Die schrille Diva aus Israel

Dana International tritt erneut für ihre Heimat beim Song Contest an. Der Sieg der Transsexuellen 1998 war eine Sensation.

Düsseldorf. „Ich vertrete ein liberales Israel — ein Israel, das menschliches Leben akzeptiert, egal wie man ist, egal wie man aussieht und egal welchen Geschlechts oder welcher Rasse man ist.“ Diese Worte stammen von einem der schrillsten Stars des Eurovision Song Contest: Dana International ist mit ihren extravaganten Kostümen und dramatischen Gesten bunt, grell, kitschig.

Man erwartet von ihr übertriebenen Glamour, aber nichts Tiefgründiges. Doch die Frau, die eigentlich als Mann geboren wurde und 1998 als erste Transsexuelle beim Eurovision Song Contest sang und gewann, kann viel über die Zweischneidigkeit dieser Welt sagen. Jetzt tritt Dana International erneut beim Song Contest für ihr Land an und wieder lautet ihre Botschaft: Auch ich bin Israel.

Geboren wurde sie 1972 in Tel Aviv als Yaron Cohen. Im Alter von 18 Jahren teilte der junge Mann seinen Eltern mit, dass er in Zukunft als Sharon und somit als Frau durchs Leben gehen werde.

Sie waren schockiert, brauchten Zeit und hielten dann doch zu ihrem Kind. „Sie standen vor der Alternative, einen homosexuellen Sohn oder eine Tochter zu haben. Für sie war das kein Unterschied“, sagte Sharon Cohen einmal in einem Interview.

Ihren Bühnennamen Dana International legte sie sich in den 90er Jahren nach einem gleichnamigen Lied zu. Durch eine Operation wurde sie zu dieser Zeit auch körperlich zur Frau und galt landesweit als Star der DiskoMusik-Szene.

Schon damals erlebte sie jene Zwiespältigkeit, jene Mischung aus Faszination und Abneigung, mit der sie bis heute umgehen muss. Als feststand, dass sie Israel beim Song Contest 1998 vertreten würde, bekam sie die volle Abneigung ultraorthodoxer Juden zu spüren.

Ein Minister der streng religiösen Schas-Partei bezeichnete sie als „Abscheulichkeit“, die seine Ehre als Jude beschmutze. Das Kuriose: Bis dato hatte Dana International gerade unter streng religiösen Juden als eine Art Geheimtipp gegolten. Denn eigentlich ist es Ultraorthodoxen verboten, Lieder von Frauenstimmen zu hören. 1995 soll dagegen ein einflussreicher Rabbi entschieden haben: Dana International wurde vor Gott als Mann geboren — ihre Musik ist erlaubt.

Mittlerweile gilt die Sängerin als anerkannter Star. Bei ihrer zweiten Teilnahme am Song Contest kann sie sich nun ganz auf ihre Rolle als Vertreterin Israels konzentrieren. Darauf hatte Yoav Ginai, der den Text zu ihrem damaligen Siegerlied „Diva“ geschrieben hat, schon 1998 gesetzt: „Die Menschen verbinden Israel mit Krieg und konservativen Werten.“ Dana International dagegen könne ein freies und fröhliches Israel repräsentieren.

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