Mediziner streuen Salz in die Wunde

Ein Gründerteam entwickelt an der Heine-Uni eine neue Behandlung für Diabetiker und gründet ein eigenes Unternehmen.

Mediziner streuen Salz in die Wunde
Foto: Sergej Lepke

Düsseldorf. Es ist ein echtes Volksleiden: „In Deutschland gibt es sechs Millionen Diabetiker. 40 Prozent davon leiden an Durchblutungsstörungen der unteren Extremitäten“, erklärt Professor Christoph Suschek. Die Folgen für die Betroffenen sind gravierend. Sie reichen von ständigen Schmerzen in den Beinen über Taubheitsgefühl in den Zehen bis hin zu chronischen Wunden, die nicht mehr heilen wollen.

Der Grund dafür ist eine gestörte Entwicklung der Blutgefäße, die eine reibungslose Zirkulation nicht mehr gewährleisten können. „Es fehlt an einem Stoff, den der Körper normalerweise selbst produziert — Stickstoffmonoxid kurz NO.

„Von dieser Erkrankung sind etwa 2,4 Millionen Menschen betroffen“, sagt Suschek, der mit seinem Gründerteam von der Heine-Uni im Life-Science-Center eine neue Behandlungsmethode entwickelt hat, um den fehlenden Stoff zu ersetzen und die Gefäße wieder weit und durchgängig zu machen. „Wir haben ein spezielles Fußbad entwickelt, das die Durchblutung der Beine und Füße deutlich verbessert, wenn man es zweimal täglich für 15 Minuten anwendet.“

So können chronische Wunden — im Volksmund auch „offene Beine“ genannt — vermieden bzw. geheilt werden. „Das NO zieht durch die Haut einen Zentimeter tief ein und erreicht so die betroffenen Blutgefäße“, erklärt der Biologe.

Das Problem bestand bislang darin, eine gute Quelle für das Stickstoffmonoxid zu finden. Dafür hat das Gründerteam nun eine Lösung. „Unser Ausgangsstoff ist Nitrit, das auch unter dem Begriff Pökelsalz bekannt und das auch ganz natürlich in der menschlichen Haut vorhanden ist“, sagt Suscheks Gründerkollegin Christine Volkmar. Beim No-Lux-Medibad kommt es in Form von Tabs zur Anwendung. Diese werden in die Nebenkammer eines Fußbads eingesetzt, wo unter der Einwirkung von energiereichem UVA-Licht Stickstoffmonoxid entsteht, das dem Fußbad genau dosiert zugegeben wird.

Mit diesem Gerät und den Tabs wollen die Gründer der Heine-Uni sich künftig selbstständig machen. „Durch die Nebenkammer kommt der Patient nicht mit dem schädlichen UVA-Licht in Berührung“, sagt Volkmar. Neben den Biologen Suschek und Volkmar gehörten der Biologe Christian Opländer und der Medizintechniker Luis Hurtado Aguilar (33) zum Team, das Mitte des Jahres das eigene Unternehmen als GmbH gründen will.

Vor dem Markteintritt in etwa dreieinhalb Jahren stehen noch drei Stufen der klinischen Erprobung. „Wichtig war für uns als Ausgründung aus der Heine-Uni die Unterstützung der Einrichtung Diwa, die ihren Sitz ebenfalls hier im Life-Science- Center hat. Gerade bei der Finanzierung und anderen betriebswirtschaftlichen Fragen ist man als Naturwissenschaftler auf Hilfe von außen angewiesen. Da war die Diwa für uns Coach und Berater“, sagt Suschek mit Blick auf den eigenen Businessplan, mit dem man gerade beim NUK-Wettbewerb am Start ist.

Geld brauchen die Wissenschaftler vor allem für die klinischen Studien. „Die ersten beiden Stufen können wir noch selbst finanzieren, die dritte kostet aber zwei Millionen Euro, da hoffen wir auf Investoren wie Business Angels oder Venture-Capital-Gesellschaften. Dort müssen wir jetzt mit dem Businessplan hausieren gehen“, sagt Suschek, der inzwischen bereits einen mittelständischen Produzenten für medizinische Geräte als Partner gefunden hat.

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