet die deutsche Theaterlandschaft all das, nicht zuletzt aber auch durch den Beitrag der vielen Theater in privater Trägerschaft. Die Macher dieser Privattheater schütteln dabei allzu gern den Kopf über so manchen finanziellen Auswuchs an städtischen und staatlichen Häusern, nicht so sehr als Theaterleute, sondern als Steuerzahler. Das ist soweit nicht neu.

Auch das Unterbieten im Preis kennt das deutsche Theaterwesen lange, kaum ein Haus, das tatsächlich die Preise an der Kasse verlangt, die dort angeschrieben stehen. (am D’haus bis 44 Euro). Während der vergangenen Intendanzen in Düsseldorf gab es plötzlich „Sonderkarten“ für drei Euro zu Premieren, zwei Karten zum Preis von einer und momentan gibt es Sachbeigaben und Fortunakarten zum Abschluss eines zu 50 Prozent ermäßigten Abonnements, Familienkarten zu zehn Euro für drei Personen und vieles mehr. Das erinnert an Groupon und ist schon fast eine Sache für den europäischen Gerichtshof in puncto Wettbewerbsverzerrung mit Steuergeldern.

Nun aber, und das ist neu, wird in Düsseldorf zu Spenden aufgerufen. Es geht nicht um Sponsoren und betuchte Bürger, die ihren Beitrag leisten wollen, sondern um deren Aufruf an die Bürgerschaft im Allgemeinen. Abgesehen davon, dass Betteln immer eine Skepsis gegenüber der Institution hervorruft, die bettelt, weil man sich zu Recht fragt: „Was hat die falsch gemacht, dass sie betteln muss?“, kann es nicht sein, dass der Bürger, der einen großen Beitrag zur Finanzierung leistet, beim Augenarzt, in der Kantine und in der Post, per Broschüre (interessant wäre auch hier zu erfahren, wer den Druck bezahlt) und als erstes Bild auf der Homepage nun dazu aufgefordert wird, die baulichen Versäumnisse der öffentlichen Hand und den offenbar verfehlten Haushaltsplan des Theaters via Spende auszugleichen.

Schwer nachzuvollziehen, dass eine sozialdemokratisch geführte Stadt, angesichts der Probleme in ebendieser, diesen Spendenaufruf unterstützt. Die Gemeinnützigkeit verweigert das Finanzamt den privaten Theatern gegenüber jedenfalls beharrlich.

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